Fußball

„Welche Haltung haben wir als Gesellschaft?“

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zieht Bilanz und blickt auf das Schattenjahr 2020.

28.12.2019

Von sid

Seit November 2018 im Amt: Martina Voss-Tecklenburg. Foto: dpa

Seit November 2018 im Amt: Martina Voss-Tecklenburg. Foto: dpa

Frankfurt. Das erste Jahr als Bundestrainerin hat Spuren hinterlassen. Also nimmt sich Martina Voss-Tecklenburg über den Jahreswechsel eine Auszeit mit ihrem Mann Hermann in Thailand. „Es war ein herausforderndes Jahr“, fasst es die Fußballlehrerin zusammen, „sehr spannend, sehr facettenreich, bereichernd.“ Aber eben auch schmerzhaft. Denn bei der WM im Sommer in Frankreich schied der zweimalige Weltmeister im Viertelfinale gegen Schweden (1:2) aus. Die Folge: Bei den Sommerspielen 2020 in Tokio muss der Olympiasieger von 2016 am TV zuschauen. Voss-Tecklenburg hat keine Wahl, sie muss das Schattenjahr abseits des Rampenlichtes dennoch als Chance sehen.

„Das kann auch positiv sein, weil es Ruhe gibt für das, was man auf der geschaffenen Basis optimieren und aufbauen will“, so die 52-Jährige. Jetzt hat sie Zeit zum Tüfteln. Das Alternativprogramm für die verjüngte DFB-Auswahl: Algarve Cup, EM-Qualifikation, „vier qualitativ sehr starke Gegner“ in der zweiten Jahreshälfte, dazu können Senkrechtstarterinnen wie Lena Oberdorf oder Klara Bühl bei der U-20-WM als Leitfiguren vorangehen und wachsen. Der Prestigeerfolg zum Jahresabschluss in Wembley Anfang November gegen England (2:1) vor fast 78?000 Zuschauern soll nach zwei verpatzten großen Turnieren Rückenwind verleihen.

Doch nicht allein die sportliche Entwicklung ihres Teams treibt die 52-Jährige um. Während die Weltmeisterinnen aus den USA bereits für „Equal Pay“ kämpfen, steht für die gebürtige Duisburgerin in Deutschland noch immer „Equal Play“ im Vordergrund. „Es gibt noch immer Vereine, Trainer, Funktionäre, die Mädchenfußball nicht so gleichberechtigt und selbstverständlich sehen, wie wir das brauchen“, so die viermalige Europameisterin.

Über allem stehe eine zentrale Frage: „Welche Haltung haben wir als Gesellschaft gegenüber dem Frauenfußball?“ Hier müsse im Kampf um mehr Wertschätzung und Aufmerksamkeit viel mehr mit den Vorzügen geworben werden: „Viele negative Begleiterscheinungen des Fußballs gibt es bei uns nicht. Wir spielen einfach ehrlichen, leidenschaftlichen Fußball.“

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Erstellt:
28.12.2019, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 28.12.2019, 06:00 Uhr

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