Zu durchschaubar

09.12.2016

Von Matthias Rude

Rechtzeitig vor den Demonstrationen gegen die Tübinger Primatenversuche am 17. und 18. Dezember räumt das TAGBLATT Nikos Logothetis, einem der Experimentatoren, eine ganze Seite Platz ein – das überrascht nicht, hat es doch schon oft gezeigt, hinter wem es in der Debatte steht. Man fragt sich allerdings, weshalb Logothetis‘ Pamphlet mit „Dokumentation“ überschrieben ist und nicht mit „Anzeige“; zu plump, zu durchschaubar ist die Propaganda, und zudem eine einzige larmoyante Apologie dessen, womit er sein Geld verdient. Die auf Film festgehaltenen Verstöße gegen geltende Gesetze spielt er zu Einzelfällen herunter.

Dann begibt er sich auf noch dünneres Eis: Tierversuchsgegner diffamiert er als „verantwortungslose“, demokratisch nicht legitimierte „Minderheit“, wirft ihnen „repressive Methoden“ vor und fordert Sanktionen. Erstens verschweigt er sämtliche Umfragen, die stets zeigen, dass die Mehrheit Versuche an Affen generell ablehnt – 89 Prozent der Deutschen sind sogar dafür, alle Experimente zu verbieten, bei denen Tieren Leid zugefügt wird.

Zweitens greift er die Demonstrationsfreiheit an und kriminalisiert jene, die von ihrem Grundrecht Gebrauch machen. Dem von ihm eingestellten Tierpfleger, der für eine Tierrechtsorganisation die Verstöße dokumentierte, unterstellt er gar strafbare Handlungen. Bleibt die Frage: Warum war es dann sein Institut – und nicht das Büro der Tierrechtsorganisation –, das 2015 im Rahmen einer Razzia von der Staatsanwaltschaft durchsucht worden ist?