Skispringen

Wie Wellinger sich bettet, so schwebt er

Der 22-Jährige fliegt mitten in der Nacht von der Großschanze hellwach zur Silbermedaille. Heute kann das deutsche Team den Olympiasieg von 2014 wiederholen.

19.02.2018

Von MANUELA HARANT

Sprung auf den zweiten Platz: Andreas Wellinger präsentierte sich auf der Großschanze erneut in Bestform. Foto: Kenjiro Matsuo/Imago

Sprung auf den zweiten Platz: Andreas Wellinger präsentierte sich auf der Großschanze erneut in Bestform. Foto: Kenjiro Matsuo/Imago

Pyeongchang. Ein guter Schlaf, so sagt man immer, ist die Grundlage für einen gelungenen Tag. Und wie man sich bettet, so liegt man. Im Fall von Andreas Wellinger kann man analog sagen: Wie er sich bettet, so springt er. Denn für den Olympiasieger von der Normalschanze hatte der gesunde Schlaf ebenfalls eine große, wenn nicht sogar Medaillen-entscheidende Bedeutung bei seinem Gewinn der Silbermedaille von der Großschanze (135,5/142 Meter) hinter dem überragenden Polen Kamil Stoch (135/136,5 m).

„Wenn ich versucht habe zu schlafen, hat's hier meistens gut funktioniert“, nannte Wellinger hinterher einen von vielen Gründen für seine beiden herausragenden Sprünge, mit denen er unter anderem die starken Norweger allesamt hinter sich ließ: „Dagegen bin ich ziemlich durcheinander, wenn ich schlecht geschlafen habe.“ Wenn der 22-Jährige das so lapidar sagt, scheint es, als müsse man Andreas Wellinger künftig nur noch fragen, wie er geschlafen hat, und könnte danach die Medaillenprognose stellen. Auch wenn Skispringen natürlich bei weitem nicht so einfach ist: Dass Wellinger seinen Schlaf überhaupt selbst zum Thema macht, zeigt allerdings, dass jedes Rädchen ineinander greifen muss, wenn bei Olympia Großes geschehen soll.

So hatte sich Co-Trainer Jens Deimel extra ein paar Tage früher aufgemacht, und die guten Matratzen organisiert, von denen ein Sponsor „30 oder 40 Stück“, so Wellinger, fürs 154-köpfige Team Deutschland nach Korea transportiert hatte. „Er hat gleich fünf Stück für uns geblockt“, plauderte Wellinger aus dem Nähkästchen. „Und das war unser Glück, denn die waren deutlich besser als die, die vorher im Bett lagen. Toll dass wir darauf Zugriff hatten.“ Vielleicht war auch das der Grund, warum Teamkollege Karl Geiger mit Platz sieben (132/137,5 m) ebenfalls sein bestes Resultat bei Olympia feiern durfte.

Einzig der als Medaillenkandidat gehandelte Richard Freitag (9.) und Markus Eisenbichler (14.) durften nicht zufrieden sein. Letzterer muss nun sogar im Teamwettkampf für Stephan Leyhe weichen. Der Schwarzwälder hatte sich mit drei Topsprüngen im Training für die Mannschaftsaufstellung empfohlen.

Norwegen ist Topfavorit

Wenn die Deutschen allerdings ähnlich ausgeschlafen heute um 21.30 Uhr Ortszeit (13.30 Uhr MEZ) ins Teamspringen gehen, ist ihnen eine weitere Medaille kaum zu nehmen. Einzig die Farbe ist schwer zu prognostizieren. Topfavorit sind die Norweger um den zweifachen Bronzemedaillengewinner Robert Johansson, deren schlechtester Springer am Samstag Achter wurde. Superspringer Kamil Stoch hat dagegen schon einige Unsicherheitsfaktoren in seiner Mannschaft, die allerdings im Team oft noch einmal über sich hinauswachsen.

Genauso wie die Deutschen, die 2014 mit dem Olympiasieg in Sotschi eine Riesenüberraschung schafften. Wellinger war damals schon dabei. Da klappte es schon ohne Super-Matratze ganz gut. Und ausgeschlafen ist erst recht alles möglich.

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Erstellt:
19.02.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 19.02.2018, 06:00 Uhr

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