Empfingen · Gewerbe

Wenn eine Zufahrt zum Laden gesperrt ist

Seit etwa sechs Wochen wird die K 4762 zwischen Empfingen und Betra saniert und ist daher für ein Jahr gesperrt. An ihrem Empfinger Ende sind einige Geschäfte ansässig. Welche Auswirkungen hat die Baustelle auf deren Kundschaft?

01.07.2020

Von Manuel Fuchs

Die Kreisstraße 4762 von Empfingen nach Betra wird saniert und bleibt deshalb für noch knapp ein Jahr gesperrt. Bilder: Karl-Heinz Kuball

Die Kreisstraße 4762 von Empfingen nach Betra wird saniert und bleibt deshalb für noch knapp ein Jahr gesperrt. Bilder: Karl-Heinz Kuball

Johannes Zimmermann,Geschäftsführer von ZMG Motorsport

Johannes Zimmermann,
Geschäftsführer von ZMG Motorsport

Johannes Zimmermann, Geschäftsführer des Empfinger Motorrad-, Roller- und Quad-Geschäfts ZMG Motorsport, wirkt gelassen: Die staubende Großbaustelle hinter seiner Verkaufs- und Werkstatthalle, die für ein Jahr gesperrte Kreisstraße 4762 von Neckarhausen über Betra nach Empfingen, habe keinen Einfluss auf sein Geschäft. „Bei uns ist alles im grünen Bereich“, sagt er. Laufkundschaft spiele bei ihm kaum eine Rolle, seinen Kunden kommen aus bis zu 50 Kilometern Umkreis und „denen ist es egal, ob sie in Neckarhausen oder in Fischingen abbiegen müssen.“

Frank Bartosch,Filialleiter des „Sonderpreis“-Baumarkts

Frank Bartosch, Filialleiter des „Sonderpreis“-Baumarkts

Etwas weniger positiv sieht es der Filialleiter des benachbarten Baumarkts Frank Bartosch: „Es ist schon etwas ruhiger, aber dass das nur an der Baustelle liegt, glaube ich nicht.“ Einerseits habe die Corona-Pandemie gerade den Baumärkten außergewöhnlichen Zulauf beschert, weil viele die Gelegenheit nutzten, größere Projekte in Haus und Garten anzugehen. Zum zweiten habe sich die Geschäftsstruktur der Baumarkt-Kette im vergangenen Jahr geändert; sie wird nicht mehr im Franchise-System betrieben. Auch das könne sich natürlich auf Kunden und Umsätze auswirken. Er schätzt, dass die Umsätze „über den Daumen 10 Prozent“ unter den sonstigen liegen. Zusätzliche Werbemaßnahmen, damit sich Kunden nicht von der weiteren Anfahrt abschrecken lassen, hat er noch nicht geplant. „Sowas müsste ich mit der Zentrale absprechen“, meint er.

Marion Frommer,Inhaberin eines Getränkemarkts

Marion Frommer,
Inhaberin eines Getränkemarkts

Zehn Prozent Rückgang wären für Marion Frommer, die den Getränkemarkt neben dem Baumarkt betreibt, ein Segen. Es laufe schlecht, seit die Straße gesperrt sei, sagt sie: „Mir fehlt fast die Hälfte meiner Umsätze.“ Ein Indikator sei der Kaffeeautomat, der für 1,50 Euro alles Varianten zwischen „schwarz“ und „Moccacino“ in Pappbecher brüht: „Anfang lief der richtig gut; derzeit muss ich draufzahlen“, sagt Frommer. Viele ihrer Kunden kommen aus Betra, erzählt sie. Einige hätten sich beim letzten Einkauf vor der Baustelleneröffnung verabschiedet: „Ich komm dann jetzt für ein Jahr nicht mehr.“ Frommer hofft, dass sie nach dieser Frist wieder den Weg zum Empfinger Getränkemarkt finden und sich nicht dauerhaft anders orientieren. Zwar bescherten ihr die Bauarbeiter zusätzliches Geschäft, aber das wiege den Rückgang keinesfalls auf. Dazu wurden im Zuge der Corona-Pandemie viele kleine Feiern und Feste abgesagt und entsprechend weniger Getränke gekauft. Auch die Geschenkkörbe waren spürbar weniger gefragt, sagt sie.

Andreas und Sandra Rappeneckerin ihrem Imbisswagen

Andreas und Sandra Rappenecker
in ihrem Imbisswagen

Eine Chance in der Krise sieht die Schaustellerfamilie Rappenecker aus Betra. „Wir haben ja quasi Berufsverbot“, meint Andreas und spielt damit auf die vielen abgesagten Dorf- und Volksfeste an. Er, seine Frau Sandra und Tochter Celine bieten von Montag bis Samstag neben dem Baumarkt Currywurst, Burger, Crêpes, Süßigkeiten und Getränke aus dem Imbisswagen an. „Das lief von Anfang an überraschend gut“, erzählt Sandra Rappenecker. „Am Mittwoch, 10. Juni, hatten wir die Zusage vom Baumarkt, dass wir uns hier hinstellen dürfen. Ab Donnerstag, Fronleichnam, haben wir den Wagen fertiggemacht, und seit Freitag, 12. Juni stehen wir hier.“ Nach vier Wochen sollte die Familie Bilanz ziehen, ob sich das Geschäft lohnt – bereits nach gut zwei Wochen ist Sandra Rappenecker sehr zuversichtlich. Sie glaubt, dass die umliegenden Geschäfte und ihre mobile Kleingastronomie voneinander profitieren. Besonders für Baumarktkunden und Baustellen-Arbeiter sei der Wagen mit Theke und Stehtischen das passende Angebot.

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Erstellt:
01.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2020, 01:00 Uhr

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