Fußball-Bundesliga

Zwei Teams ohne den letzten Punch auf dem Platz

Der VfB Stuttgart kann mit dem 0:0 gegen RB Leipzig gut leben. Nur für die beiden Trainer waren es wohl keine langweiligen 90 Minuten.

12.03.2018

Von THOMAS GOTTHARDT

Holger Badstuber (links), gegen RB Leipzig wieder in die VfB-Innenverteidigung gerückt, kann den ehemaligen Stuttgarter Timo Werner am Torschuss hindern. Der Nationalstürmer blieb in den 90 Minuten unauffällig. Foto: IMago

Holger Badstuber (links), gegen RB Leipzig wieder in die VfB-Innenverteidigung gerückt, kann den ehemaligen Stuttgarter Timo Werner am Torschuss hindern. Der Nationalstürmer blieb in den 90 Minuten unauffällig. Foto: IMago

Stuttgart. Es erinnerte an Bilder aus dem Boxring. Wenn sich zwei Faustkämpfer gegenüber stehen, die keine Dominanz über den anderen ausüben, ihn nicht verprügeln können und nur auf den Fehler des Gegenüber warten. Um dann aber mit voller Wucht einen Hagel an Geraden und Uppercuts loszulassen in der Hoffnung, ein Schlag möge doch bitte treffen und den Gegner zu Boden strecken, endgültig am besten.

Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart hatte im Heimspiel gegen RB Leipzig zwei solcher Szenen, in denen die Mannschaft von Trainer Tayfun Korkut ihre geballte Offensivkraft zur Entfaltung bringen wollte. Zwei Szenen, in denen die Stuttgarter jeweils in kurzer Abfolge mehrere Schüsse aufs Tor der Sachsen abfeuerten in der Hoffnung, einer möge doch bitte ins Netz gehen und die nächsten drei Punkte bescheren.

Nur wenige Gelegenheiten

Alleine: Es blieb bei dem Wunschdenken und dem Versuch. Weder die eine noch die andere Mannschaft schaffte es gestern vor 53?000 Zuschauern, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen, was dann ein 0:0 zur Folge hat. Beide Teams hatten allerdings auch nicht viele Gelegenheiten, sich ein solches Erfolgserlebnis zu verschaffen, weil sich der Gedanke an offensiven Fußball einfach nicht durchsetzen konnte. Vielleicht sollte er sich auch nicht durchsetzen. „Die beiden Mannschaften haben sich neutralisiert. Die großen Aktionen vor dem Tor waren Mangelware. Unser Hauptaugenmerk lag auf der Null“, gab Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl auch zu.

Beim VfB ist das nichts Neues. Der ist seit dem Trainerwechsel zu Korkut sechs Spiele ungeschlagen (vier Siege, zwei Remis), was dazu führt, dass das Thema Abstieg fast keine Rolle mehr spielt an der Mercedes-Benz-Straße. Und diese Erfolge hat der VfB nicht durch eine Offensivexplosion zu Stande gebracht, sondern durch solide schwäbische Defensivarbeit, durch eine exakt ausgeführte Kehrwoche vor und im eigenen Strafraum sozusagen.

Die Stabilität litt auch nicht darunter, dass Innenverteidiger Timo Baumgartl wegen Kopfschmerzen ausfiel und durch Dennis Aogo vertreten wurde. Der spielte nicht in der Innenverteidigung, sondern im zentralen defensiven Mittelfeld, aus dem Holger Badstuber wieder in die Mitte der Vierer-Abwehrkette rückte. Und Leipzig ist in der zweiten Bundesliga-Saison und der ersten, in der der „Dosenklub“ auch international in der Europa League spielt und dort im Achtelfinale steht, langsam auf dem Wege, die Art des Fußballs zu ökonomisieren. Die Energien sind wohl bald aufgebraucht.

Es war ein langweiliges Duell. Auch wenn Korkut in der kurzen Nachbetrachtung zu dem Schluss kam, dass es in Sachen Taktik für beide Trainer hochinteressant gewesen sei. Aber für den Rest im Stadion eben nicht. Bis auf die wenigen Torchancen, unter anderem in den zwei Szenen, in denen der VfB eine Salve von Schüssen abgab. Das erste Mal in der 25. Minute, als VfB-Keeper Peter Gulacsi mit einer verunglückten Faustabwehr mehrere Stuttgarter einlud, das RB-Tor ins Visier zu nehmen – ohne Erfolg. In der 63. Minute waren es Mario Gomez, Erik Thommy und Daniel Ginczek, die den Ball aufs Tor ballerten – ebenfalls ohne Erfolg.

Den Gästen fehlte die Kraft

Immer wieder warf sich ein Leipziger dazwischen und stand einfach im Weg. Ginczek und Gomez hatten noch Solo-Chancen, die aber auch zu nichts führten. Es war nicht das primäre Ziel der Gastgeber, durch eine nach vorne ausgerichtete Spielweise Gefahr zu laufen, das bekannt schnelle sächsische Umschaltspiel zu provozieren. Aber dazu hatten die Gäste nach dem letzten Europa-League-Auftritt am vergangenen Donnerstag auch nicht die Kraft.

Rückkehrer Timo Werner hatte eine gute Chance für die Leipziger kurz vor der Halbzeitpause, als er den Ball an VfB-Keeper Zieler vorbei spitzeln wollte, den Ball aber nicht richtig traf. Keita und Poulsen hatten ebenfalls die Möglichkeit, die Führung zu erzielen, scheiterten aber – und zwar nicht an Zieler.