Kommentar über die Dauerbaustelle Kunsthalle

Zurück zum Modell Adriani?

Das muss man sich mal vorstellen: Da wird die erste große Kunstausstellung nach jahrelanger Baustellenpause am Philosophenweg euphorisch bejubelt als hoffnungsfroh stimmender Neubeginn. Doch der Kurator, noch nach den richtigen Eröffnungsworten ringend, weiß bereits, dass er nicht mehr lange bleiben wird. Für Holger Kube Ventura war dieser Kraftakt zum Auftakt offenbar eine Art Leistungsnachweis, weniger auf baldige Bewerbungen ausgerichtet als ein Signal nach innen: schaut her, so geht’s, das entgeht euch künftig.

27.04.2017

Von Wilhelm Triebold

Seltsam genug. Was die Kunsthalle gebraucht hätte, nachdem sie sich per nichtendenwollender Dauersanierung praktisch ins Abseits manövrierte, wäre ein klares Bekenntnis zur Kontinuität gewesen. Und zu einem Aufbruch, der Neues, Aufregendes, aber eben auch Beständigkeit verheißt.

Schwer zu sagen, ob Holger Kube Ventura dafür der richtige Mann gewesen wäre. Glaubt man ihm, hat der Kurator unter unzumutbaren Extrembedingungen die Arbeit aufgenommen; unter dem Kuratel eines notorischen Kunsthallen-Platzhirschs namens Götz Adriani, der von der Vorherrschaft auf der Brunftwiese nicht lassen konnte.

„Die Summe von allem“ sei es gewesen, das war das einzig Konkrete, das sich Kube Ventura gestern zum immerwährend K(r)ampf mit Adriani entlocken ließ. Der Meister selbst war ebenso wenig zu befragen wie der auskunftsberechtigte Kuratoriumsvorsitzende Hans J. Baumgart. Der hatte sich in seiner Eröffnungsrede noch gefreut, wie alles fertig geworden sei, „ohne Geräusch und ohne Schlagzeilen“.

Die sind in diesen sechs Wochen seit Kube Venturas prompter Kündigung tatsächlich vermieden worden. Hinter den Kulissen hat man sich, so ist zu hören, wohl noch um Annäherungen bemüht. Zumindest Kube Ventura gingen sie nicht weit genug, um doch zu bleiben. Der persönliche Leidendruck muss heftig genug gewesen sein.

Interessant ist, wie es jetzt weitergeht mit der Kunsthalle. Nicht nur Kube Ventura verlässt das Haus noch in diesem Jahr (zum Herbst), sondern auch sein Kontrahent Adriani (zum Jahresende). Das war eigentlich nicht vorgesehen. Ursprünglich wollte Adriani sich erst mit Vertragsende 2018 aufs Altenteil begeben, vielleicht vorher sogar noch eine eigene Ausstellung verantworten – was Kube Ventura nun gar nicht behagt hätte.

Wenn jetzt „zeitnah“, wie es heißt, ein alleiniger Vorstand installiert werden soll, der wiederum das Ausstellungsgeschäft übernimmt, wären wir wieder beim Zentral-Modell Adriani der ersten drei Jahrzehnte. Kann man machen. Fragt sich nur, ob‘s denn auch Erfolg verspricht. Oder ob der nächste Trümmerhaufen droht. Und wie es jetzt überhaupt weitergeht mit der Stiftung Kunsthalle.