Tennis

Willkommen zurück, Frau Scharapowa!

Das umstrittene Comeback ist perfekt: Maria Scharapowa besiegt nach 15 Monaten Sperre Roberta Vinci mit 7:5, 6:3 – und lässt sich in Stuttgart feiern.

27.04.2017

Von HELEN WEIBLE

Maria Scharapowa schreit ihre Freude heraus. Ihr gelang gestern in Stuttgart der viel beachtete Comeback-Erfolg. Foto: afp

Maria Scharapowa schreit ihre Freude heraus. Ihr gelang gestern in Stuttgart der viel beachtete Comeback-Erfolg. Foto: afp

Endlich hatte die monatelange Diskussion über das Für und Wider ein Ende. Ob es nun richtig ist, einer Dopingsünderin einen Freifahrtschein für ihr erstes Turnier zu geben oder nicht. Ob die dreifache Titelgewinnerin es verdient hat, hier beim Porsche Grand Prix dank einer Wildcard zu starten. Maria Scharapowa gab dazu in Stuttgart ein erstes beeindruckendes Statement ab.

In einem Spiel, das zum Ende hin immer mehr von ihr dominiert wurde, besiegte die ehemalige Weltranglistenerste Scharapowa die Nummer 36 der Welt, Roberta Vinci, mit 7:5, 6:3. Ihr sportliches Comeback nach 15 Monaten Zwangspause war ihr gelungen. Die geschlagene Italienerin gab zu: „Sie hat es sich verdient. Sie spielte aggressiv und schon auf einem hohen Level“, meinte die 34-Jährige. „Ich will nun so viele Matches wie möglich spielen“, sagte die 30-jährige Russin vor Glück strahlend. Schon heute wird sie ihr nächstes Match spielen, ein rein russisches Duell mit Landsfrau Ekaterina Makarowa, Nummer 43 der Welt.

Äußerst fair begrüßte das Stuttgarter Publikum die Diva, die so sehr polarisiert hat in den vergangenen Tagen und Wochen. Wegen der Einnahme der verbotenen Substanz Meldonium war sie vom Weltverband ITF für über ein Jahr für die Profi-Tour gesperrt. Der Begrüßungsapplaus in der vollbesetzten Porsche-Arena rauschte laut auf die in einem knall-orangenen Top gekleidete Russin herab. Scharapowa, Markenbotschafterin des Sportwagenherstellers Porsche, ist das fünfte Mal hier in Schwaben. „Es ist das beste Gefühl, hier in die Arena zu laufen“, sagte Scharapowa gerührt über ihren Empfang, „darauf habe ich so lange gewartet.“ In den Reihen hingen auch Banner für „Masha“.

Bis Scharapowa das erste Mal die Faust zum Jubeln ballte, dauerte es acht Minuten. Es war nicht ganz die alte Scharapowa, denn sie traf nicht präzise, ihr fehlte noch das Gefühl für die Länge des Feldes. Vieles wirkte noch abgehackt und „rostig“, wie sie selbst gestand. Gleichzeitig waren einige altbekannte Gesten zu erkennen. Die Abläufe beim Aufschlag, ihr konzentriertes Stehen mit dem Rücken zum Netz. Ihr Stöhnen natürlich. Ja und dann auch ihr „Come on!“-Schrei nach dem ersten Spielgewinn zum 1:2 – ein Break wohlgemerkt. Denn nicht nur die Russin brauchte ihre Zeit, um ihr Spiel zu finden. Auch die Italienerin Vinci ließ ihre gewohnte Qualität vermissen. Sie forderte die Rückkehrerin nicht genug, so dass Scharapowa fokussiert ihr Spiel durchziehen konnte, die 6:5-Führung holte, schließlich den ersten Satz mit 7:5 für sich entschied.

Im zweiten Durchgang bewies sie weiterhin eindrucksvoll, dass sie während ihrem Bann, als sie vor allem im Fitnessstudio geschuftet hat, nichts verlernte. „Ich musste einfach Ich sein, präsent sein und kämpfen“, sagte sie. Und riss das Spiel an sich, führte schließlich 5:3, streute insgesamt elf Asse ein, sog die Stimmung in der Halle auf und spielte sich Punkt um Punkt zum Sieg. Als es geschafft war, konnte sie es selbst kaum glauben.

Die Kontraste gestern beim Porsche Tennis Grand Prix waren groß. Erst saß da auf dem Konferenzstuhl Tamara Korpatsch. Eine 21-jährige, völlig unverbrauchte junge Frau, die auf eine entzückend natürliche und ehrliche Art die Fragen der Journalisten beantwortete. Die von ihrem Vater betreut wird und mit ihren Brüdern trainiert. Ein aufstrebendes Talent, die Nummer 140 der Welt, die noch viel vor hat und noch wenig erlebt, aber völlig überwältigt und berauscht war nach ihrem Match gegen Carla Suarez-Navarro, obwohl sie es verloren hatte. Eine solche Kulisse hatte die Qualifikantin Korpatsch noch nie erlebt.

Und auf denselben Stuhl setzte sich wenige Stunden später eine millionenschwere, fünffache Grand-Slam-Siegerin. Maria Schwarapowa, die routinierte Tennis-Diva, die mit ihren 30 Jahren schon auf eine ereignisreiche Karriere blickt. Die schon zigtausend Interviews gegeben hat, die wohl wie keine andere geschult ist im Umgang mit Medien.Da saß sie mit der gewohnten Aura und führte Regie.

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Erstellt:
27.04.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 59sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2017, 06:00 Uhr

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