Wer früher stirbt ist länger tot

24.11.2015

Fünf Jahre mussten verstreichen, bis sich Hollywood nach dem Terror-Angriff auf New York berappelt hat und nun mit einem Spielfilm von Oliver Stone („Natural Born Killers?) ins Herz der Finsternis vorstößt.

Das darf man wörtlich nehmen, denn die Flugzeug-Attacke auf die Twin Towers ist schon nach wenigen Filmminuten vorüber, die Türme sind eingestürzt, und nun liegen zwei Cops, die eigentlich Menschenleben retten wollten, mit schwersten Verletzungen metertief unter den Trümmern begraben. Dort machen sie sich mit aufmunternden Worten gegenseitig Mut, ehe auf Veranlassung eines zu allem entschlossenen Ex-Marines kurz vor knapp die Rettungstrupps anrücken.

Würde Oliver Stone nicht gelegentlich das patriotische Pathos triefen lassen, käme man sich vor wie in einem hundsgewöhnlichen Grubenunglücksfilm ? einem eher langweiligen sogar, denn das Drehbuch lässt es gut damit sein, die Verschütteten als dienstbeflissene Polizisten ohne weitere Charaktereigenschaften vorzuführen. Noch ärmlicher als diese matte Genre-Übung ist jedoch die Parallelhandlung, in der die daheim die Stellung haltenden Weibchen der beiden mit Inbrunst bangen müssen ? unerklärlich, warum dafür das schauspielerische Talent von Maggie Gyllenhaal und Mario Bello verschwendet wurde.

Das i-Tüpfelchen auf der Pleite sind dann die von einem makellosen Familienleben kündenden Rückblenden ? gerade so, als seien die Eingeschlossenen nur deswegen der Rettung würdig. Man versteht ja, dass das amerikanische Nationaltrauma jedem Regisseur größte Vorsicht und Zurückhaltung abverlangt. Aber bevor man solche schmalbrüstigen Filmchen auf den Weg bringt, hätte man lieber weitere fünf Jahre zuwarten sollen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 46sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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