Eine Brille fürs Ohr

Zum Gesundheitstag Hören kamen 200 Besucher

„Nicht sehen können, heißt die Menschen von den Dingen trennen, nicht hören können, heißt sie von den Menschen trennen.“ Ob der Philosoph Immanuel Kant auch schwerhörig gewesen ist, war gestern Abend beim Gesundheitstag von SCHWÄBISCHEM TAGBLATT und Universitätsklinikum zum Hören kein Thema. Wohl aber, wie sich verschiedene Formen von Schwerhörigkeit therapieren lassen.

08.04.2016

Tübingen. Prof. Hans-Peter Zenner, Ärztlicher Direktor an der Tübinger Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (HNO), bemühte den Aufklärer Kant, um die Bedeutung des Hörens für die menschliche Kommunikation herauszustellen. TAGBLATT-Redakteur und Moderator Ulrich Janßen stellte den Leibnizpreisträger Zenner als „die Kapazität in der Ohrforschung“ vor. Hier, in der HNO, wirkte er an der Entwicklung der ersten Implantate bei Innenohrschwäche mit. Vor ungefähr 200 Besuchern, die gestern ins Sparkassen Carré gekommen waren, erklärte Zenner in einem Kurzvortrag die Funktion des Ohrs und erläuterte die Ursachen für Schwerhörigkeit. Ungefähr 20 Prozent der Deutschen, so Zenner, können schlecht hören – das sind ungefähr 16 Millionen Menschen.

Stephan Wolpert, Oberarzt an der HNO, stellte den Zuhörern unterschiedliche Therapiemöglichkeiten vor und betonte, wie wichtig das eingeführte Hörscreening bei Neugeborenen ist. Mehrere Fragen kamen aus dem Publikum zum implantierbaren Hörgerät. Es wird, erklärte Wolpert, unter Vollnarkose in einer zweistündigen Operation eingesetzt – vor allem dann, wenn Patienten gängige Hörgeräte nicht vertragen oder diese nicht mehr helfen.

Die Hörakustikern Tanja Thomanek vom Kümmel Hörzentrum in Tübingen stellte verschiedene Geräte vor. Die einen sitzen hinterm Ohr, die anderen im Gehörgang. Manche tragen eine Hörbrille – das Gerät ist im Brillenbügel versteckt.

Mit Informationsständen machten auch die Deutsche Tinnitus-Liga und die Tübinger Tinnitus-Selbsthilfegruppe auf sich aufmerksam. Sie wünscht sich einen „besseren Austausch“ mit dem UKT, sagt Mitbegründer Anton Hellstern. Der ehemalige Ortsvorsteher von Pfrondorf hat seit über 20 Jahren einen Dauerpfeifton im Ohr und sagt: „Ich habe gelernt, damit zu leben.“ (Ausführlicher Bericht folgt.) hoy