Herzhafte Kulturclash-Komödie: Bei diesen Franzosen bekommt man sogar Mitleid mit Amerika.

Zwei Tage Paris

Herzhafte Kulturclash-Komödie: Bei diesen Franzosen bekommt man sogar Mitleid mit Amerika.

24.11.2015

Von che

Zwei Tage Paris

Wie man hört, will Nicolas Sarkozy jetzt eine Achse zwischen Paris und Washington schmieden. Ob das gut geht, muss nach diesem Film bezweifelt werden. Denn selbst beim besten Willen, so lernen wir aus dem Regie-Debüt der Französin Julie Delpy, bleibt der kulturelle Graben zwischen den Ländern so tief, dass ihn selbst die Liebe kaum überbrücken kann.

Dabei entzünden sich die Konflikte hier keineswegs an großen Menschheitsfragen, sondern am unberechenbaren Alltag. Delpy spielt mit Adam Goldberg ein interatlantisches Ehepaar auf Kurzbesuch bei ihren Althippie-Eltern in Paris, wo dem New Yorker an jeder Ecke Fettnäpfchen auflauern. So stürzt die Erkenntnis, dass in französischen Smalltalks fast zwingend von Muschis und Schwänzen die Rede ist, den an sich liberalen Bush-Hasser von einer Verlegenheit in die nächste, während er umgekehrt mit seinem Sauberkeitsfimmel und der panischen Angst vor Terroranschlägen bloß Kopfschütteln erntet.

Ohne Scheu vor (wohl nicht ganz unwahren) Klischees baut Delpy daraus eine herzhafte Kulturclash-Komödie von erheblichem Wortwitz ? inklusive einigen schön obszönen Pointen, die einer Kinoauswertung in den USA vermutlich gar nicht gut bekommen. Wo der Film sich mehr ernsthaft an der Analyse einer gestressten Ehe versucht, wird er zwar schnell banal, aber egal: Dank seiner unbekümmerten Leichtigkeit gebührt „2 Tage Paris? ein Spitzenplatz unter den Regie-Debüts berühmter Schauspieler(innen).