Raffinierter Gerichtsthriller: ein kauziger Anwalt glaubt (zu) fest an die Unschuld seines Mord-verdächtigen Mandanten.

Zeugin der Anklage

Raffinierter Gerichtsthriller: ein kauziger Anwalt glaubt (zu) fest an die Unschuld seines Mord-verdächtigen Mandanten.

24.11.2015

Von Senderinfo

Zeugin der Anklage

Da würde man allerdings gerne leben, in diesem Nest in Cornwall, in dem sich ein Haufen skurriler Typen zu einer prima Solidargemeinschaft zusammenfügt, die es auch nicht groß bekümmert, wenn eine aus ihrer Mitte auf reichlich illegale Weise an Geld zu kommen trachtet.

Das ist Grace (Brenda Blethyn), eine passionierte Orchideenzüchterin, die ihre gärtnerischen Kenntnisse reichlich vernachlässigten Marihuana-Pflanzen angedeihen lässt. Und Geld braucht sie deswegen so dringend, weil ihr jüngst verstorbener Gatte nur Hypotheken hinterlassen hat. Was ja in dieser Kombination genug an Komödienpotenzial hat: Unbescholtene Bürgersfrau versucht sich als Drogenhändlerin, die dabei mit Stolz behaupten darf, dass Mama immer noch den besten Shit hat. Beim Selbstversuch fällt dabei der klassische Anfängerspruch ab: „Ich merke gar nichts?, behauptet sie noch unbedarft, um gleich darauf kichernd durch die herrliche Küstenlandschaft Cornwalls zu kugeln.

Aber solche nahe liegenden Gags müssen bei diesem Thema einfach abgehakt werden, und den längeren ersten Teil hält der Film doch eine vornehme Distanz zur bloßen Albernheit. Lieber lässt er es ausgiebig menscheln und Grace auch die Zeit, sich als resolute Person zu entpuppen, bevor sich die Erzählung doch noch weit dem Klamauk öffnet.

Das Problem ist dabei natürlich das Betäubungsmittelgesetz, vor dem die Regie zum Schluss in die Knie geht und ihre schöne Geschichte an die Obrigkeit verkauft. Aus dem gewinnträchtigen Drogendeal wird nichts, in ungeklärter moralischer Aufwallung kommt das Gras auf den Scheiterhaufen. Stattdessen wird für Grace schnell eine andere Möglichkeit zum Gelderwerb aus dem Hut gezaubert. Weil ein Happy End ja sein muss. Hier kommt es schweinchenrosa und schmeckt nach Verrat. Man schluckt's nicht gern.