Stachanovs Alptraum: Körperliche Schwerstarbeit, die einem selbst im Kinosessel den Atem nimmt

Workingman's Death

Stachanovs Alptraum: Körperliche Schwerstarbeit, die einem selbst im Kinosessel den Atem nimmt

24.11.2015

Von mi

Workingman's Death

Der technische Fortschritt führt dazu, dass menschliche Arbeit immer weniger wird ? und immer humaner. Dieser fromme Traum passt schon in Deutschland nicht zu der zunehmenden Zahl von Menschen, die in schlecht bezahlte Putz- und Drecksjobs gezwungen werden („Niedriglohnsektor?). Und er zerplatzt völlig im Weltmaßstab.

Das führt Michael Glawoggers monumentaler „Workingman?s Death? geradezu sinnlich vor Augen. Im Revier des früheren sowjetischen Arbeitshelden Alexej Stachanov begleitet der österreichische Dokumentarfilmer erwerbslose ukrainische Grubenarbeiter, die auf eigene Faust durch gerade mal 40 Zentimeter hohe Stollen robben und im Liegen die Kohlebrocken aus dem Fels schlagen. Schlimmer geht?s nicht?

Glawogger reist weiter zum Schwefelabbau nach Indonesien; durch giftige Schwaden schleppen junge Männer doppelzentnerschwere Körbe den Berg hinab. In Nigeria wird unter freiem Himmel Vieh geschlachtet und über brennenden Autoreifen geröstet, in Pakistan wird ein alter Tanker mit Schneidbrennern zerlegt. Überall Feuer, Qualm und Schweiß ? und schier unvorstellbare körperliche Anstrengung.

Den zweistündigen Film mag man als dritte Folge von „Darwin?s Nightmare? und „We feed the World? sehen. Offen bleibt, ob Glawogger den Geschichtsoptimismus der chinesischen Stahlkocher teilt. Der Epilog (frühere Duisburger Hochöfen als Freizeitpark) ist für die Mehrheit der Menschheit jedenfalls unerreichbar.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 37sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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