Auf eine Stadionwurst

Zweimal mit den Magischen

mit Ex-Fußballspieler Daniel Berggötz, der einst sogar mit dem „Magischen-Dreick“ des VfB Stuttgart auf Torejagd ging.

17.02.2018

Von Milos Kuhn

Daniel Berggötz (rechts) – hier im Trikot der Rottweiler – spielte im WFV-Pokal am 4. August 2007 in der ersten Runde gegen die SG Empfingen. Archivbild: Ulmer

Daniel Berggötz (rechts) – hier im Trikot der Rottweiler – spielte im WFV-Pokal am 4. August 2007 in der ersten Runde gegen die SG Empfingen. Archivbild: Ulmer

FrediBobic, Krassimir Balakov und Giovane Elber. Namen, die das schwäbische Fußballerherz sofort aufhorchen lässt. Mit dem „Magischen Dreieck“ spielen zu dürfen war wohl der Wunsch eines jeden Talents. Dem Dornhaner Urgestein Daniel Berggötz blieb dieser Traum nicht verwehrt, auch, wenn es letztlich nicht zu einer Profikarriere gereicht hat. Trotzdem hat der mittlerweile 41-Jährige sein Lebensglück gefunden – und zwar nicht nur im Fußball.

Begonnen hatte alles im beschaulichen Dornhaner Stadtteil Marschalkenzimmern, wo Daniel Berggötz für den SV das erste Mal in ein Paar Fußballstiefel schlüpfte. Früh erkannten die Verantwortlichen, dass der junge Torjäger kein Durchschnittskicker war und so führte es ihn über die Spvgg Freudenstadt und die württembergische Auswahl zu den Stuttgarter Kickers, bei denen sich Berggötz ins Rampenlicht spielte. Folglich war es kaum eine Überraschung, dass der VfB Stuttgart bei ihm anklopfte. „Das war das erste Highlight meiner Karriere“, sagt Berggötz.

Zwei Freundschaftsspiele durfte er unter Rolf Fringer und Jogi Löw im Bunde mit dem „Magischen Dreieck“ bestreiten und hatte dabei das Glück, ebenso viele Tore zu schießen. „Die waren natürlich richtig gut aufgelegt.“ Auch in der A-Jugend, für die der damals 17-Jährige eigentlich auflief, überzeugte er: „Wir wurden württembergischer Meister und haben dann in der Gruppenphase der deutschen Meisterschaft alles weggehauen, über Bayern und
Kaiserslautern – aber im Viertelfinale war dann gegen Dortmund Schluss.“

Auf die erfolgreiche Zeit beim VfB folgte der Wechsel zum Regionalligisten SSV Reutlingen, wo er mit Ralf Rangnick zusammenarbeitete. „Das war sicherlich von dem, was ich fußballerisch und taktisch erleben durfte, auf höchstem Niveau. Er wurde nicht umsonst ‚der Professor‘ genannt. Das war ein Wahnsinnserlebnis“, erinnert sich Berggötz. Daraufhin wartete beim Verbandsligisten TSV
Ofterdingen eine neue Aufgabe auf den motivierten Kicker, der für sein Alter schon einiges erlebt hatte.

Doch alles kam anders: Berggötz erlitt einen von insgesamt drei Kreuzbandrissen seiner Karriere, die ihm den Weg in den Profifußball verwehrten. „Da kommt schon der Punkt der Demut dazu. Zwar bin ich sehr froh, mich durchgeboxt zu haben und nach Nackenschlägen wieder aufgestanden zu sein, aber trotzdem gibt es diese kleine Frage: Was wäre wenn?“

Nach seiner Wiedergenesung kämpfte sich Berggötz aber doch noch einmal heran und wechselte zur TSG Balingen, bei der er weitere fünf Jahre in der Verbandsliga spielte und im Anschluss daran für fünf weitere Jahre zum FV Rottweil transferierte, wo er unter Trainer Reiner Scheu lernte, Pflichtbewusstsein zu entwickeln: „Scheu hat mich unglaublich geprägt. Er ist Fußballfanatiker und absoluter Vorbildcharakter. Ich habe als Kapitän Verantwortung mitgetragen und dadurch viel gelernt.“ Vor diesem Hintergrund spielte Berggötz mit Rottweil eine fulminante Saison, die Scheu-Elf verlor lediglich die Auftaktbegegnung gegen Gärtringen und gewann alle verbleibenden Spiele. Trotzdem führte der Weg in den höheren Gefilden schnell nach unten und schon nach einer Saison in der Verbandsstaffel waren Berggötz und der FVR wieder in der Landesliga-Tristesse angekommen. 2008 wechselte der Stürmer dann ein letztes Mal, und zwar zum TSF Dornhan in die Bezirksliga. Dort angekommen, mischte Berggötz die Spielklasse auf: Mit 15 Toren in seiner Debütsaison sorgte er nahezu im Alleingang für den Aufstieg in die Landesliga. Dann jedoch der dritte Kreuzbandriss, welcher ihn dazu zwang, zuzuschauen, wie der TSF wieder abstieg. Trotzdem blieb er Dornhan treu und begleitete die Mannschaft auch weiter als Spielertrainer. 2013 war es jedoch an der Zeit, die Prioritäten neu zu vergeben: „Ich habe dann zur Winterpause die Vorstandschaft in Dornhan informiert, da ich die Familie in den Fokus rücken wollte.“

