Winter-Openairkino ist in Gefahr

Wer rettet den „wenzigen Schlock“?

„Die Feuerzangenbowle“ auf dem Tübinger Haagtorplatz kann nur noch durch das Engagement eines tatkräftigen Vereins überleben.

12.11.2018

Von Ulla Steuernagel

So sah Heinz Rühmann vor neun Jahren und so sieht er immer noch aus – wenn man ihn lässt.Archivbild: Ulrich Metz

So sah Heinz Rühmann vor neun Jahren und so sieht er immer noch aus – wenn man ihn lässt.Archivbild: Ulrich Metz

Dieses Jahr würde die „Feuerzangenbowle“ zum 27. Mal über die Leinwand auf dem Tübinger Haagtorplatz flimmern. Und zwar wie immer zum Auftakt des Tübinger Weihnachtsmarktes, am Freitag, 14. Dezember.

Das 27. Jahr ist jedoch nicht nur für viele Stars das Schicksalsjahr schlechthin, auch für das Filmevent könnte es den Tod bedeuten. Wenn nicht – ja, wenn nicht– eine Gruppe von erfahrenen Aktiven die Sache in die Hand nimmt. Das Schöne, sie muss die Organisation, das Fest und den An- und Abbau nicht neu erfinden, sie muss die bestehenden Pläne nur tatkräftig umsetzen und kann darüber hinaus noch die eigene Kasse auffüllen. Klar ist jedenfalls, dass, so Carsten Schuffert von den „Bewegten Bildern“, „ein ganzer Tag von morgens 10 bis nachts um 1 Uhr zu rocken ist.“

Die Stadtverwaltung, die vor einigen Jahren das Event in die Hand genommen hat, ist nämlich nicht mehr in der Lage, die Sache mit eigenem Personal, beziehungsweise Azubis, zu stemmen. Sehr zum Bedauern von Rainer Kaltenmark. Denn die Erfahrung zeigt, man bräuchte rund 25 zupackende Kräfte, um das Kinoevent in Gang zu setzen.

Sowohl Kaltenmark als auch Schuffert hoffen nun, dass sich ein „festerprobter Verein“ findet, der sich des Spektakels annimmt. Die neuen Macher könnten dabei auf die Assistenz der Fachabteilung für Ordnung und Gewerbe bei der Stadt und auf die „Bewegten Bilder“ zurückgreifen. „Die Stadt wäre auch bereit, das Wetterrisiko“ zu tragen“, versichert Kaltenmark. Die Getränkeeinnahmen, zum Beispiel von der namensgebenden Bowle, könnte der Verein dann für sich verbuchen. Außerdem wird die Veranstaltung noch mit je 500 Euro durch das Kulturamt und das TAGBLATT gesponsert.

Anschaffungskosten hätten die neuen Aktiven ebenfalls keine. „Die gesamte Infrastruktur - Tassen, Tische, Bänke und einen Pavillon“ stellt die Stadt. Die Technik kommt von den „Bewegten Bildern“. Über die Jahre funktionierte das Zusammenspiel gut und das Publikum mauerte selbst bei regnerischem Wetter nicht. „Es gab immer nur wenig Werbung“, so Schuffert, „das Ganze ist ein Selbstläufer.“

Um die 1500 Zuschauer/innen schauen sich im Schnitt den Heinz-Rühmann-Film von 1944 an und wärmen sich die Hände am Zuckerhut-Heißgetränk. Schon beim Gedanken an den Film, den die Nazi-Propaganda-Abteilung zunächst verbieten wollte, hört man die leicht brüchige Stimme des Schauspielers, der sich in der Oberprima vorstellt mit: „Pfeiffer mit drei F“. Und man hört Lehrer Schnauz (Erich Ponto) den Schülern einen „wenzigen Schlock“ des Heidelbeerweines offerieren.

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Das Freilicht-Spektakel hätte 2011 schon fast ein Ende gefunden. Damals stieg die Firma „Bewegte Bilder“ von Carsten Schuffert nach 20 Jahren als Organisationszentrale aus. Die Stadt sprang ein und beauftragte die 2014 verstorbene Kulturmanagerin Karin Czuka mit dem Event, das sich zum Auftakt des Tübinger Weihnachtsmarktes etabliert hatte. Wer sich für die Fortführung interessiert, kann sich bis Montag, 19. November, bei Rainer Kaltenmark melden unter 0 70 71 / 204 26 35 oder rainer. kaltenmark@tuebingen.de