Freudenstadt · Soziales

Zeichen der Solidarität für Familien

Das Mehrgenerationenhaus Familien-Zentrum-Freudenstadt hatte zum „Internationalen Tag der Familie“ mit einem Aktionstag zum „Plausch über’n Gartenzaun“ geladen.

25.05.2020

Von NC

Aktionstag mit Abstand: Geschenke gab’s über einen Korb am langen Stil, Gespräche fanden über den Gartenzaun statt.Bild: Familienzentrum

Aktionstag mit Abstand: Geschenke gab’s über einen Korb am langen Stil, Gespräche fanden über den Gartenzaun statt.Bild: Familienzentrum

Das Mehrgenerationenhaus Familien-Zentrum-Freudenstadt (FZF) veranstaltete in der Corona-Zeit eine kleine Version eines Aktionstags für Familien. Hygiene- und Abstandsregelungen wurden so gewahrt. Seit 1993 rufen die Vereinten Nationen (UN) jährlich zu einem „Internationalen Tag der Familie“ auf. Den Aktiven des FZF war es wichtig, mit dem Tag einerseits ein Zeichen der Solidarität und Wertschätzung für Familien zu setzen und andererseits auf die Care-Arbeit, die Arbeit des Sorgens, der Fürsorge, des Sich-Kümmerns zu setzen. Diese Arbeit sei meist unbezahlt oder unterbezahlt, so das FZF.

Dieser Tage hat das Familien-Zentrum das Equal Care Manifest unterschrieben. Darin heißt es: „Gerade in Corona-Zeiten wird der scharfe Gegensatz zwischen der hohen Bedeutung und Angewiesensein auf Fürsorge (in der Familie und/oder außerfamiliär) und der mindestens in der Bezahlung manifesten Geringschätzung der überwiegend weiblichen Arbeit deutlich.“ Das Manifest stellt Forderungen nach Anerkennung und Wertschätzung, fairer Lastenverteilung und strukturellen Veränderungen.

Das Freudenstädter Familienzentrum setzt sich seit nahezu 30Jahren in zahlreichen Arbeitsgremien für bessere Bedingungen von Familien, Kindern, Jugendlichen, Senioren und am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen ein – und das regional, auf Landes- und auf Bundesebene.

So arbeitet Marianne Reißing, FZF-Vorstand und ehrenamtliche Einrichtungsleitung des FZF, auch in der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Mehrgenerationenhäuser Baden-Württemberg als gewählte Sprecherrätin und auch als gewählte Delegierte im Bundesnetzwerk Mehrgenerationenhäuser Deutschland in verschiedenen Arbeitskreisen mit und das in enger Kooperation mit dem Sozial- und Integrationsministerium Baden-Württemberg und dem Bundesfamilienministerium.

Die Notwendigkeit der politischen Lobbyarbeit für Familien unterstreicht Reißing so: „Wir alle sind im Lebenslauf auf eine fürsorgliche Zuwendung und Versorgung durch andere angewiesen, vom Neugeborenen bis ins Alter oder bei Krankheit.“ Jeder Mensch profitiere im Alltag von der Sorge-Arbeit anderer. Davon hingen Gesundheit, Wohlbefinden, Lebensqualität und letztendlich auch das gesellschaftliche Miteinander ab. Weltweit übernehmen Frauen, laut Oxfam-Studie von 2020, täglich mehr als 12Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit.

Der Aktionstag in Freudenstadt sollte auch auf diesen Care-Sektor hinweisen. Ökonomen und Wirtschaftsweise thematisierten dies nur selten, so Reißing. Die bezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit werde weltweit zu zwei Dritteln von Frauen geleistet. In Deutschland ist dieser Frauenanteil sogar noch höher: 2019 lag er in den medizinischen Berufen, im Rettungsdienst und in der Pflege bei 84,2 Prozent, in der Kinderbetreuung bei 89,6 Prozent.

„Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne in diesen Sorgeberufen mitnichten dem hohen Anforderungsprofil und den vielfältigen Versorgungsleistungen entsprechen.“ So sollte mit dem Aktionstag für Freudenstädter Familien und darüber hinaus auch für die meist weiblichen Sorgeberufe ein Zeichen der Solidarität und des Appells gesetzt werden.

Bei den Familien kam der Aktionstag gut an. Sie freuten sich über die Gespräche beim „Plausch über'n Gartenzaun“. Eltern erhielten politische Infos zu gesetzlichen Familienleistungen während der Corona-Pandemie, eine Zusammenstellungen des Nationalen Zentrum für Frühe Hilfen sowie Ideensammlungen für Eltern und Kinder und Infos zur Akuthilfe für pflegende Angehörige. Den Kindern gefielen die kreativen Bastelideen in der „Familientüte“.

Eine vor einem Jahr zugezogene Mutter sagte: „Hier habe ich meine zweite Familie gefunden.“ Ihre Kinder und sie freuten sich, wenn das Zentrum endlich wieder seine Türen täglich öffnen dürfe.

Das ehrenamtlich geführte FZF hält trotz derzeitiger Schließung für die Öffentlichkeit und trotz wegbrechender Einnahmen weiterhin Hilfen für Familien und ältere Menschen vor. Diese reichen von der täglichen telefonischen Beratung bis zu Einkaufshilfen für ältere Menschen, von der Kindernotbetreuung bis zum Bügelservice, von der Beschäftigung schwerbehinderter Familienmitglieder bis zu virtuellen Elternbildungsangeboten.

Familientüten mit Überraschungen zum Abpflücken.

Familientüten mit Überraschungen zum Abpflücken.

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Erstellt:
25.05.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 25.05.2020, 01:00 Uhr

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