Baukultur

Wenn nur die Höhe nicht wäre

Die Massigkeit des geplanten Horber Wohnprojekts auf dem Waldner-Areal wird erneut zum Diskussionspunkt. Christian Bok lässt nicht locker.

13.04.2017

Von Dagmar Stepper

Die Animation zeigt, wie das Betreuten-Wohnen-Projekt auf dem Waldner-Areal aus Sicht der Hornaustraße das Horber Stadtbild prägen wird.

Die Animation zeigt, wie das Betreuten-Wohnen-Projekt auf dem Waldner-Areal aus Sicht der Hornaustraße das Horber Stadtbild prägen wird.

Christian Bok ist kein Freund des Betreuten-Wohnen-Projekts auf dem Waldner-Areal. Das hat er häufig öffentlich kundgetan. Er lässt nicht locker mit seiner Kritik, auch wenn der Städtebau- und Sanierungsausschuss Mitte März Grünes Licht für den Neubau in der Mühlener Straße gegeben hat. Bok stellt im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE eins klar: „Ich bin nicht gegen eine Bebauung. Wohnungen werden in Horb dringend benötigt. Aber nicht in dieser Höhe. Das erschlägt einen.“

Lieber nur drei Geschosse

Daher hat Bok eine Animation erstellt, um die Wuchtigkeit des Gebäudes zu zeigen. Denn die Pläne, die der Investor BPD Immobilienentwicklung GmbH im Ausschuss präsentierte, hält er für geschönt. „Fakt ist, dass hier ein Baukörper entstehen soll, der alles erschlägt“, sagt Bok. Man könne das Bauvorhaben auch nicht anhand eines A4-Formats beurteilen. „Was die Stadt da vorgelegt hat, ist ein Witz“, urteilt er.

Bok führt die Zahlen an: 15,15 Meter beträgt die Firsthöhe beim geplanten Wohnprojekt. Das sei zwar ein knapper Meter niedriger als das benachbarte Gebäude, das allerdings ein Satteldach hat. „Optisch wirkt ein Satteldach ganz anders, denn die Traufhöhe ist viel niedriger“, betont Bok. Ganz anders beim Betreuten-Wohnen-Projekt, der ein Block mit Flachdach sei: „Wenn man da von unten nach oben schaut, ist es ein Blick wie auf die Berliner Mauer“, urteilt er harsch. Bok fordert daher einen Bau mit nur drei Geschossen anstatt der geplanten vier.

Der Investor erteilt dieser Reduzierung erwartungsgemäß eine Absage: „Bei einem Geschoss weniger wäre das Ganze finanziell nicht mehr darstellbar“, sagt Projektentwickler Thomas Zeitzschel auf Anfrage. Er führt das Nachbargebäude an, das höher ist als der geplante Bau. „Klar, die Traufe ist dort niedriger, aber darüber kann man ewig streiten“, meint er. Aber letztendlich würden darüber die Baurechtsbehörde und das Regierungspräsidium entscheiden. Zeitzschel gibt noch zu bedenken, dass das Glauner-Haus eventuell in den kommenden Jahren abgerissen und ein Neubau höher ausfallen könnte. „Eine Stadt entwickelt sich ja“, sagt er abschließend. Den Bauantrag will die BPD Ende diesen oder Anfang nächsten Monats einreichen. Am Spatenstich im Herbst will man festhalten.

Nagold baut ästhetischer

Mit seiner Kritik steht Christian Bok allerdings nicht alleine da. Auch im Ausschuss wurden mehrfach die Höhe und die Fassadengestaltung kritisiert. Der Investor hatte daraufhin nachgebessert. Die Pläne wurden nochmals überarbeitet, als das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe im Februar 2015 der Baugenehmigung eine Absage erteilte. Das RP kritisierte die vielen Befreiungen, die die Horber Baurechtsbehörde hätte erteilen müssen. Daraufhin wurde auch die Gestaltungssatzung der Stadt überarbeitet.

Christian Bok ist allerdings der Auffassung, dass auch das nachgebesserte Betreute-Wohnen-Projekt nicht der neuen Gestaltungssatzung entspricht. Denn auch höhere Nachbargebäude hätte so eigentlich nicht gebaut werden dürfen. Er wirft der Stadt vor, zu wenig Druck auf den Investor ausgeübt zu haben. Denn das Stadtbild würde nachhaltig gestört. „In Horb heißt es, Hauptsache bauen und es wird der erstbeste genommen.“ Das gelte auch für das Einkaufszentrum, das gerade rasant wächst. Manche würde sich zu wenig Gedanken machen, ob die Objekte auch städtebaulich zu Horb passen. „Warum hat die Stadt nicht den Anspruch, ästhetisch zu bauen – so wie in Nagold?“, fragt er sich. Gerade in Nagold könne man gut beobachten, wie moderne Bauten zum Blickfang werden können.

Bok verweist auf die Punkthäuser, die auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände im Nagolder Riedbrunnenpark entstehen. Für gelungen hält er auch die Pläne für die Bebauung des Ankereareals. Die schwedische Modekette H&M will hier im kommenden Jahr eine ihrer größten Filialen eröffnen. Hinzu kommen bei dem 15-Millionen-Projekt Wohn- und Büroflächen. Boks Kommentar dazu: „In Nagold baut man Punkhäuser, in Horb einen Block.“