Rechte Drohungen gegen Veranstaltung

„Wir schrecken nicht zurück“

Dettenhäuser Friedensaktivisten haben entschieden: Der Vortrag über rechte Umtriebe in der Gemeinde wird stattfinden.

12.11.2016

Von lau

Geklebte Hakenkreuze, Transparente mit fremdenfeindlichen Sprüchen: Diesen im Ort aufgetauchten Zeichen aus der rechten Ecke wollten die Dettenhäuser Friedensaktivisten innerhalb der Ökumenischen Friedensdekade nachspüren. Das „Forum für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde“ lud daher für kommenden Mittwoch, 16. November, den Tübinger Journalisten und Rechtsextremismus-Experten Julius Teidelbaum ein (wir berichteten gestern).

Der angekündigte Vortrag „Rechte Umtriebe im Ländle – Auch in Dettenhausen?“ brachte den kirchlichen Veranstaltern jedoch massive Drohungen übers Netz ein. Die „Bürgerinitiative Dettenhausen“ bezeichnet den geplanten Vortragsabend im evangelischen Gemeindehaus als „linksextremistische Hetz-Veranstaltung unter dem Deckmantel der Kirche“ und wirft Hetze „gegen politisch Andersdenkende“ vor. „Diesen antidemokratischen Bestrebungen der Kirchengemeinde Dettenhausen“ werde man „nicht tatenlos zusehen“.

Trotz Anfeindungen und Drohung: Julius Teidelbaum wird kommenden Mittwoch die rechten Umtriebe im Ort beleuchten. Nachdem sich die Veranstalter mit Vertretern der Polizei und Bürgermeister Thomas Engesser beraten hatte, habe sich der evangelische Kirchengemeinderat (KGR) nahezu einstimmig dafür ausgesprochen, so Pfarrer Martin Kreuser. Man werde sich von den rechten Protesten nicht einschüchtern lassen. Rückmeldungen aus der Bürgerschaft hätten diese Entscheidung bestärkt. Auch KGR-Mitglied Stefan Dipper ist dieser Meinung. „Wir schrecken nicht zurück“, sagt der 77-Jährige.

Oberste Prämisse sei, so Kreuser, den Abend „angstfrei“ zu gestalten. Ob professionelle Securitys engagiert werden, sei noch nicht entschieden. Sicher sei hingegen: „Beim Einlass wird jeder Besucher persönlich begrüßt und darauf hingewiesen, dass wir das Hausrecht haben.“ Kreuser rechnet mit „etwas mehr Besuchern“ als sonst bei Abenden der Friedensdekade üblich – etwa mit 50. Im Gemeindehaus finden bis zu 120 Platz.

Die Polizei ist nicht präventiv vor Ort. Das bekräftigte erneut der Reutlinger Polizeisprecher Josef Hönes. Man wisse von der Brisanz dieser Veranstaltung und werde „die Lage beobachten“, sich „entsprechend vorbereiten“. Die Sicherheit sei zunächst jedoch Aufgabe des privaten Veranstalters. „Die Polizei kommt, wenn sie gerufen wird“ – aber erst dann.

Dass es zu Auseinandersetzungen kommt, schätzt Andreas Föhl, Pressepfarrer im Kirchenbezirk Tübingen, als „sehr unwahrscheinlich ein“. Auch Dipper sagt: „Wir haben keine große Sorge.“ Sollte es dennoch Zwischenfälle geben, könne auf die Situation reagiert werden. Gegebenenfalls „muss die Veranstaltung kurzfristig abgebrochen werden“.

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Erstellt:
12.11.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.11.2016, 01:00 Uhr

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