Hirrlingen

Welle der Hilfsbereitschaft für abgeschobene Familie

Dank vieler Spenden hat sich die Lage einer aus Hirrlingen abgeschobenen Serbin mit ihren vier Kindern in Belgrad etwas stabilisiert.

19.12.2018

Von Ulrich Eisele

Spendenaufruf im Kindergarten für eine Hirrlinger Familie, die nach Serbien abgeschoben wurde. Privatbild

Spendenaufruf im Kindergarten für eine Hirrlinger Familie, die nach Serbien abgeschoben wurde. Privatbild

Viele Menschen nahmen tatkräftig Anteil am Schicksal der 28-jährigen Frau, die am 23. Oktober nachts von der Polizei abgeholt und nach Belgrad abgeschoben worden ist. Davor hatte die alleinerziehenden Mutter von vier kleinen Kindern mit ihren Eltern drei Jahre lang als Asylbewerberin in Hirrlingen gelebt. Ihr Asylantrag war abgelehnt worden, die Abschiebung angedroht. Dennoch hatte die Frau nicht mit der Rückführung gerechnet, da drei ihrer Kinder wegen einer Behinderung die Rottenburger Lindenschule besuchten und dort gut integriert waren.

Leser spendeten 1600 Euro

Von einer Welle der Hilfsbereitschaft konnte nun Diakon Godehard König berichten, der mit der Familie in Kontakt steht und für sie Unterstützung organisiert. Allein aus der Kirchengemeinde Hirrlingen seien über 1000 Euro an Spenden eingegangen, sagte er auf Anfrage des SCHWÄBISCHEN TAGBLATTs. Rund 200 Euro spendeten zudem ehemalige Mitschüler/innen der Lindenschule, die sie mit einem Marmeladen-Stand auf dem Weihnachtsmarkt eingenommen hatten. Weitere Geldspenden kamen aus dem katholischen Kindergarten St. Josef in Hirrlingen, in den das kleinste Kind der abgeschobenen Familie ging.

Aber auch Leserinnen und Leser des TAGBLATTs aus dem gesamten Kreisgebiet spendeten, die aus der Zeitung von dem Fall erfuhren. Insgesamt seien so rund 1600 Euro für die Familie zusammengekommen, sagte Godehard König. Davon überweise er der Familie monatlich 100 Euro. Damit könne die allein erziehende Frau in Belgrad, wo sie derzeit mit ihren vier Kindern lebt, schon etwas anfangen. Etwas mehr als ein Jahr lang hofft der Diakon, die Familie damit unterstützen zu können. Es gehe ihnen nicht gut, hatte König noch vor drei Wochen in einem Beitrag für das Gemeindeblatt geschrieben.

Zwölf Personen in einem Raum

Die Frau und ihre vier Kinder hätten keine eigene Wohnung. Sie seien bei einer Tante untergekommen und würden mit zwölf Personen in einem Raum schlafen. Die Familie erhalte auch keinerlei staatliche Hilfe. Die Kinder könnten außerdem nicht zur Schule gehen, da eine der Lindenschule ähnliche Förderschule 20 Kilometer entfernt sei und kein Bus dorthin fahre.

Inzwischen, so sagte König auf Anfrage des TAGBLATTs, „hat sich die Schockstarre gelöst“. Die Kinder würden nun auf die nächstgelegene staatliche Schule gehen. Eine besondere Förderung würden sie jedoch nicht erhalten. Über die hiesige Caritas habe er Kontakt zur Caritas in Belgrad geknüpft, berichtete der Diakon, damit auch auf diesem Weg Hilfe geleistet werden könne.

Appell für weitere Hilfe

Das wichtigste Ziel sei es, eine Wohnung zu finden, doch dies sei schwierig. Aussicht auf eine baldige Rückkehr bestehe auch nicht. Erst in zweieinhalb Jahren könne die Familie erneut versuchen, legal in die Bundesrepublik einzureisen.

Im Gemeindebrief hat Godehard König die Gemeindemitglieder dazu aufgefordert, Weihnachtspakete an die Familie zu schicken. Weitere Geldspenden seien im Moment nicht nötig. Wenn Geld für eine Wohnung(-seinrichtung) benötigt werde, wolle man unter Umständen einen neuen Spendenaufruf starten, sagte der Diakon. Vorläufig wolle er allen danken, die geholfen haben, „auf welche Art auch immer“.

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Erstellt:
19.12.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 30sec
zuletzt aktualisiert: 19.12.2018, 01:00 Uhr

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