Genealogie

Wurzelsuche im Steinlachtal

Fotos und Familienbücher: Tipps zur Ahnenforschung von der Ofterdingerin Liane von Droste.

26.10.2016

Von Claudia Jochen

Liane von Droste Privatbild

Liane von Droste Privatbild

Die Journalistin, Autorin und Dozentin lebt bei Berlin und in Nehren und hat in ihrem Verlag „edition steinlach“ bereits Bücher zu Familiengeschichten publiziert. Kürzlich gab sie auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung und des Senioren-Internet-Cafés im katholischen Gemeindehaus in Mössingen einen Einblick in die Familienforschung für Einsteiger.

Zeit für Fotos und Geschichten

Wer in der eigenen Familie mehr über seine Vorfahren herausfinden möchte, brauche vor allem Zeit, erläutert von Droste. „Setzen Sie sich mit den älteren Leuten an einen Tisch und lassen sich die Fotos und Dokumente erklären“, rät die erfahrene Familienforscherin . „Machen Sie Notizen, wer auf den Bildern abgebildet ist.“

Manches Mal sind auf alten Fotos Gebäude abgebildet, die schon längst der Abrissbirne zum Opfer gefallen sind, deren Standort genau herauszufinden, bedeute mitunter langwierige Recherchearbeit. „Scheuen Sie sich nicht, gehen Sie mit einer Kopie des Bildes im Ort hausieren“, ermunterte sie die angehenden Familienforscher. Eine weitere Hürde seien Handschriften auf Dokumenten und Archivalien: Oftmals bedeute die Hürde nicht „Sütterlin“ oder „alte deutsche Schrift“, sondern unterschiedliche Schreibstile verschiedener Personen. Hilfe, um die eigenen Fähigkeiten im Lesen dieser Schriften zu verbessern, finden sich im Internet unter www.genealogy.net/slp/, www.suetterlinschrift.de oder www.wiki-de.genealogy.net/Alte_deutsche_Handschriften.

Von Droste plädiert für mehr generationenübergreifende Kommunikation. „Sorgen Sie dafür, dass es einen Kaffee gibt, aber bitte nicht direkt neben dem Fotoalbum, das kann schiefgehen“, erklärte sie dem Publikum. Aus eigener Erfahrung wisse sie, wie fruchtbar solche Zusammenkünfte sein können. Nicht nur alte Fotos könne man auf diese Weise besser archivieren, indem man sich die einzelnen Personen und Gebäude darauf erklären lasse. So könne auch der Enkel mit seiner Interneterfahrung der Großmutter zur Seite stehen. „Das gibt tolle neue Gesprächsthemen, möglicherweise wird der Enkel ja auch mit dem Familienforschungsvirus infiziert.“ Mittlerweile stehen im Internet viele Hilfen parat, die nur genutzt werden wollen: Verzeichnisse, Archive oder unterschiedliche Foren für den Erfahrungsaustausch.

Das Internet als Quelle


Zeit brauche man auch, um sich in verschiedenen Archiven zurecht zu finden: Im Kirchen- oder Ortsarchiv, bei Standesämtern oder Einwohnermeldeämtern. Dabei gelte: Auskunft bekomme man nur, wenn man in direkter Linie nach den Verwandten forsche oder aber eine Vollmacht von Angehörigen besitze. „Wenn Sie eine Anfrage an ein Standesamt stellen, dann nicht nur nach einer Geburtsurkunde, sondern verlangen Sie gleich einen Auszug aus dem Geburts- und Sterberegister mit allen Begleitdokumenten.“ So bekomme man Auskunft über eventuelle Geschwister oder weitere Ehen, die eingegangen wurden. Weiterhin ergeben sich damit Daten zu Taufpaten, Trauzeugen oder anderen Angehörigen, die man eventuell noch gar nicht kenne. Viele Kirchenbücher und -registraturen seien bereits online, so dass die Suche bedeutend einfacher ausfalle als in früheren Zeiten.

Auch Heimatbücher und Ortschroniken bilden gute Quellen, mancherorts gebe es sogar Ortsfamilienbücher. Hermann Griebel hat ein solches für Mössingen und Belsen angefertigt: 7000 Familien sind dort gelistet, die von 1558 bis 1875 in den Orten gelebt haben.

Ein beträchtliches Achiv biete das Mormonenarchiv in Übersee, dass nicht nur im Internet, sondern teilweise auch vor Ort in Deutschland genutzt werden könne, Interessierte werden auf www.familysearch.org oder www.ancestry.de (kostenpflichtig) fündig. Deutschsprachige Seiten im Netz sind www.compgen.de, www.ahnenforschung.net oder www.ahnenblatt.de. Oftmals werde man auch in Zeitungsarchiven, Bibliotheken oder alten Adressbüchern fündig.

Wohin mit dem Material?
Auch praktische Tipps gab die Autorin weiter: Originalfotos und historische Dokumente ohne Büroklammern oder Plastikhüllen archivieren, diese sorgten für eine kürzere Haltbarkeit der empfindlichen Objekte. „Schuhkartons sind prima“, meinte die sachkundige Archivarin, „das schützt außerdem vor Sonnenlicht“. Zudem solle man Kopien von den archivierten Dingen auf Speichermedien oder externen Festplatten anfertigen und auf mehrere Haushalte verteilen, um im Falle eines Brandes nicht die komplette Sammlung zu verlieren. Dachböden und Keller seien für Archivalien zu meiden, wegen der großen Hitze oder möglicher Feuchtigkeit.

Gegenstände aufheben
„Ich möchte den Spaß an der Sache weitergeben“, erklärte von Droste. Bloße Daten , Zahlen und große Stammbäume seien jedoch zu trocken. „Da muss Fleisch ans Gerippe!“ So seien nicht nur Fotos aus dem Familienalbum interessant, sondern auch Gegenstände.

Interessant seien auch vermeintlich wertlose Erbstücke. „Da stecken Geschichten dahinter, die erzählt werden wollen.“ Sobald die Computer im „Senioren-Internet-Café“ in Mössingen repariert seien, gebe Liane von Droste dort einen Kurs, um Interessierten einen Einblick in verschiedene Recherchemöglichkeiten geben zu können.