Mit Engelszungen

Wie Salif Keïta nach Reutlingen kommt

Er ist eine der bekanntesten Stimmen Afrikas: Salif Keïta hat die Musik seines Kontinents in das internationale Stile-Universum eingeführt, er wirkte über Jahre stilbildend und als musikalischer Vorreiter – einem Pfadfinder gleich, der längst weltweiten Ruf genießt.

08.11.2016

Von Matthias Reichert

„Ich kenne ihn, seit ich Musik höre“, sagt franz. K-Geschäftsführer Andreas Roth. Unser Bild zeigt den Sänger und Songschreiber bei einem Tübinger Besuch 1999. Keïta tritt nun am Sonntag um 20 Uhr im franz. K auf.

Mitveranstalter ist der Städtepartnerschaftsverein Reutlingen-Bouaké, der seit 2008 den Austausch mit der Elfenbeinküste fördert und regelmäßig namhafte afrikanische Musiker nach Reutlingen holt. „Wir wollen zeigen, dass afrikanische Kultur zu Unrecht auf Trommeln reduziert wird“, sagt Kafalo Sekongo vom Verein.

Keïta stammt aus einer adligen Familie aus Mali; der Name bedeutet übersetzt „Jäger“. Sein Vater wollte nicht, dass der Sohn singt. „Er hat mit allen sozialen Normen gebrochen“, sagt Roth – umso mehr, weil der Sänger als Albino immer wieder diskriminiert wurde. Weißhäutigen Afrikanern werden dort magische Kräfte und dämonische Eigenschaften nachgesagt, entsprechend werden sie verfolgt und bedroht.

Keïta brach sein Lehrer-Studium ab und sang in einer Band, zeitweise wurde er als Musiker vom Staat bezahlt. Nach einem Machtwechsel in Mali setzte sich die Band an die Elfenbeinküste ab, wo sie sich in „Les Ambassadeurs Internationaux“ umbenannte. 1984 wagte Keïta den Sprung nach Paris, wo er seine eigene Musik machte. Die ist von den afrikanischen Traditionen geprägt, greift aber auch Stile von Blues bis Soul auf. Er adaptierte die europäische Tradition und sang beispielsweise französische Chansons nach afrikanischer Art.

Auf seiner Tournee greift der mittlerweile 67-Jährige auf ein klassisches afrikanisches Instrumentarium zurück. Möglich wurde der Reutlinger Auftritt, weil Keïta am Montag auch in Basel gastiert. Deshalb lag ein Reutlinger Termin nahe. Das franz. K riskiert aber ein Minusgeschäft, weil solche Größen natürlich nicht für umsonst auftreten und die Reisekosten auch nicht ohne sind. Aber bestimmt wird der Mut der Veranstalter mit einem ausverkauften Konzert belohnt.