Bachelor mit der Baglama

Zwei Frauen und zehn Männer studieren Weltmusik in Mannheim

Bislang stand die Mannheimer Popakademie nur für die Ausbildung in Sachen Popmusik. Seit dem vergangenen Jahr hat sich das Spektrum erweitert: "Weltmusik" heißt der neue Studiengang mit zwölf Studenten.

12.04.2016

Von RALF SCHICK, EPD

Er studiert in Mannheim Weltmusik: Turgut Keskin mit seiner Baglama vor der Popakademie. Foto: epd

Er studiert in Mannheim Weltmusik: Turgut Keskin mit seiner Baglama vor der Popakademie. Foto: epd

Mannheim. Sie ist ein Instrument der Weltmusik und wird vor allem in türkischen Regionen gespielt: die bauchige und siebensaitige Baglama. Seit dem vergangenen Jahr können Musiker die Laute an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim als Hauptfach belegen - im Studiengang "Weltmusik". "Bei unserem neuen Bachelorstudiengang werden drei Instrumente gelehrt mit Schwerpunkt orientalischer Musik bis in den persischen Raum und mittleren Osten", erklärt der künstlerische Direktor, Udo Dahmen.

Der Musikprofessor und Schlagzeuger Dahmen will mit dem Unterricht an alten orientalischen Instrumenten wie der Oud, der Baglama oder mit Percussion-Traditionen etwas Neues in Gang setzen: "Es geht uns vor allem darum, dass traditionelle und populäre Musik sich gegenseitig befruchten." In Deutschland gebe es eine große Bevölkerungsgruppe, die aus dem arabisch-persischen Raum stamme, sagt Dahmen - nicht zuletzt im Mannheimer Stadtteil Jungbusch, wo auch die Popakademie beheimatet ist. "Sehr viele Menschen interessieren sich für diese Art der Kultur". Zurzeit studieren zwei Frauen und zehn Männer "Weltmusik": Die Hälfte kommt aus Deutschland und hat einen Migrationshintergrund, die anderen sind deutschstämmige Studenten aus Syrien, Italien, Bulgarien und Ägypten. Alle pflegen während des Studiums traditionelle Musik und spielen auch in Bands. Am 12. Mai werden die Weltmusik-Studierenden ihr erstes gemeinsames Konzert geben.

Einer von ihnen ist der 33-jährige Turgut Keskin, ein kurdischer Baglama-Spieler aus Anatolien mit dem Künstlernamen Hozan Temburwan. Keskin stammt aus einer Musikerfamilie, trat bereits als Jugendlicher bei Konzerten auf. "Ich will mit meiner Musik vor allem Emotionen rüberbringen und das gelingt mit der Baglama sehr gut", sagt er. Mit mehreren Bands ist er schon in ganz Europa aufgetreten.

"Man kann sich hier in allen Stilen ausprobieren", erklärt der Dozent und Projektmanager des Studiengangs, Mehmet Ungan. Sein Kollege Samir Mansour, der aus Syrien stammt und seit 15 Jahren als Fachdozent die Laute Oud unterrichtet, hat dieses Instrument auch schon häufig mit klassischen Blasinstrumenten kombiniert. Unter anderem bei Auftritten mit dem Polizeiorchester München - "das passt gut zusammen", sagt Mansour.

Auch Tanz ist Teil des Studiums. Die in Heidelberg geborene Shany Mathew mit indischen Vorfahren unterrichtet das Fach "Musik und Körper", bei dem außerdem Atemtechniken einstudiert werden. "Schließlich gehören Musik und Tanz zusammen", sagt die junge Dozentin und Tänzerin, die in Indien die klassischen Tanzstile Bharata Natyam, Kuchipudi und Mohini Attam studiert hat.

Der Vorteil an der Popakademie sei, dass man in kleinen Gruppen arbeite und die Betreuung damit sehr intensiv sei, erklärt Professor David-Emil Wickström. "Der Studiengang bietet ein breitgefächertes Spektrum an Kompetenzen von künstlerischer und musikpädagogischer Ausbildung bis hin zu Musikbusiness."

In zwei Semestern Grundstudium werden in praxisorientierten Kursen sowie den Schwerpunktbereichen Instrumental- und Projektarbeit grundlegende Themen der türkisch-arabischen und der westlichen Musik vermittelt. Auch betriebswirtschaftliche Inhalte gehören dazu: "Die Studierenden sollen befähigt werden, ihr Geld als Freiberufler verdienen zu können", sagt Akademie-Chef Udo Dahmen.

Im anschließenden viersemestrigen Hauptstudium wird dann in Projekten und einem Praktikum an den Fähigkeiten gefeilt, die für das Arbeiten im Berufsfeld Weltmusik entscheidend sind. Die Ausbildung beleuchtet auch die kulturellen Hintergründe und aktuellen Trends der Weltmusik. Im kommenden Herbst startet die nächste Gruppe, bis zum 30. April kann man sich bewerben. "Wir sind auf einem sehr guten Weg nach dem ersten Jahr", sagt Dahmen.

Er ist von Beginn an der künstlerische Leiter der Popakademie: Udo Dahmen. Foto: dpa

Er ist von Beginn an der künstlerische Leiter der Popakademie: Udo Dahmen. Foto: dpa

Lehrbetrieb seit 13 Jahren

Hochschule Die Popakademie Mannheim nahm zum Wintersemester 2003/2004 den Lehrbetrieb auf. Zum damaligen Zeitpunkt gab es damit erstmals in Deutschland die Möglichkeit eines Bachelorstudiums in diesen Fachbereichen. Voraussetzungen für die Aufnahme in den Bachelorstudiengang ist mehrjährige künstlerische Erfahrung im Bereich der Popmusik. Geleitet wird die Akademie von Udo Dahmen, Dirk Metzger und Hubert Wandjo.