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Wössner-Standort Sulz wird aufgegeben

Im „Factory Outlet Center“ auf Kastell beginnt heute der Ausverkauf. Die Eigentümer informieren darüber auf ungewöhnliche Weise – per Werbeflyer über die „Totale Fabrik-Räumung“. Damit endet nach 112 Jahren die lange Geschichte des Traditions-Möbel-Herstellers in der Neckarstadt endgültig.

23.05.2018

Von Cristina Priotto

Wössner-Standort Sulz wird aufgegeben

Totale Fabrik-Räumung wegen Standortaufgabe im ehemaligen Wössner Factory Outlet-Center“: Bunte Flyer mit diesem Hinweis sind in den vergangenen Tagen in zahlreichen Haushalten im Raum Sulz in den privaten Briefkästen gelandet.

Hinter der nüchternen, für Schnäppchenjäger positiven Nachricht, verbirgt sich das traurige endgültige Ende des Traditions-Möbel-Herstellers nach 112 Jahren in Sulz.

Die Art und Weise des Eigentümers, der Parramatta Capital Holding, das Aus und die vollständige Aufgabe des Standorts Sulz zu kommunizieren, verwundert
– denn auf eine Pressemitteilung hat der neue Besitzer, der das Unternehmen vor zweieinhalb Jahren übernahm, bislang verzichtet.

In den Hauswurfsendungen steht lediglich „Nach vielen Jahrzehnten (nach 112 Jahren, Anmerkung der Redaktion) schließt der Möbelhandel im ehemaligen Outlet Center von Wössner in Sulz für immer. Eine Ära geht zu Ende. Dieser Entschluss erfolgt aus persönlichen Gründen“. Welches diese „persönlichen Gründe“ sein sollen, verrät der Urheber des Schreibens allerdings nicht. Mitgeteilt wird indes, dass „der gesamte vorhandene Warenbestand an Tisch- und Eckbankgruppen, Einzelbänken, Tischen und Stühlen“ liquidiert werden soll. Unterzeichnet ist der Werbeflyer nicht: Das Schreiben, das als „Wichtige Information für alle Bürger der Region!“ adressiert ist, endet mit der Floskel „Herzliche Grüße“, aber ohne Unterschrift.

Man muss das Papier schon sehr genau studieren, um an einer Stelle in winziger Schrift einen Hinweis auf den Initiator zu entdecken: „Vierte Morbihan Verwaltungs GmbH“. Wie die SÜDWEST PRESSE bei Recherchen herausfand, ist deren Sitz im bayerischen Redwitz-Trainau nahe Coburg. Gemäß Handelsregister handelt es sich dabei um eine Firma, die auf die Herstellung, den Vertrieb und den Großhandel mit Möbeln spezialisiert ist. Zwei der ehemaligen Morbihan-Geschäftsführer, Mitja Hauser und Almin Saheta, standen jeweils auch schon an der Spitze von Möbel Wössner: Hauser von Februar 2016 bis März 2017, Saheta seit März 2017.

Als Anfang Dezember bekannt wurde, dass auch die Bereiche Vertrieb und EDV an den neuen Standort nach Bosnien-Herzegowina verlagert werden sollen, hatte das Unternehmen noch versichert, dass der Fabrikverkauf in den für das „Factory Outlet Center“ angemieteten Räumen fortgeführt werden solle – Dauer offen. Dort sind derzeit drei Mitarbeiter und drei Aushilfen beschäftigt.

Obwohl der Ausverkauf erst heute beginnt, steht in dem Werbebrief bereits „ehemaliges Wössner Factory Outlet-Center“. Offenbar kann es den neuen Eigentümern mit der Restabwicklung gar nicht schnell genug gehen.

Chronologie des langsamen Endes von Möbel Wössner:

8. Januar 2016: Parramatta Capital Holding, eine Tochter der Prevent Group, meldet Interesse an einer Übernahme von Möbel Wössner an.

19. Januar 2016: Der Übernahme stimmt das Bundeskartellamt zu.

30. September 2016: Als Erstes wird der Produktionsstandort Sulz aufgelöst und die Fertigung ganz ins Ausland nach Bosnien-Herzegowina verlagert. 120 von damals noch 170 Mitarbeitern verlieren dadurch in der Neckarstadt ihren Arbeitsplatz.

16. Dezember 2016: Schuon-
Logistik aus Haiterbach kauft das Grundstück und die Gebäude.
Möbel Wössner nutzt fortan Teile des Areals als Mieter.

6. Dezember 2017: Die Mitarbeiter aus Vertrieb und EDV erfahren, dass auch ihre Bereiche ins Ausland nach Kljuc verlagert werden. Lediglich der Fabrikverkauf wird fortgeführt.

23. Mai 2018: Der Total-RäumungsAusverkauf im einzig verbliebenen „Factory Outlet Center“ beginnt.

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Erstellt:
23.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 23.05.2018, 01:00 Uhr

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