Berufsschulen

Zu wenig Auszubildende

Die SPD-Kreistagsfraktion möchte erreichen, dass auch kleinere Berufsschulklassen erhalten bleiben und der Bestand bestimmter Ausbildungsberufe damit gesichert wird.

14.03.2019

Von Monika Schwarz

Am Berufschulzentrum Freudenstadt sind einige Klassen in ihrem Bestand gefährdet. Bild: Monika Schwarz

Am Berufschulzentrum Freudenstadt sind einige Klassen in ihrem Bestand gefährdet. Bild: Monika Schwarz

Derzeit liegt die Untergrenze für eine Berufsschulklasse bei 16 Schülern. Diese Zahl wird aber nicht bei allen Ausbildungsgängen dauerhaft erreicht. Verschiedentlich wurden deshalb in der Vergangenheit Ausbildungsgänge aufgehoben und Klassen nicht mehr vor Ort fortgesetzt. Von den ursprünglich fünf Standorten im Regierungsbezirk Karlsruhe, an denen Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Fleischerei ausgebildet wurden, sind künftig deshalb nur noch zwei Standorte übrig.

Auch die Fachklasse für Maurer im 2. Lehrjahr lag mit Ablauf des letzten Schuljahres deutlich unter zehn Schülern und wurde geschlossen. Die davon betroffenen Schüler müssen nun in Nagold die Berufsschule besuchen. Bei der Fachklasse für Hauswirtschafter/-innen wird die Aufhebung derzeit geprüft, weitere Ausbildungsgänge sind zumindest gefährdet (siehe unten).

Die SPD möchte mit ihrem Antrag darauf hinwirken, dass solche Klassen auch dann erhalten bleiben, wenn sie die derzeit geltende Mindestanzahl an Schülern nicht erreichen. Man wisse sehr wohl, dass der Kreistag solche Mindestklassenstärken nicht festlegen könnte, sagte Eberhard Haug (SPD). Gleichwohl müsse man vor Augen haben, dass bestimmte Ausbildungsberufe nicht mehr möglich sind im Kreis, wenn „sich hier nichts bewegt“.

Im Antrag fordert die Fraktion deshalb eine Herabsetzung der Mindestzahlen von 16 auf 10. Außerdem soll sich Landrat Klaus Michael Rückert dafür einsetzen, dass Schüler aus anderen Landkreisen einzelne Berufsschulzweige im Landkreis Freudenstadt auffüllen. „Und nicht nur immer umgekehrt.“

Wie das praktische Verfahren läuft, wenn ein Klassenbestand gefährdet ist, darüber informierte die zuständige Sachgebietsleiterin Anna-Lena Seeger. Sie sagte, dass es eine Verordnung gibt, an die sich die Verwaltung zu halten habe. Betrachtet werde jeweils die Eingangsklasse, die 16 Schüler aufweisen müsse. Tue sie das nicht, bekomme die Verwaltung zunächst einen Hinweis, dem ein zwei- bis dreijähriger Beobachtungszeitraum folge. Während dieser Zeit fänden auch verschiedene Fach- und Regionalkonferenzen statt, in denen die Situation der betroffenen Schulen mit Vertretern unterschiedlicher Institutionen besprochen wird.

Nach drei Jahren werde, sofern die Mindestschülerzahl dann noch immer nicht erreicht wird, das Aufhebungsverfahren eingeleitet. Rückert betonte, dass der Landkreis vieles unternehme, damit das nicht passiert. Besonders die Schulleiter seien „emsige Schüleraquisiteure“ und auch die Kreishandwerkerschaft unterstütze sehr.

Als ländlicher Landkreis sei man aber trotzdem immer der Gefahr ausgesetzt, Bildungsgänge zu verlieren. Der Landkreis sei durchaus bestrebt, als übergeordneter Standort auch Schüler aus anderen Landkreisen zu bekommen. Derzeit gebe es schon vereinzelte Ausbildungsgänge, die trotz nicht erreichter Mindestschülerzahl über den Beobachtungszeitraum hinaus Bestand hätten. Dieter Bischoff (Freie Wähler) betonte, dass er für das gängige Schließverfahren bei außergewöhnlichen Ausbildungsgängen Verständnis habe, aber nicht beim klassischen Handwerksberufen wie Bäcker, Metzger oder Maurer.

Die sollte es in allen Landkreisen geben, forderte Bischof. Auch deshalb, weil die Auszubildenden oftmals nicht volljährig seien und deshalb ein Problem hätten, die Berufsschulen andernorts zu erreichen.

Dr. Ludwig Wäckers (Grüne) signalisierte Unterstützung für den Antrag. Die Zahl von 16 Schülern sei für den ländlichen Raum einfach zu hoch. Bärbel Altendorf-Jehle (Frauenliste) wollte wissen, ob man in dem Zusammenhang schon an Videokonferenzen und ähnliches gedacht habe, damit die Auszubildenden nicht fahren müssen.

Im Theorieunterricht sei das grundsätzlich möglich, im praktischen Unterricht aber nicht, antwortete Schulleiter Peter Stumpp von der Heinrich-Schickhardt-Schule. „Die Mauersteine lassen sich halt nur schwer durch die digitale Welt schleusen.“ Eine Lösung könnte der gemeinsame Unterricht zweier Jahrgänge sein. Bei der Hauswirtschafterin werde das derzeit geprüft.

Dr. Ernst Wolf (FDP) schlug vor, wieder mehr ähnliche Berufszweige mit nur unterschiedlicher Fachrichtung in der Ausbildung wie bei den Mechanikern zusammenzufassen, um so zu größeren Klassenstärken zu kommen.

Auf Grundlage der Diskussion will die Verwaltung nun einen
Appell formulieren und nach
Abstimmung mit den Fraktionen an die zuständigen Stellen weiterleiten.

Gefährdete Ausbildungsgänge in Freudenstadt und Horb

Diese Bildungsgänge sind derzeit gefährdet im Kreis:

Heinrich-Schickhardt-Schule Freudenstadt:

Fachklasse Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Bäckerei (11 Schüler,

2. Hinweis).

Einjährige Berufsfachschule Bautechnik (15 Schüler, 1. Hinweis).

Einjährige Berufsfachschule Körperpflege (14 Schüler). Werkzeugmacher/-Mechaniker (14 Schüler).

Eduard-Spranger Schule

Freudenstadt:

Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife, kaufmännische Richtung (13Schüler, 1. Hinweis). Profil Finanzmanagement am Wirtschaftsgymnasium

(1. Hinweis, zu wenig

Bewerber).

Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule Horb:

Fachschule für Technik Automatisierungstechnik Teilzeit (15 Schüler, 2.Hinweis).

Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife Gewerbliche Richtung (13 Schüler, 2. Hinweis).

Meisterschulen-Industrie Metalltechnik (15Schüler,

1. Hinweis).

Einjährige Berufsschule

Metalltechnik-Feinwerk und Metallbautechnik

(keine Schüler).