Horb · Das Mittwochs-Interview

„Will mit dem Team in die Landesliga“

Der 20-jährige Jonathan Siegel spricht mit der SÜDWEST PRESSE über sein Karriereende als Skispringer und über seine neue Aufgabe beim Fußball-A2-Meister VfR Sulz.

26.06.2019

Von Sascha Eggebrecht

VfR-Spieler Jonathan Siegel (links) hat in der ersten Saison gleich voll eingeschlagen. Bild: Ulmer

VfR-Spieler Jonathan Siegel (links) hat in der ersten Saison gleich voll eingeschlagen. Bild: Ulmer

SÜDWEST PRESSE: Herr Siegel, seit Ende Februar sind Sie offiziell kein Skispringer mehr. Wann war Ihr letzter Sprung?

Jonathan Siegel: Während einer Trainingseinheit im Dezember. Für meine Verhältnisse war er auch noch ganz gut.

Ist Ihnen der Abschied von der Schanze schwergefallen?

Nein – gar nicht. Es war für mich viel schwerer, die Entscheidung zu treffen, dass meine Zeit einfach vorbei war. Letztendlich war es aber eine Befreiung für mich. Ich habe diesen Schritt nie bereut.

Was waren die genauen Gründe für den Rücktritt? Immerhin waren Sie vor einigen Jahren noch Junioren-Weltmeister.

Es waren in der Tat mehrere Gründe. Ich hatte vor allem große Probleme, mein Gewicht zu halten. Zudem bin ich mit dem Druck, ständig funktionieren zu müssen, nicht klargekommen. Ich wäre daran fast zerbrochen. Es war teilweise so schlimm, dass ich in meinem Kopf nichts mehr steuern konnte.

Sie standen als jüngerer Bruder von David immer etwas im Schatten. War das ein Problem?

Nein. Wir hatten nie einen Konkurrenzkampf, sondern haben uns immer ergänzt.

Sicherlich war der Gewinn der WM-Medaille Ihr Karrierehöhepunkt. Gab es auch einen Tiefpunkt?

Nach meinem WM-Triumph ging bei mir in der Saison 2016/17 überhaupt nichts mehr. Ich hatte vor allem große Motivationsprobleme.

Haben die Trainer da nicht gegengesteuert?

Natürlich. Wir hatten sehr viele Gespräche und haben neue Lösungsansätze ausprobiert. So hatte ich während der Saison Urlaub, um meinen Kopf frei zu kriegen. Doch meine Leistungen stagnierten, auch, weil ich immer viel zu große Erwartungen an mich selbst hatte.

Ex-Skispringer und TV-Experte Dieter Thoma hatte mal gesagt, dass er sich nach der Karriere zunächst etwas anderes suchen musste, um sich einen Adrenalin-Kick zu verschaffen. Was haben Sie statt von der Schanze zu springen gemacht?

Nichts. Ich brauche nicht den Adrenalin-Kick. Was ich aber schnell gemerkt habe, war, dass ich weiterhin Wettkampfsport betreiben möchte. Daher habe ich auch mit dem Fußball beim VfR Sulz angefangen.

Hätten Sie gedacht, dass Sie in der ersten Saison für den VfR Sulz gleich über 30 Tore in der Kreisliga schießen würden?

Ich hatte mir schon einiges zugetraut, weil wir im Skisprung-Training auch oft Fußball gespielt haben. Dass es aber so gut laufen würde, damit konnte niemand rechnen.

Ihre ganzheitliche Trainingsausbildung hat Ihnen dabei aber sicherlich geholfen?

Auf jeden Fall. Ich wusste, dass ich den anderen Spielern körperlich etwas voraushabe.

Sie waren zusammen mit Ihrem Sturmkollegen Alin Cozma der Garant für den Aufstieg in die Bezirksliga. Was zeichnet Sie beide aus?

Ich habe mir von Alin relativ viel abgeschaut, obwohl er ja auch erst zum Stürmer umfunktioniert worden war. Wir haben uns dann sehr schnell einfach blind auf dem Platz verstanden. Er konnte mit seinen Pässen meine Schnelligkeit immer sehr gut einsetzen.

Und wo sehen Sie Ihre Schwächen?

Die Laufwege müssen noch besser einstudiert werden, zudem habe ich noch Defizite beim Spielverständnis. Ich muss noch sehr viel lernen.

Der VfR Sulz ist nun wieder ins Bezirksoberhaus zurückgekehrt. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Team?

Ich will mit dem Team direkt in die Landesliga aufsteigen. Ich werde mich nicht mit den Klassenverbleib zufriedengeben. Wenn wir uns in der Liga eingefunden haben, denke ich schon, dass wir oben mitspielen werden.

Kommen wir noch kurz aufs Skispringen zurück. Sie haben nun die C-Trainerlizenz gemacht und arbeiten schon an der Seite von Trainer Klaus Faißt in Baiersbronn. War Ihnen klar, dass Sie nach der Karriere sofort ins Trainergeschäft einsteigen werden?

Ich habe die Situation beim SV Baiersbronn mitgekriegt. Ich wusste also, dass Trainer Klaus Faißt seinen Job bald an den Nagel hängen möchte. Ich wollte am Anfang nur etwas von meiner Erfahrung an die Kinder weitergeben. Dann ist einfach mehr daraus geworden. Aber ich mag es, mit den Kindern zu arbeiten.

Was haben Sie bereits von Klaus Faißt lernen können?

Ich könnte mir keinen besseren Mentor als Klaus für mich vorstellen. Von ihm habe ich vor allem gelernt, dass man immer 100 Prozent geben muss, egal wie das Wetter ist oder welche anderen Probleme gerade da sind. Er ist einfach der beste Mann an meiner Seite.

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Erstellt:
26.06.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 26.06.2019, 01:00 Uhr

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