Belsener Kapelle

Wird nicht wahrer

Der Mössinger Denkmalvereins-Vorsitzende klärt über die Ursprünge der Belsener Kapelle auf (Steinlach-Bote vom 2. August).

14.08.2012

(...) Der Artikel über den erneuten Datierungsversuch des Mathe-Lehrers Martin Kieß war äußerst amüsant, da er mit seiner „Nachdatierung“ des Belsener Tympanons seine umstrittene Datierungsmethode endgültig ad absurdum geführt hat. Viel ärgerlicher fand ich den Info-Kasten über die Belsener Kirche (...).

Es gibt keinerlei Urkunden, die dem Kloster Lorsch den Besitz der Belsener Kapelle bestätigen, geschweige denn eine Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch an das Kloster Hirsau. Im Codex Hirsaugiensis kommt weder der Ort noch die Kapelle von Belsen vor. Es wird eine Kirche in „Messingen“ erwähnt, die ein Adalbert von Salzstetten an Hirsau übereignet. Bei dem erwähnten Ort ist eine eindeutige Zuweisung zu Mössingen im Steinlachtal jedoch umstritten.

Der Vorgängerbau der heutigen Kirche ist nicht datiert. Er könnte karolingisch sein, wäre aber dann nicht aus der Zeit der Christianisierung, da diese bereits vor den Karolingern einsetzte und im deutschen Südwesten wohl schon abgeschlossen war. Ein römisches Gebäude oder ein römischer Tempel sind durch die Grabungen in und bei der Kirche nicht nachgewiesen worden.

Die Steinreliefs an der Westfassade sind somit auch nicht römischen Ursprungs, sondern finden sich bei vielen romanischen Kirchen als Bauplastik und können durchaus in der christlichen Ikonographie verortet werden. Auch für eine Lokalredaktion sollte der Leitspruch gelten: „Unwahres wird nicht wahrer, je mehr man drüber schreibt.“

Steffen Killinger, Mössingen

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Erstellt:
14.08.2012, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 14.08.2012, 12:00 Uhr

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