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Wie wird der deutsche Kryptomarkt nach dem Zusammenbruch von FTX aussehen?

27.01.2023

Der eigennützige Umgang der FTX-Führung mit Kundengeldern hat hohe Wellen geschlagen. Neben den finanziellen Verlusten der FTX-Kunden sind die Kurse der populärsten Kryptowährungen in wenigen Tagen auf über 152 Milliarden US-Dollar gefallen. Anleger stellen sich vermehrt die Frage, ob Kryptowährungen weiterhin die richtige Wahl zum Vermögensaufbau sind, oder ob man stattdessen Aktien oder ETFs kaufen sollte.

In diesem Beitrag wagen wir einen Ausblick auf den zukünftigen Kryptomarkt in Deutschland und Europa. Wie wird sich der Markt hierzulande nach dem FTX-Skandal in den nächsten Jahren entwickeln und wann können Anleger mit einer nachhaltigen Erholung rechnen?

Abbildung: CoinDesk

Abbildung: CoinDesk

FTX macht Mängel im Verbraucherschutz deutlich

Der FTX-Skandal hat einen Tatbestand verdeutlicht: ganz gleich, ob Bankinstitut oder Krypto-Börse, staatliche Maßnahmen sind notwendig, damit die Einlagen der Kunden effektiv geschützt werden können. Was hat sich zugetragen?

Laut Vorwürfen hat Alameda Research, ein weiteres Unternehmen von Sam Bankman-Fried, dem Begründer von FTX, die Einlagen der FTX-Kunden dazu verwendet, um Verluste aus hochriskanten Trading-Geschäften auszugleichen. Solch ein Umgang mit Kundengeldern ist das Resultat fehlender staatlicher Kontrolle und einem fragwürdigen Verhältnis zwischen Bankman-Fried und Caroline Ellison, CEO von Alameda Research.

Der Skandal gelang erst in die Öffentlichkeit, als in einem CoinDesk-Artikel vom 02. November 2022 festgestellt wurde, dass Alameda Research einen erheblichen Teil ihres Vermögens in FTT hielt, dem nativen Token von FTX.

FTX hat eine Lawine ausgelöst und soll maßgeblich für einen gesamten Kursverlust von über 152 Milliarden US-Dollar verantwortlich sein, wovon so gut wie alle Kryptowährungen betroffen waren. Der Wert des FTX-eigenen FTT-Tokens verlor ebenfalls innerhalb weniger Tage fast seinen kompletten Wert.

Selbst die größten Verfechter digitaler Währungen werden nur schwer dagegen argumentieren können, dass auch im digitalen Bereich ein Mindestmaß an staatlicher Kontrolle nicht wegzudenken ist. Denn lukrative Investitionen haben nur dann Bestand, wenn sie geschützt werden können.

Warum Anleger bis zum nächsten großen Boom eine Durststrecke erleben und was Deutschland und die Europäische Union bereits heute unternehmen, um den Verbraucherschutz im Krypto-Handel zu erhöhen, wird in den nächsten Abschnitten verdeutlicht.

Bitcoin-Halving birgt neues Potenzial

Wenn es um die Erholung des Kryptomarktes geht, setzen viele Anleger auf das nächste Bitcoin-Halving. Halving findet alle 4 Jahre statt und fungiert als Inflationsschutz der Währung. Beim Halving wird die Rate reduziert, mit der neue Coins erstellt werden, wodurch sich das Angebot an neuen Bitcoins verringert.

Shanna Strauss-Frank, stellvertretende Vertriebsleiterin bei Freedom Finance Deutschland, sagt hierzu Folgendes: „Eine Halving-bereinigte Analyse des Bitcoins zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs nach dem Halving äußerst gering ist. Darüber hinaus steht der Kryptomarkt durch geopolitische Konflikte weiter unter Druck. Die bisherige Geschichte verdeutlicht diesen Sachverhalt: Das erste Halving fand am 28. November 2012 statt. Anschließend stieg der BTC-Kurs einige Monate später bis Ende 2013 auf über 1.163 US-Dollar. Das zweite Halving fand am 9. Juli 2016 statt. Erst Ende 2017 stieg der Preis auf 1.966 US-Dollar. Beim dritten BTC-Halving lag der Kurs bei 8.700 US-Dollar und erst Ende 2021 wurde ein neues historisches Hoch erreicht. Das nächste vierte Halving wird 2024 stattfinden, sodass wir erst Ende 2025 darauf hoffen können, dass der BTC-Kurs ansteigt.“

Heutzutage erhalten Miner 6,25 Bitcoins für jeden Block, der erfolgreich abgebaut wird. Die nächste Halbierung wird im Jahre 2024 stattfinden, wobei die Belohnung pro Block auf 3,125 BTC fällt. Das endgültige Halving wird im Jahr 2140 stattfinden, wenn die Anzahl der existierenden Bitcoins das maximale Angebot von 21 Millionen erreicht.

Die untere Tabelle verdeutlicht den Zusammenhang von Bitcoin-Halving und anschließender Wertsteigerung der Währung.

Abbildung: Medium

Abbildung: Medium

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa

Ende 2025 klingt nach einer langen Zeit, wenn es um die allgemeine Verbesserung des Kryptomarktes geht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass wir schon vorher einige Verbesserungen erleben werden, zumindest was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht.

Denn die Europäische Kommission hat ein europäisches Regelwerk für Kryptowährungen beschlossen, mit dem Ziel, die Verbraucher, die Marktintegrität und die Finanzstabilität zu schützen. Der sogenannte MiCA-Rahmen soll einen klaren Rechtsrahmen innerhalb der EU schaffen.

Laut neuem Rechtsrahmen müssen beispielsweise Anbieter von Krypto-Dienstleistungen in der EU zugelassen werden. Mithilfe eines EU-Passes können die Dienstleistungen innerhalb der gesamten Union erbracht werden. Beim Thema Datenschutz scheiden sich jedoch die Geister. Denn der neue Rahmen sieht ebenfalls vor, dass alle Anbieter, die an Krypto-Transfers beteiligt sind, Daten erheben und diese bei Bedarf den zuständigen Behörden übermitteln müssen. Der Grund hierfür liege in der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.

Neben dem gemeinsamen Rechtsrahmen zeigt auch die deutsche Finanzaufsicht schnelles Handeln. Beispielsweise wurde Coinbase, das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die in Deutschland erste Erlaubnis zum Erbringen des Kryptoverwahrgeschäfts erhalten hat, vor kurzem gerügt. Die BaFin wirft Coinbase Verstöße gegen das Kreditwesengesetz vor und hat der Krypto-Plattform eine „Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation“ angeordnet.

Diese Veränderungen werden sicherlich dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen. Mit besseren rechtlichen Rahmenbedingungen und einer sich erholenden Wirtschaft können Anleger optimistisch auf den Krypto-Standort Deutschland blicken.