VfB Stuttgart

Wie ein angeschlagener Boxer

Der Frust nach dem Relegationshinspiel gegen Union Berlin ist groß. Dennoch glauben Trainer und Team fest an ein Happy End und den Klassenerhalt.

25.05.2019

Von CARSTEN MUTH

Ausgepumpt nach Spielende: Stuttgarts Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf sitzt nach dem 2:2 gegen Union Berlin enttäuscht auf dem Boden der Mercedes-Benz-Arena. Emilio Insua stemmt die Hände in die Hüften. Foto: EIBNER/Michael Weber

Ausgepumpt nach Spielende: Stuttgarts Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf sitzt nach dem 2:2 gegen Union Berlin enttäuscht auf dem Boden der Mercedes-Benz-Arena. Emilio Insua stemmt die Hände in die Hüften. Foto: EIBNER/Michael Weber

So entschlossen, wie er das zwischenzeitliche 2:1 für seinen VfB Stuttgart erzielt hatte, so entschlossen war Mario Gomez auch nach dem Abpfiff. „Das war es noch nicht. Wir werden in Berlin zurückschlagen“, rief der Stürmer den Journalisten im Bauch der Mercedes-Benz-Arena zu. Dann verschwand der 33-Jährige im Dunkel der Nacht. Trotzig und willens, die Sache im Rückspiel der Relegation am kommenden Montag (20.30 Uhr /Eurosport Player) gerade zu rücken, den VfB in der Bundesliga zu halten.

Ähnlich äußerten fast alle VfB-Verantwortlichen nach der Partie. Der Frust über das enttäuschende 2:2 im Hinspiel wog schwer, keine Frage. Niemand stellte in Frage, dass die selbstsicher auftretenden Berliner das Unentschieden verdient hatten. Dennoch gaben sich die Schwaben erstaunlich selbstbewusst. Interimscoach Nico Willig betonte, dass erst die Hälfte der Relegation gespielt ist. „Wir haben quasi Halbzeit. Wir sind wie ein angeschlagener Boxer“, sagte der 38-Jährige. „Jetzt gilt es, aufzustehen und sich zu schütteln. Wir haben noch alle Möglichkeiten.“

Der starke VfB-Keeper Ron-Robert Zieler gab sich betont gelassen, ließ keine Selbstzweifel erkennen. Zieler sagte: „Wir sind in der Lage, in Berlin zu gewinnen. Ich war nicht so naiv zu glauben, dass wir den Klassenerhalt in einem Spiel klarmachen.“

Klar ist: Willigs Teams benötigt einen Sieg im Stadion an der Alten Försterei oder einen Remis mit mindestens drei eigenen Treffern. Dass dies nicht einfach wird, war allen Beteiligten bewusst. „Da müssen wir eine Schippe drauflegen“, sagte Torwart Zieler. Sein Coach forderte seine Spieler auf, anders aufzutreten, also noch „giftiger“ und aktiver zu agieren. Er erinnerte daran, dass seine Mannschaft durchaus einige gute Phasen im Spiel hatte, aus dem Gegenpressing heraus Bälle erobert und so Druck auf den Gegner ausgeübt habe.

Die letzte Konsequenz ließen die Stuttgarter aber vermissen. So richtig aus der Deckung trauten sie sich nicht, was auch an den gefährlichen Spitzen der Gäste lag. Was die Union-Offensiven Sebastian Andersson und Abdullahi Suleiman veranstalteten, mit denen vor allem Ozan Kabak und Emilio Insua ihre liebe Mühe und Not hatten, war nicht von schlechten Eltern.

Und so überließ der VfB dem Zweitligisten im eigenen Wohnzimmer immer wieder das Kommando, sodass die wenigen Drangphasen schnell verpufften. Berlin wankte vor allem nach Gomez' 2:1 kurz nach der Pause, fiel aber nicht, sondern berappelte sich wieder.

Union Berlin lieferte eine überzeugende Vorstellung ab – wie ihre 6000 mitgereisten Fans, die selbst in der Halbzeitpause sangen. „Das war eine tolle Leistung von uns“, sagte Trainer Urs Fischer. Was auffiel: Die „Eisernen“ bolzten die Kugel nicht einfach auf gut Glück aus der Abwehr, sondern suchten – zumeist erfolgreich – spielerische Lösungen. „Das hat mir gefallen. Kompliment“, befand Coach Fischer. Sein Team habe sich eine gute Ausgangslage verschafft. Nicht mehr, nicht weniger. „Meine Jungs haben sich gefreut. Aber es war eine kontrollierte Freude. Wir haben noch nichts gewonnen.“

Das sah sein Kollege Nico Willig ähnlich. „Bei uns hat jeder Spieler verstanden, was die Stunde geschlagen hat.“ Willig kündigte an, seine Spieler wieder aufzurichten. „Damit wir beim Rückspiel in Berlin auf einem anderen Level sind.“

Beim VfB ist der Einsatz von Daniel Didavi fraglich. Er verließ das Stadion mit einem bandagierten Oberschenkel. Union muss im Rückspiel auf Kapitän Christopher Trimmel und Mittelfeldspieler Felix Kroos verzichten. Beide sind gelbgesperrt. „Das ist bitter. Aber wir werden Lösungen finden“, sagte Trainer Fischer.

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Erstellt:
25.05.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 25.05.2019, 06:00 Uhr

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