Horb · Wirtschaft

Zielstrebig bis ins Jahr 2039

Matthias Prusseit ist 29 Jahre alt und hat innerhalb von fünf Jahren einen Gebrauchtwagenhandel mit zehn Millionen Euro Jahresumsatz aufgebaut.

03.06.2020

Von Florian Dürr

Zielstrebig bis ins Jahr 2039

Wer Matthias Prusseit (29) noch nicht kennt, der muss eigentlich nur mal einen Schritt in sein Büro im Horber Industriegebiet Heiligenfeld wagen. Den Raum hat sich der Geschäftsführer des Gebrauchtwagen-Unternehmens Autowelt Prusseit so eingerichtet, dass schon wenige Sekunden darin ausreichen, um einen Eindruck zu bekommen, was für ein Charakter dieses Unternehmen aufgebaut hat. Einer, der ganz genau weiß, wo er einmal hin will – und sich auf seinem Weg von nichts abbringen lässt.

Schon beim Eintreten in das Büro sticht einem auf der linken Wand über Prusseits dunkelbraunem Ledersofa der riesige Löwenkopf auf der schwarzen Fotoleinwand ins Auge, darüber ein kleines Blech-Schild mit der Aufschrift: „Regel Nummer eins: Sei niemals die Nummer zwei.“ Direkt vor Prusseits Augen, wenn er an seinem Schreibtisch sitzt, erstreckt sich auf der gegenüber liegenden Wand eine gigantische weiße Magnettafel, auf der in schwarzer Farbe seine Ziele für die Zukunft notiert sind. Rechts davon, gleich neben der Tür, Postkarten mit Motivationssprüchen wie „If you can dream it, you can do it“ (auf deutsch: „Wenn du es träumen kannst, dann kannst du es auch machen.“).

Prusseit muss dieses Lebensmotto visuell um sich herum haben – denn die Sprüche, so sagt er, haben ihm geholfen, dort zu sein, wo er heute ist: Geschäftsführer eines Gebrauchtwagenhandels, der von Norwegen bis Griechenland in über 22 europäischen Ländern bekannt ist.

Der Jahresumsatz lag bei zehn Millionen Euro – dann kam Corona. Während der bisherigen Hochphase der Pandemie, im März und April, seien die Umsätze zwar um 75 bis 80 Prozent eingebrochen, doch „jetzt, wo es anläuft, sind wir wieder bei 80 Prozent“, sagt Prusseit.

Viel Reichweite im Netz

Die Gründe für den Vorsprung seines Unternehmens gegenüber anderen Gebrauchtwagenhändlern sind vielschichtig: Die Autowelt Prusseit profitiert von einer „gigantischen Reichweite“ durch Werbekampagnen über Facebook (fast 27000 Abonnenten) und Google. Dort werden die Texte, mit denen potenzielle Kunden angelockt werden sollen, unter anderem ins Englische, Italienische, oder sogar ins Russische übersetzt.

Wenn der gebürtige Horber von seinen Geschäften erzählt, klingt es, als würde er schon Jahrzehnte an Berufserfahrung auf dem Buckel haben. So, als hätte er von Geburt an nie etwas anderes gemacht.

Dabei ist Prusseit erst 29 Jahre alt – und hat vor fünf Jahren seinen ersten Schritt in der Branche gemacht. Schon immer mit großer Affinität zu Autos legte er sich damals ein Profil bei einem Online-Fahrzeugmarkt an. Es dauerte nicht lange, da hatte er seinen ersten Wagen verkauft – und die Euros flossen in seine zuvor gegründete GmbH.

Heute stehen auf seinem Gelände im Horber Industriegebiet Heiligenfeld 140 bis 150 Fahrzeuge – von den hochwertigen, bekannten deutschen Autos bis zu den kostengünstigeren Modellen ist alles dabei.

Und Prusseit beschäftigt heute 15 Mitarbeiter. Sein Erfolgsrezept: „Du darfst in guten Zeiten nicht über deine Verhältnisse leben. Ich könnte jetzt auch einen Ferrari fahren, aber ich habe das Geld immer wieder in der Firma gelassen“, sagt der 29-Jährige. So hat der Horber immer wieder neu investiert.

Sein neuestes Projekt: ein Autohaus im Rauhen Grund direkt an der B14 am Horber Ortseingang von Bildechingen kommend. Zwei Millionen Euro lässt sich Prusseit das neue, circa 10000 Quadratmeter große Areal kosten.

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Im August oder September will er mit seinen Gebrauchtwagen in das neue Hauptquartier ziehen, wo am Tag 15000 Fahrzeuge vorbeifahren.

Wachstum als Ziel

Auch hier nimmt der Unternehmer viel Geld in die Hand – was ihm aber langfristig mehr Präsenz und damit mehr Kunden bringen wird, wie er hofft. „Nächstes Jahr wollen wir 200 bis 250 Fahrzeuge haben“, sagt er.

Auf die Frage nach seinen weiteren Zielen für die Zukunft sucht der 29-Jährige kurz in einem Ordner, findet den Zettel und verrät ein wenig zurückhaltend, fast schon geheimnistuerisch: „Meine Zielsetzungen reichen bis ins Jahr 2039.“ Welche konkreten Pläne darauf notiert sind, will er nicht ausplaudern.

Nur eines lässt er sich noch entlocken: „Ich möchte die Firma sehr groß machen.“ Was das im Detail bedeutet, lässt er offen: „Darüber spreche ich nicht so gerne, ich zeige lieber Resultate.“

Sein Ziel überrascht wenig. Die Einrichtung seines Büros hat schon darauf hingedeutet, das Gespräch mit Prusseit hat den Eindruck noch einmal verstärkt: Dieser Mann weiß, was er will. Prusseits Ehrgeiz ist und bleibt vor allem eines: ungebrochen.

Im Rauhen Grund in Horb entsteht derzeit direkt an der B14 ein neues Autohaus.Bild: Karl-Heinz Kuball

Im Rauhen Grund in Horb entsteht derzeit direkt an der B14 ein neues Autohaus.Bild: Karl-Heinz Kuball

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Erstellt:
03.06.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 03.06.2020, 01:00 Uhr

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