Sulz/Vöhringen/Oberndorf · Senioren

Wohin mit Opa im Urlaub?

Kurzzeitpflegeplätze sind vor allem in den Sommerferien gefragt. In Sulz, Dornhan und Vöhringen bieten nur wenige Altenheime diese Möglichkeit. Die Oberndorfer SRH Klinik nimmt bis zu 18 Menschen auf. Angehörige müssen aber früh buchen.

17.08.2019

Von Cristina Priotto

Eine Pflegerin reicht einer alten Frau ein Glas Wasser. Plätze für die Kurzzeitpflege, während Angehörige urlauben, sind aber rar.Bild: Fotolia

Eine Pflegerin reicht einer alten Frau ein Glas Wasser. Plätze für die Kurzzeitpflege, während Angehörige urlauben, sind aber rar.Bild: Fotolia

Wer sich als Angehöriger das ganze Jahr über zu Hause um einen pflegebedürftigen alten Menschen kümmert, möchte auch irgendwann einmal in Urlaub fahren. Sofern der betreffende Senior zu krank oder eingeschränkt ist, um längere Zeit allein daheim zu bleiben, machen viele pflegende Kinder und Enkel sich auf die Suche nach einem Kurzzeitpflegeplatz, der vollstationäre Pflege gewährleistet.

Auch im Raum Sulz, Dornhan und Vöhringen müssen Angehörige sich für solche Fälle beizeiten umschauen, denn nur wenige Alten- und Pflegeheime halten überhaupt noch Kurzzeitpflegeplätze vor – zu hoch ist die Nachfrage, als dass Plätze für längere Zeit unbelegt gelassen werden könnten.

Das Haus der Betreuung und Pflege am Stockenberg erhält sehr viele Anfragen von Angehörigen nach Kurzzeitpflege. „Es gibt keine festgelegte Zahl an Kurzzeitplätzen“, teilt eine Sprecherin auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE mit. Wenn ein Heimbewohner stirbt und der Nächste auf der Warteliste den Platz nicht sofort benötigt, kann jemand vorübergehend zur Kurzzeitpflege im Haus am Stockenberg untergebracht werden. Das ist aber nicht planbar.

Ähnlich sieht die Situation im Altersheim Patmos in Holzhausen aus: „Wir erhalten täglich Nachfragen, aber es ist kein Platz frei und wir führen auch keine Warteliste“, gibt eine Mitarbeiterin Auskunft. Theoretisch könnten einzelne der aktuell insgesamt 21 Plätze auch für die Kurzzeitpflege genutzt werden. In der Praxis ist dies jedoch nur bei Todesfällen möglich, was die Einrichtung aber natürlich nicht planen kann.

Anders verhält es sich im Alten- und Pflegeheim Pasodi in Vöhringen: Die Einrichtung hat vier Plätze fest ausschließlich für die Kurzzeitpflege reserviert. „Diese sind aber eigentlich immer belegt“, teilt ein Krankenpfleger mit. Das Pasodi führt eine Warteliste, Angehörige, die für Urlaubszeiten für einen pflegebedürftigen älteren Menschen einen vollstationären Pflegeplatz benötigen, sollten sich ein halbes Jahr vorher anmelden, empfiehlt die Einrichtung.

Das Vöhringer Pflegeheim Hoher Rain hält ebenfalls zwei Kurzzeitpflegeplätze vor. „Die sind aber praktisch das ganze Jahr hindurch komplett ausgebucht“, informiert Geschäftsführer Bernard Otte. Erstmals seit Bestehen des Hauses musste Otte daher dieses Jahr einen Aufnahmestopp verhängen. „Wir bekommen laufend Anfragen, aber es fehlt genügend Fachpersonal“, klagt Bernard Otte. Hielte die Einrichtung die zwei Plätze nicht speziell für Kurzzeitpflege frei, würden diese aufgrund der hohen Nachfrage auch anderweitig durch dauerhafte Inanspruchnahme belegt, ist der Heimleiter überzeugt. Wer im „Hohen Rain“ Angehörige während der Sommerferien zur Kurzzeitpflege unterbringen möchte, muss sich bis März anmelden.

