Ulf Siebert verließ den Gemeinderat

Zum Abschied einige Kritik

Am Montag wurde Ulf Siebert aus dem Tübinger Gemeinderat verabschiedet. Mit Ehrenmedaille und Reden.

05.04.2017

Von slo

Ulf Siebert

Ulf Siebert

Ulf Siebert ist der erste Stadtrat, der die Tübinger Ehrenmedaille in Gold bekam. Was nicht daran liegt, dass vor ihm noch nie jemand zehn Jahre lang Stadtrat war, sondern daran, dass der Gemeinderat erst im vergangenen Sommer eine neue Ehrenordnung erließ.

Oberbürgermeister Boris Palmer befestigte die Magnetmedaille an Sieberts Jacke und erinnerte daran, dass Siebert immer gute Wahlergebnisse hatte, die ihn auf Anhieb in den Gemeinderat gebracht haben. Nie habe er ihn beim Müßiggang erlebt, sondern immer in Aktion. Siebert habe ein legitimes Argument, nun auszuscheiden. Der Gemeinderat hatte das Restaurant in der Schmiedtorkelter, dessen Pächter Siebert und sein Partner Gottfried Schönweitz sind, anderweitig vergeben, so dass sich der Gastronom nun etwas Neues aufbauen muss. „Es kommt immer mal wieder vor, dass der Gemeinderat gegen das Interesse eines Einzelnen stimmt“, sagt Palmer. Derartige Entscheidungen täten weh, aber der Rat habe zum Wohl der Stadt entschieden, so wie jedes einzelne Mitglied es gelobt habe.

Siebert hatte Geschenke mitgebracht: Ein Bild voller Fahrräder für Palmer und einen Korb voller großer Schokoladenmarienkäfer für den Jugendgemeinderat. Und dazu noch eine Rede, in der er sich selbst als eher ruhigen Stadtrat beschrieb, der deshalb im Gemeinderat sei, weil er sich für die Menschen in allen Facetten interessiere. „Es war mir wichtig, die Fäden im Hintergrund zu ziehen, Kontakte zu halten“, so Siebert.

    Am Gemeinderat kritisierte er, dass öfters einzelne Mitglieder des Gremiums von anderen herabgesetzt würden, dass Vertraulichkeiten ausgeplaudert würden und dass „viele Reden langweilig und ein Angriff auf die Intelligenz der Zuhörer“ seien. Er habe in den Sitzungen „die meiste Zeit gelesen“ – und seine Buchhaltung gemacht, weil es in sechsstündigen Sitzungen oft nur 30 relevante Minuten gebe.

An Palmer gerichtet sagte Siebert, es sei ein Fehler, den Bebauungsplan Altstadt samt Gastronomiekonzept nicht zu diskutieren. Und er kritisierte den Vertrag der Stadt mit der Kunsthallen-Stiftung, der die Stadt abhängig mache. Außerdem: „Der Umgang dort oben miteinander ist schlecht“, spielte er auf das Verhältnis zwischen dem Stiftungsvorsitzenden Götz Adriani und dem künstlerischen Leiter Holger Kube Ventura an.

Über die Schmiedtorkelter sagte Siebert, er und Schönweitz hätten sie zu einem Kleinod gemacht. „Es ist uns gelungen, sie zum Leuchten zu bringen.“ Das Konzept des neuen Inhabers unterscheide sich außer in den Jazzkonzerten nicht von seinem. Und Siebert stellte klar: „Es gibt keinen Streit zwischen uns.“ Sabine Lohr