Das hat offensichtlich funktioniert, vergangenen Oktober hat Berggötz geheiratet – unter tatkräftiger Unterstützung seiner ehemaligen Spieler aus Dornhan, die allesamt Spalier standen. Vermissen tut er das Fußballgeschäft natürlich trotzdem: „Es war eine tolle Erfahrung. Wenn der Job nicht so viel Zeit einnehmen würde, dann wären meine Kickstiefel zwar vielleicht am Nagel, aber gegen Sportschuhe an der Trainerbank eingetauscht.“

Aber gerade durch besagten Job bleibt Berggötz mit dem Fußball weiterhin in Kontakt: „Ich bin heute Verkaufsleiter für Sportartikel. Das ist zwar ein sehr vereinnahmender Beruf, aber trotzdem sind Hobby und Arbeit dadurch vereint.“ So hat sich also alles zum Guten gewendet. Nach der aufregenden Zeit zwischen Profi- und Amateurfußball, in der viele Dinge zu kurz gekommen sind, ist Daniel Berggötz zur Ruhe gekommen und „froh, dass der Plan aufgegangen ist.“

Wie verfolgen Sie Ihren Heimatverein SV Marschalkenzimmern?

Der Fußballplatz ist nur ein Steinwurf entfernt. Ich verfolge regelmäßig Spiele sowie Tabellenstände von Marschalkenzimmern und übrigens auch von Dornhan.

Was war Ihr größter sportlicher
Erfolg?

Der größte persönliche Erfolg war tatsächlich, dass ich die beiden Anrufe, um in der Profimannschaft des VfB mitspielen zu dürfen, bekommen habe. Ansonsten waren es ganz klar die beiden Aufstiege und Meisterschaften, da das immer etwas sehr Besonderes ist.

Wie sind Sie heute mit dem Sport verbunden?

Ich bin heute noch fußballverrückt und habe eigentlich fast jede meiner ehemaligen Mannschaften im Fokus, was auch mit der beruflichen Natur zusammenhängt, wegen der ich vor allen Dingen noch viel mit den Funktionären der Vereine zu tun habe. Ab und zu kommen auch Einladungen zu kleineren regionalen Turnierchen, bei denen ich auch gerne nochmal selbst die Fußballschuhe schnüre. Natürlich verfolge ich auch die Spiele der Fußballbundesliga auf der Couch.

Was sind Ihre schönsten sportlichen Erinnerungen an die gute alte Zeit?

Die schönste Erinnerung ist für mich das Gefühl, kurz bevor es auf das Spielfeld geht. Wenn jeder hochkonzentriert im Tunnel steht, die Mannschaft sich einschwört… Ich glaube, dass sind die besondersten Erlebnisse, die auch für mich als Torjäger, der ich damals war, noch eins draufgesetzt haben. Daran denke ich noch oft.

Was ist die schlimmste sportliche Erinnerung?

Das sind die Verletzungen, die waren schlimmer als Niederlagen. Niederlagen gehören zum Sport dazu, aber wenn Verletzungen in einer Vielzahl kommen, wird es schwierig. Trotzdem möchte ich sagen, dass Verletzungen zwar das Schlimmste waren, aber auch gleichzeitig das, woran ich am meisten gewachsen bin.

Wer war Ihr härtester Gegner?

Dieter Rinke, damals Trainer von der SG Empfingen, hat den eigentlich offensiven Mitar Vasic umdisponiert, um mich zu bewachen. Das war verdammt hart. Er war mit meinen eigenen Attributen gesegnet, was Rinke richtig erkannt hat. Wir haben uns sehr viele Duelle geliefert.

Treiben Sie heute noch Sport?

Ich gehe wahnsinnig gerne in die Berge und zwar nicht nur zum Wandern, sondern mittlerweile darf man schon sagen zum Bergsteigen. Der Schönste war im letzten Jahr der „Großvenediger“. Auch fahre ich mit dem Mountainbike gerne durch die Berge und gehe ab und zu ins Fitnessstudio.

Was tun Sie sonst in Ihrem Leben?

Ich bin froh, dass aufgegangen ist, was ich mir von Anfang an vorgenommen habe, sprich, mehr Zeit für meine Frau und die Gründung einer Familie zu haben. Natürlich würden wir uns irgendwann riesig über Nachwuchs freuen. Das steht außerfrage an der Nummer eins. Dann ist es ganz klar, dass
Hobby und Beruf für mich ebenfalls eine Berufung sind, für
den Sportartikelbereich tätig zu sein ist ein sehr großer Teil meines Lebens.

Wo gibt es die beste Stadionwurst?

Ich würde sagen, dass es die bei der TSG Balingen gibt. Aus kroatischer Herkunft mit Peperoni, ich glaube, die hieß auch „Peperoni“ und gibt es heute noch.

Verfolgen Sie Sport lieber live im Fernsehen oder vor Ort auf dem Platz?

Ganz klar vor Ort. Zwar mache ich beides, aber vor Ort hat
es einfach diesen regionalen Charakter, woraufhin man sich auch mit alten Kollegen austauschen kann.

Daniel Berggötz im Trikot des VfB Stuttgart. Privatbild

Daniel Berggötz im Trikot des VfB Stuttgart. Privatbild

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Erstellt:
17.02.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 53sec
zuletzt aktualisiert: 17.02.2018, 01:00 Uhr

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