Tübingen · Wissenschaft

Wie aus Wölfen Hunde wurden

Tübinger Forscher vom Senckenberg Centre vermuten den Ursprung des Haushunds im Südwesten Deutschlands.

23.03.2021

Von ST

Anhand fossilier Funde aus der Gnirshöhle im Kreis Konstanz untersuchten Forscher die Domestizierung von Wölfen. Bild (Ausschnitt): Senckenberg

Anhand fossilier Funde aus der Gnirshöhle im Kreis Konstanz untersuchten Forscher die Domestizierung von Wölfen. Bild (Ausschnitt): Senckenberg

Ein Team aus Forscherinnen und Forschern des „Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment“ an der Universität Tübingen hat gemeinsam mit internationalen Kollegen die Anfänge der Domestizierung von Wölfen in Europa untersucht. Sie analysierten mit einem multimethodischen Ansatz mehrere Fossilien sogenannter Canide, also aus der biologischen Familie der Hunde.

Die untersuchten Funde stammten aus einer Höhle im südwestlichen Deutschland, genauer im Kreis Konstanz. In ihrer im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie kommen sie zu dem Schluss, dass in dieser Region vor 16000 bis 14000 Jahren der Übergang von Wölfen zu gezähmten Hunden stattgefunden haben könnte.

Hunde gelten gemeinhin als die ältesten bekannten Haustiere, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Pressemitteilung. „Wann genau die Domestizierung von Wölfen zu Haus- und Hütehunden erfolgte, ist aber nach wie vor unklar. Wissenschaftliche Schätzungen variieren zwischen etwa 15000 und 30000 Jahren vor heute“, erklärt Chris Baumann vom Senckenberg Centre. „Und auch der Ort dieses Übergangs vom Wild- zum Haustier ist bislang nicht geklärt.“

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Baumann mit einem internationalen Team mehrere fossile Knochen aus der Familie der Hunde untersucht – zu der neben heutigen Haushunden auch Wölfe und Füchse gehören.

„Die Gnirshöhle ist eine kleine Höhle mit zwei Kammern im Süden Baden-Württembergs, die in unmittelbarer Nähe zu zwei weiteren Höhlen aus dem Zeitalter des Magdalénien, einer archäologischen Kulturstufe im jüngeren Abschnitt des Jungpaläolithikums, liegt“, ergänzt Baumann.

Die aus der Gnirshöhle stammenden fossilen Caniden-Knochen wurden mit verschiedenen kombinierten Methoden untersucht. Der Tübinger Biogeologe hierzu: „Wir haben Morphologie, Genetik und Isotopie verknüpft und konnten so feststellen, dass die untersuchten Knochen aus vielen verschiedenen genetischen Linien stammen und die daraus neu sequenzierten Genome die ganze genetische Bandbreite von Wolf bis Hund abdecken.“

Baumanns Team gehe daher davon aus, dass die Menschen Tiere gezähmt und aufgezogen haben, die aus verschiedenen Wolfslinien stammten. „Die Nähe der Tiere zu den Menschen sowie die Hinweise auf deren recht eingeschränkte Ernährung lassen uns annehmen, dass vor 16000 bis 14000 Jahren Wölfe bereits zu Haushunden domestiziert wurden.“ Ein Ursprung der europäischen Hunde könnte demnach im Südwesten Deutschlands liegen, so der Forscher.

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Erstellt:
23.03.2021, 22:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2021, 22:00 Uhr

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