Willkommen bei den Hartmanns

Willkommen bei den Hartmanns

Komödie über eine gut situierte Münchner Familie, die einen Flüchtling in ihren Reihen willkommen heißt.

02.05.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Flüchtlingsfilme sind Kassengift? Denkste. Dieser hier schoss am letzten Wochenende mit Karacho an die Spitze der deutschen Kinocharts. Das könnte daran liegen, dass die Hauptrolle kein Migrant, sondern das deutsche Durchschnittsempfinden spielt: jenes Hin- und Hergerissensein zwischen der Angst vor dem Fremden und dem Impuls, Schutzbedürftigen zu helfen.

Personifiziert wird es von der bestens situierten Familie Hartmann. Vater Richard (Heiner Lauterbach) ist ein deutscher Monsieur Claude, der nichts gegen Ausländer hat, solange sie ihm nicht nahe kommen. Mutter Angelika (Senta Berger) plagt hingegen das schlechte Gewissen ob des Elends in der Welt und ihres eigenen Wohlstands. Gegen den erbitterten Widerstand ihres Gatten setzt sie durch, dass zu Integrationszwecken ein Flüchtling bei ihnen einzieht. Die Ankunft dieses grundguten Kerls aus Nigeria (Eric Kabongo) setzt eine Reihe turbulenter Ereignisse in Gang, entlang derer Regisseur Simon Verhoeven in überwiegend witzigen Sketchen Glanz und Elend deutscher Flüchtlingspolitik – von der Willkommenskultur bis zur Pegida-Randale – vorführt. Dass er dabei mehr auf Karikaturen als auf Charaktere setzt, kommt in den besten Komödien vor.

Im Hauptstrang der mit Ehe-, Familien- und Psychokrisendrama, Exkursen zum Islamismus und geheimdienstlicher Schnüffelpraxis angereicherten Geschichte entpuppen sich die Haltungen der beiden Hartmanns als gleichermaßen verkrampft. Vorbildlich verhält sich dagegen ein Jungspund mit Migrationshintergrund, für den Flüchtlinge nicht Schreckgespenster oder Fürsorgeobjekte, sondern einfach Menschen sind. Leider muss Elyas M’Barek dazu mitunter Sätze wie aus dem Sozialkunde-Lehrbuch aufsagen. Punktabzug gibt es auch für das Ende vom Lied, das erheblich zuckriger ausfällt, als es eine leichte Komödie verlangt und die deutsche Realität verträgt.

Karikiert flott deutsche Bürgerbefindlichkeit unter Migrations- und Leistungsdruck.