Welcome to Norway

Welcome to Norway

Tragikomödie aus Norwegen über einen Hotelier, der sich mit Flüchtlingen eine goldene Nase verdienen will.

13.07.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Wie wird aus einem Fremdenfeind ein Flüchtlingsfreund? Indem er sich mit den Ankömmlingen eine goldene Nase verdient. So stellt sich das jedenfalls der Norweger Primus vor, als er sein heruntergekommenes Hotel im verschneiten Norden des Landes zur Asylunterkunft ummodelt. Dafür gibt es jede Menge Staatsknete, und überdies können die „Neger“, wie er sie nennt, bei der dringend notwendigen Renovierung ja selbst Hand anlegen.

Dass er sich auch jede Menge Probleme aufgehalst hat, merkt Primus erst bei der Ankunft der 50 Migranten aus aller Herren Länder. Christ und Moslem aufs gleiche Zimmer geht gar nicht, Schiit und Sunnit noch viel weniger. Auch ist es mit Bergen tiefgefrorenen Weißbrots als Verpflegung nicht getan. Zudem fordern die Behörden ultimativ teure Nachbesserungen, damit sie den Laden nicht gleich wieder schließen. Kurzum: Primus, der schon manches Geschäft in den Sand gesetzt hat, wächst die Sache über den Kopf. Doch zum Glück gibt es einen jungen, interkulturell bewanderten Afrikaner, der ihm diktiert, was zu tun ist.

Dieser Abedi ist aber auch der einzige Flüchtling, für den sich Regisseur Rune Denstad Langlo („Chasing The Wind“) ansatzweise interessiert. Sein Fokus richtet sich vielmehr auf die Entwicklung des Eingeborenen, hinter dessen herrenmenschlicher Macher-Attitüde alsbald ein notorischer Verlierer mit sympathischen Zügen zum Vorschein kommt. Im täglichen Umgang mit dem Fremden weichen seine Ressentiments und seine Profitgier nach und nach der Empathie. Damit es nicht allzu wohlfühlig wird, zeigt der Film aber auch, dass Humanität gegen eine in Panik verfallende Politik einen schweren Stand hat.

Den Rest der 90 Minuten füllt Langlo – neben einigen wenigen ertragreichen Nebensträngen – mit witzigen, absurden und tragikomischen Begebenheiten, die der Kulturclash in der nordnorwegischen Provinz heraufbeschwört. Um ethnische Stereotype macht er zwar keinen Bogen, bürstet sie mitunter aber gegen den Strich. Der einzige, der die marode Elektrik des Hotels halbwegs im Griff hat, stammt jedenfalls aus Libyen.

Ein mürrischer Wikinger und 50 Migranten raufen sich am Polarkreis zusammen. Sympathische Sache.