«20 Prozent sind noch deutlich zu wenig«

Wissenschaftsministerin Bauer will mehr Professorinnen an den Hochschulen

Der Frauenanteil unter den Professoren an Baden-Württembergs Hochschulen wächst zwar - aus Sicht von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) aber zu langsam.

07.03.2018

Von dpa/lsw

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) spricht bei einem Interview. Foto: Silas Stein/Archiv dpa/lsw

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) spricht bei einem Interview. Foto: Silas Stein/Archiv dpa/lsw

Stuttgart. «20 Prozent sind noch deutlich zu wenig«, sagte sie anlässlich des Internationalen Frauentages (8. März) in Stuttgart. Sie wolle den Anteil der Professorinnen signifikant steigern. Er lag 2016 bei gut einem Fünftel und damit um vier Punkte höher als 2010. Als positives Signal wertete sie, dass im Jahr 2017 ein Drittel der neu berufenen Professoren Frauen waren.

Dagmar Höppel vom Verband Baden-Württembergischer Wissenschaftlerinnen kommt zu einem ähnlichen Urteil: «Der Frauenanteil unter den Professoren ist immer noch viel zu gering, obwohl der Anteil der Studentinnen seit Jahren bei fast 50 Prozent liegt.» Das Land gehöre bei den Professorinnen zu den Schlusslichtern im Ländervergleich. Im Jahr 2016 waren 47,4 Prozent der Studierenden im Südwesten weiblich. 2010 waren es 47,1 Prozent.

Der höchste Zuwachs bei den Professorinnen von 7,1 Punkten ergab sich in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften: Dort stieg der Frauenanteil von 11,7 Prozent im Jahr 2010 auf 18,8 Prozent und damit über den bundesweiten Schnitt.

Sehr unterschiedlich ist der Frauenanteil an den Professuren nach Hochschularten. Er liegt bei den Pädagogischen Hochschulen bei fast 41 Prozent (2016), bei den Universitäten bei 21 Prozent, bei den Kunst- und Musikhochschulen bei 27,7 Prozent und bei den Dualen Hochschulen bei 17,1 Prozent.

Das Land unterstützt die Wissenschaftlerinnen mit individuellen Förderprogrammen, für die jährlich rund vier Millionen Euro bereitstehen. Die Einführung einer Juniorprofessur mir verlässlicher Beschäftigungsperspektive soll besonders Wissenschaftlerinnen in der Phase der Familiengründung zugute kommen. Für mehr Frauen in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern wirbt eine gemeinsame Initiative von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium.

Doch aus Sicht der Frauenvertreterin Höppel verfehlen die Maßnahmen ihre Wirkung. Sie erinnerte an den Vorgänger von Ministerin Bauer, Peter Frankenberg (CDU), der schon 2015 einen Anteil von einem Viertel Professorinnen erreichen wollte. «Davon sind wir leider noch weit entfernt», bedauerte Höppel. Grund seien nicht einmal so sehr Alte-Männer-Seilschaften, sondern unbewusste Vorurteile hinsichtlich der Kompetenz von Frauen. «Um gleich gut beurteilt zu werden, müssen Frauen nach wie vor mehr leisten.» Studien zeigten, dass Leistungen von Frauen automatisch schlechter bewertet würden als die männlicher Konkurrenten.

Diese Wahrnehmung wirke sich auf die Vorauswahl bei Berufungsverfahren aus: Frauen würden weniger ermutigt, eine Professur anzustreben. «Wenn sie aber im Berufungsverfahren sind, sind sie oft erfolgreicher», sagte Höppel. Sie leitet die Geschäftsstelle der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten der wissenschaftlichen Hochschulen.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) spricht bei einem Interview. Foto: Silas Stein/Archiv dpa/lsw

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) spricht bei einem Interview. Foto: Silas Stein/Archiv dpa/lsw

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Erstellt:
07.03.2018, 08:21 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 07.03.2018, 08:21 Uhr

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