Spurensicherung in Horb-Nordstetten dauert an

Wer tötete Michael Riecher?

Die Spurensicherung im Nordstetter Anwesen lief am Donnerstag weiter. Spezialisten untersuchten auch die Computer des Getöteten.

08.11.2018

Von Manuel Fuchs

Verdacht auf Tötungsdelikt in Horb-Nordstetten
02:23 min
Die Spurensicherung im Nordstetter Anwesen lief am Donnerstag weiter. Spezialisten untersuchten auch die Computer des Getöteten.

Die Vorboten des ereignisreichen Mittwochs parkten am Morgen vor dem Polizeirevier in der Neckarstraße: Vier Kleinbusse der Polizei ließen einen größeren Einsatz vermuten. Was genau, wollten zunächst jedoch weder das Horber Revier noch das Tuttlinger Präsidium preisgeben.

Am Mittag folgte die offizielle Bestätigung: In Nordstetten sei am vergangenen Samstag ein 57-jähriger Mann leblos in seiner Wohnung im Erdgeschoss eines Mehrparteienhauses aufgefunden worden; Michael Riecher, wie sich später herausstellen sollte.

Weil die Todesursache nicht erkennbar war, wurde eine Obduktion angeordnet. Deren Ergebnisse legten ein Tötungsdelikt nahe. 50 Beamte einer Sonderkommission suchten am Mittwoch in und um Nordstetten Spuren, Indizien und Hinweise, um den Tathergang zu rekonstruieren und dem Täter auf die Spur zu kommen.

„Rollläden runter“ in Nordstetten: Zum einen möchten die Ermittler in Ruhe arbeiten; zum anderen beschränkt sich jedermanns Recht auf Privatsphäre nicht auf die Lebenszeit. Bild: Manuel Fuchs

„Rollläden runter“ in Nordstetten: Zum einen möchten die Ermittler in Ruhe arbeiten; zum anderen beschränkt sich jedermanns Recht auf Privatsphäre nicht auf die Lebenszeit. Bild: Manuel Fuchs

Aus den Ermittlungsarbeiten des ersten Tages zeichnete sich noch kein konkretes Ergebnis ab, aber das sei geradezu normal. Dieter Popp vom Polizeipräsidium Tuttlingen kommentiert den Stand der Ermittlungen „Alles, was gefunden wird, wird ausgewertet, analysiert und zugeordnet.“ Dazu gehörten gegebenenfalls auch DNA-Spuren. „Jede Spur kann berechtigt oder unberechtigt sein. Das weiß man aber erst, wenn man ihr nachgegangen ist.“

Eine schwarzhaarige Rexingerin berichtete der SÜDWEST PRESSE, sie selbst sei noch am Mittwoch mit dem Hinweis auf ihre Haarfarbe von der Kriminalpolizei zuhause vernommen worden. Dass eine dunkelhaarige Frau als Zeugin oder Tatverdächtige infrage komme, wollten Staatsanwaltschaft und Polizei weder bestätigen noch dementieren. Auch zur Vernehmung hieß es lapidar: „Polizeiliche Einzelmaßnahmen können wir nicht kommentieren.“

Ermittlungen dauern an

Am gestrigen Donnerstag wurde die Spurensuche in Michael Riechers Anwesen fortgesetzt: Beamte untersuchten unter anderem Computer in der Wohnung und im Büro des Getöteten, welches im Souterrain desselben Hauses liegt. Am Nachmittag war einer gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaft Rottweil und des Polizeipräsidiums Tuttlingen zu entnehmen: „Umfassende kriminaltechnische Maßnahmen, intensive Anwohnerbefragungen sowie weitreichende Ermittlungen im Umfeld des Opfers dauern an.“

Selbstmord ausgeschlossen

Bislang konnten jedoch weder ein Tatverdacht begründet noch Erkenntnisse zum Motiv gewonnen werden. Der 57-Jährige wurde durch Gewalteinwirkung getötet; ein Suizid und ein Unglücksfall seien nach gerichtsmedizinischer Bewertung auszuschließen, ist der Pressemitteilung zu entnehmen. Der Leichnam weise sehr wohl Anzeichen auf Fremdeinwirkung auf, die allerdings für den Notarzt am Samstag nicht ohne Weiteres zu erkennen waren.

Vier Kleinbusse waren nötig, um die Sonderkommission zur Spurensuche nach Nordstetten zu fahren. Bild: Manuel Fuchs

Vier Kleinbusse waren nötig, um die Sonderkommission zur Spurensuche nach Nordstetten zu fahren. Bild: Manuel Fuchs

Von einer Tötung auf Verlangen geht die Staatsanwaltschaft ebenfalls nicht aus, wie deren Sprecher Frank Grundke der SÜDWEST PRESSE mitteilte. Bleibt also ein Tötungsdelikt, möglicherweise im Affekt. Darauf deutet der jüngste Zeugenaufruf hin: Er fragt ausdrücklich, wenn auch nur beispielhaft, ob jemand ein Streitgespräch gehört habe.

Zum Bericht vom Vortag

Wer hat etwas gesehen oder gehört?

Die Ermittlungsbehörden bitten weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer im Bereich der Weikersthalstraße im Verlauf des Freitags sowie in der Nacht auf Samstag verdächtige Wahrnehmungen machte, möglicherweise auch beispielsweise ein Streitgespräch oder wegfahrende Autos gehört hat, wird dringend gebeten dies der Sonderkommission unter Telefon 0741/477108 zu melden.

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Erstellt:
08.11.2018, 16:15 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 08.11.2018, 16:15 Uhr

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