Bei der Sozialstation Sulz ist das Problem bekannt: „Kurzzeitpflege zu finden ist wie ein Sechser im Lotto – ein absoluter Glücksfall“, weiß Pflegedienstleiterin Sibylle Kinzel. Die aktuell rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und der Nachbarschaftshilfe können pflegebedürftige Menschen allerdings nur stundenweise betreuen. „Wir können schon auch mal mehrere Einsätze am Tag zur selben Person fahren. Maximal vier Fahrten pro Patient täglich sind theoretsich möglich, aber das hängt von der aktuellen Kapazität der Mitarbeiter ab“, erklärt Kinzel. Doch selbst dann kann sich eine Kraft nur etwa 20 bis 30 Minuten bei einem Pflegebedürftigen aufhalten. Wünsche nach bestimmten Uhrzeiten kann das Pflegeteam gerade jetzt im Sommer, wenn auch viele Angestellte frei haben und die Sozialstation mit reduziertem Personal arbeitet, nicht erfüllen. „Bis jetzt musste aber noch niemand wegen Pflege oder medizinischen Behandlungen abgewiesen werden“, ist der Pflegedienstleiterin wichtig zu betonen. Anfragen nach Kurzzeitpflege erhält auch die Sulzer Sozialstation im Prinzip das ganze Jahr über. „Wir können aber nur Leute betreuen, die stundenweise allein zu Hause bleiben können“, unterstreicht Sibylle Kinzel. Wenn Angehörige auf der verzweifelten Suche nach einem Kurzzeitpflegeplatz für Mutter oder Vater bei der Sozialstation anrufen, rät Kinzel, alle Einrichtungen abzuklopfen, die in Frage kommen – zur Not auch weiter entfernte. „In unserem ländlichen Gebiet sieht es nicht schlecht aus, aber in Großstädten müssen Menschen auch mal sieben Pflegedienste oder mehr anrufen, um einen Platz zu finden“, weiß die Pflegedienstleiterin der Sozialstation Sulz. Wer zu Hause einen Angehörigen pflegt, muss den Urlaub daher Monate im Voraus planen.

Im Pflegeheim Pasodi in Dornhan können bis zu zwei Senioren zur Kurzzeitpflege aufgenommen werden. „Wir halten die Betten nicht eigens frei. Zurzeit sind alle 25 Plätze mit Vollzeitpflege belegt“, teilt Heimleiterin Juliane Martin mit. Wer frühzeitig den Urlaub plant, kann einen Angehörigen auf eine Warteliste setzen lassen. Allerdings besteht nur bei Todesfällen die Sicherheit, dass ein Platz frei wird. „Anfragen erhalten wir das ganze Jahr über“, erzählt Martin. Die meisten rufen aus Dornhan und Umgebung an: „Viele wollen auch kurzzeitig wohnortnah untergebracht werden, um Besuch bekommen zu können“, weiß Juliane Martin. Dadurch, dass Pasodi weitere Einrichtungen in Vöhringen, Aistaig und Empfingen unterhält, können pflegebedürftige Senioren aus dem Raum Dornhan auch vorübergehend dort wohnen und nach einiger Zeit zurückziehen.

Eine andere Lösung bietet das SRH Klinikum Oberndorf an: Das Krankenhaus verfügt über 18 Kurzzeitpflegeplätze. „Jetzt sind alle Betten voll, im Sommer ist der Auslastungsgrad am höchsten“, teilt Krankenpfleger Berthold Dreher mit. Zwischen Juli und September beanspruchen die meisten pflegenden Angehörigen einen Kurzzeitpflegeplatz. „Wer sichergehen möchte, sollte sich bis spätestens im März melden. Manche buchen sogar eineinhalb Jahre im Voraus“, erzählt Dreher. Mit der hohen Zahl an Kurzzeitpflegeplätzen ist das Oberndorfer Krankenhaus im weiten Umkreis einzigartig. „Wir haben keine Konkurrenz – das wird zum Problem“, weiß der Krankenpfleger.

Die Recherchen der SÜDWEST PRESSE offenbaren: Das bestehende Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen deckt die steigende Nachfrage bei Weitem nicht ab. Der Fachkräftemangel im Pflegebereich verschärft die Situation.

Pflegeheime in Sulz, Dornhan und Vöhringen:

Haus der Betreuung und Pflege am Stockenberg (Sulz)

Alten- und Pflegeheim Schillerhöhe (Sulz)

Altersheim Patmos (Holzhausen)

Alten- und Pflegeheim Pasodi
(Vöhringen)

Pflegeheim Hoher Rain (Vöhringen)

Alten- und Pflegeheim Pasodi (Dornhan)

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Erstellt:
17.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 55sec
zuletzt aktualisiert: 17.08.2019, 01:00 Uhr

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