Kampfkandidatur gegen Hilde Mattheis angekündigt

SPD-Kreisvorsitzende Dorothea Kliche-Behnke will stellvertretende Landesvorsitzende werden

Dorothea Kliche-Behnke (37), Tübinger Kreisvorsitzende der SPD, möchte stellvertretende Landesvorsitzende ihrer Partei werden. Das kündigte sie überraschend bei der Kreisversammlung in der Gaststätte „Hirsch“ am Freitag an.

15.10.2018

Von Andreas Straub

Kliche-Behnke Privatbild

Kliche-Behnke Privatbild

„Ja, das ist eine Kampfkandidatur“, bestätigte Kliche-Behnke auf Nachfrage. Die bisherige Amtsinhaberin für Südwürttemberg Hilde Mattheis (64), Bundestagsabgeordnete aus Ulm, möchte eigentlich weiter machen.

Kritik an der Amtsinhaberin

Insgesamt gibt es bei der SPD vier stellvertretende Landesvorsitzende, entschieden wird beim Parteitag am 24. November dieses Jahres in Sindelfingen. Erst kurz zuvor war gekannt geworden, dass auch die amtierende Landesvorsitzende Leni Breymaier mit Lars Castellucci, Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Rhein-Neckar, unerwartet Konkurrenz bekommt. Zuletzt sahen Umfragen die Landes-SPD gerade einmal bei 11 Prozent.

In ihrer Bewerbung steckt Kritik an der Amtsinhaberin Mattheis, das gab die Tübinger Kreisvorsitzende Kliche-Behnke zu. „Die Stimmung vor allem in Südwürttemberg ist schlecht und die Unzufriedenheit ist hoch“, sagte Kliche-Behnke. Sie habe schon länger überlegt und sich Mitte des Jahres zur Kandidatur entschlossen. Andere Genossen sagten, sie hätten sich den Schritt schon früher gewünscht. „Wir haben aus Südwürttemberg nur noch zwei Landtagsabgeordnete und drei Bundestagsabgeordnete“, sagte Kliche-Behnke. Damit sei die Region viel zu schwach vertreten. „CDU und Grüne haben klare landespolitische Profile entwickelt“, so Kliche-Behnke. Das vermisse sie bei ihrer eigenen Partei.

„Partei der Bildung“

Auf Nachfrage erklärte sie, die SPD müsse wieder als „Partei der Bildung“ wahrgenommen werden. Denn es sein nicht nur die Grünen, die sich beispielsweise für Gemeinschaftsschulen eingesetzt hätten. Auch eine gute Lehrerversorgung und Inklusion seien Themen der SPD. Für ihre Landespartei will Kliche-Behnke zudem die „ökologische Ausrichtung stärken“. Gerade in Baden-Württemberg mit vielen industrienahen Arbeitsplätzen müsse sich die SPD wieder mehr um die „Arbeit der Zukunft“ kümmern. „Das müssen wir zusammen mit den Gewerkschaften aktiver angehen“, sagte Kliche-Behnke. Sie beobachte eine „strukturelle Schwäche“ im Land, während es kommunalpolitisch oft gut laufe.

Auf „Jung gegen Alt“ will sie die Abstimmung Ende November indes nicht reduziert wissen. Kliche-Behnkes Manko könnte indes sein, dass sie kein Landtags- oder Bundestagsmandat hat. Traditionell sind es immer Abgeordnete, die den stellvertretenden Landesvorsitz übernehmen. Kliche-Behnke befindet sich derzeit in Elternzeit. Davor hat die promovierte Literaturwissenschaftlerin im familieneigenen Betrieb in der Personalabteilung und in der Revision gearbeitet. „Ich erfahre viel Zuspruch“, sagte Kliche-Behnke. Da sie SPD ohnehin nur noch so wenige Abgeordnete aus Südwürttemberg stellt, könne mit dieser Tradition gebrochen werden. „Das ist eine Kandidatur der Basis“, sagte Kliche-Behnke. „Ich rechne mir gute Chancen aus.“

In der Versammlung wurden neun Delegierte aus dem Kreis für den Landesparteitag gewählt. Man einigte sich auf einen Antrag zur Verbesserung der Situation in der Geburtshilfe. Zum loklen Streitthema „Herdweg“ hielten sich die meisten Genossen aus dem Kreis Tübingen zurück. Die SPD, das wurde mehrfach geäußert, stehe „qualitativem Wachstum“ positiv gegenüber. Was das jedoch genau bedeuten soll, blieb unklar. Jedenfalls nicht „nur sprudelnde Steuereinnahmen“, sagte ein Genosse.

Bedarf an Gewerbeflächen

Rottenburgs Finanzbürgermeister und SPD-Mitglied Hendrik Bednarz begrüßte Dorothea Kliche-Behnkes Kandidatur um den stellvertretenden Landesvorsitz und die Diskussion um die Zukunft der Partei: „Ich drücke die Daumen“. Er nutzte die Gelegenheit für einen umfangreichen „Werbeblock“ für die Stadt Rottenburg. „Zuletzt haben wir jährlich 300 Einwohner dazu bekommen“, sagte Bednarz. Sie bräuchten Wohnraum und Arbeitsplätze. „Es ist ein großer Bedarf an Gewerbeflächen da.“ Es sei die Aufgabe der Sozialdemokraten, sich um diejenigen zu kümmern, die auf Arbeit angewiesen sind und nicht „mal eben nur die Hälfte arbeiten können“.

Zur Wachstumskritik sagte Bednarz: „Wir sollten neue Entwicklungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrnehmen.“ Er verwahrte sich zudem gegen „unsinnige Behauptungen“. Durch das geplante Gewerbegebiet breche etwa die Versorgung mit Lebensmitteln ganz sicher nicht zusammen. „Wir brauchen Jobs“, sagte Bednarz. Rottenburg wolle insbesondere fürs Handwerk ein attraktiver Standort sein und stärker mit der Hochschule kooperieren.

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Erstellt:
15.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 15.10.2018, 01:00 Uhr

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