Mit seinem überzeichneten Selbstmord-Fimmel killt Wilbur auch die Glaubwürdigkeit.

Wilbur wants to kill himself

Mit seinem überzeichneten Selbstmord-Fimmel killt Wilbur auch die Glaubwürdigkeit.

24.11.2015

Von che

Wilbur wants to kill himself

„Wilbur begar selvmord?, heißt noch etwas deutlicher der dänische Originaltitel. Aber eigentlich ist alles halb so wild. Wilbur ist mehr so ein Sammler von Selbstmord-Versuchen: Mal probiert er es mit dem Strick, mal dreht er den Gashahn auf oder schnipfelt an seinen Pulsadern herum, ohne dass ihm je wirklich etwas zustoßen würde. Wie ernst es Wilbur mit seiner Todessehnsucht ist, lässt der Film offen. Klar ist nur, dass spätestens beim dritten von etwa einem Dutzend Versuchen die Betroffenheit im Kino befreitem Kichern gewichen ist.

Regisseurin Lone Scherfig möchte also dem tristen Thema Tod mit einer großen Portion Humor den Stachel ziehen. Freilich ist dieser Running Gag von so grobem Kaliber, dass er an der Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte nagt. Zu ihr gehören noch zwei verletzliche Verlierer, die direkt Scherfigs Erstling „Italienisch für Anfänger? entsprungen sein könnten: Wilburs Bruder, der ihn mit schier übermenschlicher Gutmütigkeit vom Wert des Lebens überzeugen möchte, und eine junge Mutter, die, obwohl sie schon von ihrem Putzfrauen-Job überfordert scheint, die beiden aus ihrer selbstzerstörerischen Beziehung reißt.

In vielen Einzelheiten erweist sich Scherfig als höchst versierte Regisseurin, die Heiterkeit und Melancholie bestens auszubalancieren weiß. Ein heruntergekommenes Antiquariat als Umschlagplatz der Gefühle ist ebenso großartig wie ein Kindergeburtstag, der zum Symbol der Emanziaption wird. Am Ende freilich muss alles der Kunstfigur Wilbur zu Diensten sein, und das macht diese Geschichte doch ziemlich windschief.