Sulz · Firmen

Zukunft inmitten von Gewerbe

Sanitär Gerster hat den Umzug in den „InPark A81“ im 130. Jahr des Bestehens gut gemeistert. Lediglich das schnelle Internet funktioniert noch nicht. Der Verkauf des alten Grundstücks in der Zeppelinstraße an die Stadt verlief etwas holprig.

08.07.2020

Von Cristina Priotto

Geschafft: Valentina und Tobias Gerster haben den Heizungs- und Sanitärbetrieb von der Zeppelinstraße in der Sulzer Talstadt ins Interkommunale Gewerbegebiet „InPark A81“ verlagert. Bilder: Cristina Priotto

Geschafft: Valentina und Tobias Gerster haben den Heizungs- und Sanitärbetrieb von der Zeppelinstraße in der Sulzer Talstadt ins Interkommunale Gewerbegebiet „InPark A81“ verlagert. Bilder: Cristina Priotto

Der 130-jährigen Firmengeschichte war sich Tobias Gerster bewusst, als die Entscheidung für einen Neubau des Heizungs- und Sanitärbetriebs im „InPark A81“ erfolgte. In vierter Generation führt der Lüftungsbauer- und Zentralheizungsmeister sowie Betriebswirt den Handwerksbetrieb mit aktuell sechs Mitarbeitern. Der Umzug des Unternehmens von der Talstadt ins Interkommunale Gewerbegebiet Sulz-Vöhringen bedeutet aber auch eine Zäsur: „Ich kannte die Firma seit meiner Kindheit immer unten in Sulz“, erzählt der Inhaber. Doch in die Karl-Drais-Straße in ein reines Gewerbegebiet passe das Heizungs- und Sanitärunternehmen besser als an den Rand des Wohngebiets in der Talstadt.

Das zweistöckige Werkstatt-, Lager- und Bürogebäude steht auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern, der Umzug ist seit Mitte Juni erfolgreich über die Bühne. „Die Mitarbeiter sind hier alle sehr glücklich“, erzählte Tobias Gerster am Dienstag der Presse. Bei einer Begehung wird klar, warum: Die innerhalb von neun Monaten erbauten Räume sind großzügig, lichtdurchflutet und modern eingerichtet, der Blick kann weit in die Umgebung schweifen. Grund zum Feiern böte auch das 130. Betriebsjubiläum, das wegen Corona verspätet 2021 nachgeholt wird.

Linkerhand des Eingangs, zur Karl-Drais-Straße hin, befindet sich ein Büro mit Empfangstresen, gegenüber hat Geschäftsführer Tobias Gerster ein weiteres Büro. Daran schließen sich Sanitärräume und Umkleiden sowie ein Sozial- und Schulungsraum mit Küche an. Das Lager erstreckt sich über zwei offene Etagen in der Halle, ein Teil des Materials ist unter dem Dach untergebracht.

Bezüglich der Fläche hat Gerster sich kaum verändert, der zeitgemäße Standort werde aber sehr positiv wahrgenommen, registriert Valentina Gerster. Ein Neubau im Wohngebiet hätte sich nicht gelohnt, das alte, 1937 errichtete Gebäude in der Zeppelinstraße war verbraucht. Tobias Gerster bekennt sich zum Standort Sulz: „Unsere Kunden und Mitarbeiter sind hier“, betont der Inhaber.

Der Umzug bedeutete viel planerischen und logistischen Aufwand, zumal die Baustelle mitten in die Corona-Pandemie fiel. Das Virus und die damit einhergehenden Einschränkungen haben den Sanitär- und Heizungsbaubetrieb aber nicht beeinträchtigt. Die Monteure tragen bei der Arbeit ohnehin oft Mundschutz, waren aber seit März nahezu in gleichem Umfang im Einsatz wie sonst.

Die kaufmännischen Angestellten konnten ebenfalls vor Ort arbeiten, teilweise zeitgleich, da die räumlichen Abstände groß genug sind, zudem ermöglichte eine flexible Zeiteinteilung ein zeitlich versetztes Arbeiten. Zu eng wird es in den neuen Räumen nicht.

„Die Auftragslage ist sehr gut, wir sind wenig auf Neukunden angewiesen, sondern konzentrieren uns eher auf die Pflege der Bestandskunden“, berichtet Tobias Gerster. Die meisten davon kommen aus dem Nahbereich Sulz.

Heizungsbau stellt einen Schwerpunkt des Handwerksbetriebs dar: „Der Trend geht zur Wärmepumpe in Verbindung mit Fotovoltaikanlagen oder Pelletsheizung“, beschreibt der Lüftungsbauer- und Zentralheizungsmeister, der auch thermische Solaranlagen realisiert. „Smart Home“, die Internetanbindung von Haushaltsgeräten, erstreckt sich mittlerweile auch auf Heizungen zur Fernüberwachung.

Trend zum „Smart Home“

Für solche modernen Dienstleistungen benötigt der Heizungs- und Sanitärbetrieb eine schnelle Internetanbindung – doch daran hapert es noch: Den Glasfaserkabelanschluss, den Gersters im Oktober 2019 für Juni 2020 beantragt hatten, funktioniert nicht: Ein Bagger begann erst gestern mit dem Graben, um die Breitbandkabel zu verlegen. Der Betrieb setzt vorerst auf eine mobile Lösung.

Als Ausbildungsbetrieb „zieht“ sich Gerster Nachwuchskräfte selbst: Im Sommer beginnt ein einstiger Praktikant als Auszubildender zum Anlagenmechaniker für Heizungsbau und Sanitär. Ein dritter Monteur wäre hilfreich für das gut ausgelastete Team.

Das Grundstück in der Zeppelinstraße 16 hatten Tobias und Valentina Gerster zunächst der Stadt Sulz angeboten, doch die Verwaltung lehnte den Kauf ab. Nachdem der Vertrag mit anderen Investoren schon beim Notariat lag, ging die Stadt plötzlich dazwischen und übte das Vorkaufsrecht aus. „Das ist etwas seltsam gelaufen, die Stadt hätte das einfacher haben können“, kommentiert Gerster den holprigen Verkauf. Wichtig war Tobias Gerster, dass an der freiwerdenden Stelle kein baulicher Schandfleck entsteht. Die Stadt plant, dort nach dem Abriss des Gebäudes Sozialwohnungen oder ein Ärztehaus zu errichten.

Zukunft inmitten von Gewerbe

Eckdaten Firmenhistorie:

1890: Andreas Gerster eröffnet in der Torstraße eine Kupferschmiede, die später in die Bergstraße umzieht

1930: Albert und Hermann Gerster, Söhne Andreas Gersters, übernehmen

1937: Kauf des Grundstücks auf dem Wöhrd und Neubau einer Werkstatt

1964: Horst Gerster übernimmt den Betrieb, später auch Volker Gerster

2008: Tobias Gerster übernimmt

2019: Start Neubau im „InPark A81“

2020: Umzug ins IKG Sulz-Vöhringen

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Erstellt:
08.07.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 08.07.2020, 01:00 Uhr

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