Kolumne

Wenn du eine Straße baust, guck vorher ins Kataster

Manuel Fuchs über einen klugen Unternehmer

28.10.2022

Von Manuel Fuchs

Horst und Norman Schuon, Geschäftsführer der Haiterbacher Gebrüder Schuon Logistik GmbH, machen ihrem Ärger in einer Pressemitteilung Luft: Sie möchten das Unternehmen im interkommunalen Gewerbegebiet Haiterbach-Waldachtal vergrößern, und die beiden Kommunen mauern oder trödeln (Link zum Artikel siehe unten).

Gewissermaßen nebenbei ist zu lesen: „Nachdem die Kommunen den Kreisverkehr auf der Verbindungsstraße zwischen Haiterbach und Waldachtal vor kurzer Zeit ungefragt einfach auf seinem [Horst Schuons] Privatbesitz realisiert hätten, habe er sich in dem guten Glauben, das es bald weitergehe, zurückgehalten.“

Wie bitte?! Jemand baut öffentliche Straßen auf Privatgrund, noch dazu, ohne vorher den Eigentümer zu fragen? Das kann, das darf doch nicht stimmen – aber ebenso wenig setzt Horst Schuon Unwahrheiten in die Welt. Laut Google liegt der Kreisverkehr auf Waldachtaler Gemarkung, also Anruf beim Landratsamt Freudenstadt: nix. Regierungspräsidium Karlsruhe vielleicht? „An der Sanierung der Landesstraße waren wir beteiligt, aber vom Kreisverkehr steht hier nichts.“ Hm.

Die Gemeinde Haiterbach und der Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet haben den Kreisverkehr auf eigene Kosten gebaut, steht in einer älteren Zeitungsausgabe. Also Anruf im Haiterbacher Rathaus, Bürgermeister Andreas Hölzlberger geht selbst ans Telefon. Jaaaaa, das sei ein bisschen blöd gelaufen, erklärt er wortreich: Tatsächlich habe Haiterbach den Kreisel rasch planen und bauen wollen, um sich an die L-354-Sanierung anzuhängen. Irgendwie müsse im Eifer des Gefechts wohl versäumt worden sein, die Eigentumsverhältnisse der vom Bau betroffenen Grundstücke auf Waldachtaler Seite zu klären. Tatsächlich führe jetzt ein Teil der Zufahrt zum Kreisverkehr über ein Grundstück, dass Herrn Schuon gehört. Der Böschung neben der Straße sei das aber nicht anzusehen gewesen.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Horst Schuon dem Treiben zugesehen und klug abgewartet hat. Wahrscheinlich wusste er sogar schon vor dem ersten Baggerstich Bescheid, schließlich kriegt er doch mit, was im Zweckverband ge-, be- und versprochen wird. Seine Besitzansprüche hat er erst angemeldet, als es kein Zurück mehr gab. Dümmstenfalls hätten die Kreisverkehrbauer Kreisverkehrrückbauer werden müssen. Man habe sich geeinigt und Schuon Grundstücke zum Tausch angeboten, erklärt Hölzlberger; er habe akzeptiert, nur der Notartermin stehe noch aus.

Schuon war, das ist offensichtlich, in der besseren Verhandlungsposition und hat für sein Böschungsgrundstück neben der Landesstraße Flächen im Gewerbegebiet bekommen. Auch wenn nicht jeder neue Quadratmeter seinem Unternehmen einen unmittelbaren Nutzen bringen dürfte, gilt einmal mehr der Grundsatz „Haben ist besser als brauchen“.

Die Kreisverkehrbauer sind nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Das Ganze ist nur deshalb keine Dorfposse, weil Haiterbach Stadtrechte hat.

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Erstellt:
28.10.2022, 20:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 28.10.2022, 20:00 Uhr

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