Handball

Zwergenaufstand bleibt aus

Deutschland steht nach dem lockeren 38:24 gegen Saudi-Arabien im WM-Achtelfinale. Der Gegner leistet allerdings kaum Widerstand.

18.01.2017

Von SEBASTIAN SCHMID

Patrick Wiencek (r.) und die anderen großen Abwehrspieler hatten mit den kleinen, quirligen Spielern aus Saudi-Arabien mitunter ihre Mühe. Alles in allem hatte Deutschland das Spiel aber im Griff. Foto: dpa

Patrick Wiencek (r.) und die anderen großen Abwehrspieler hatten mit den kleinen, quirligen Spielern aus Saudi-Arabien mitunter ihre Mühe. Alles in allem hatte Deutschland das Spiel aber im Griff. Foto: dpa

Rouen. Am Ende kam es dann doch, wie befürchtet. Zwei Tage nach dem 35:14-Kantersieg gegen Chile gelang es den deutschen Handballern bei der WM in Frankreich nicht, auch gegen Saudi-Arabien die Konzentration hochzuhalten. Zwar war der 38:24 (21:13)-Sieg vor 2980 Zuschauern in Rouen zu keinem Zeitpunkt gefährdet, sehr ansehnlich war die Partie aber nicht.

Bob Hanning zeigte Verständnis für den Auftritt des Europameisters gegen den krassen Außenseiter, der noch nie ein WM-Spiel gewonnen hat. „Zweimal hintereinander in solchen Spielen die Konzentration hochzuhalten, ist nicht leicht. Da muss man die Mannschaft auch mal in Schutz nehmen.“ Der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bunds (DHB) ordnete auch den sportlichen Wert der Partie ein: „Das war nicht einmal ein hartes Training, das war eine regenerative Einheit.“ Auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson wollte sich mit dem Auftritt nicht lange beschäftigen: „So ein Spiel hakt man sehr gerne schnell ab.“

Wie angekündigt setzte der angeschlagene Paul Drux (Sprunggelenksverletzung) aus. Allerdings machte sich der 21-Jährige mit dem Team warm, so dass davon auszugehen ist, dass er heute (17.45 Uhr/live auf handball.dkb.de) gegen Weißrussland mitwirken kann. Die Chance besteht auch bei Keeper Andreas Wolff, der sich gestern kurz vor dem Schlusspfiff eine Hüftprellung zuzog.

Der EM-Held war zunächst nur zweite Wahl, für ihn startete Silvio Heinevetter. Beide hatten nicht ihren besten Tag erwischt (siehe untenstehender Artikel). Das traf allerdings auch auf die Abwehr zu, die körperlich klar überlegen war. So war zu Beginn Simon Ernst mit 1,95 Metern der kleinste im deutschen Block, der mit Julius Kühn (1,98), Patrick Wiencek (2,01) und Finn Lemke (2,10) die Saudis gleich um mehrere Kopflängen überragte. Deren größter Rückraumspieler misst gerade einmal 1,76 Meter, was Mittespieler Mohammed Alabas (1,68) sogar noch deutlich unterbietet.

Rechtsaußen Tobias Reichmann, der noch nicht an die Galaform der EM anknüpfen kann, drückte es etwas überspitzt aus: „Da war gefühlt keiner über 1,40 Meter groß.“ Diese ungewöhnliche Konstellation bereitete den deutschen Abwehrrecken immer wieder Probleme. So kam gleich zu Beginn Alabas mit Schlagwürfen zum Erfolg. Bis zum 3:3 nach fünf Minuten sah es noch okay aus, dann zogen die deutschen Handballer davon. Zehn Minuten später stand es 10:5 und es war klar, dass Saudi-Arabien nicht über die Mittel verfügt, um dem Sigurdsson-Team gefährlich zu werden. Der Rest war, wie es Hanning ausdrückte, ein lockerer Aufgalopp.

Zumal Nenad Kljaic dieselbe Taktik gegen Deutschland wählte wie Chile. Der Saudi-Coach schonte seine besten Spieler, darunter Topwerfer Mojtaba Alsalem, für das letzte Gruppenspiel gegen die Südamerikaner am Freitag. Der Sieger dieser Partie dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit ins Achtelfinale einziehen. Dort stehen die Deutschen nach dem dritten Sieg im dritten WM-Spiel bereits sicher. Für das DHB-Team geht es allerdings heute gegen Weißrussland und am Freitag gegen Kroatien noch um den Gruppensieg.