Horb · Bosch Rexroth

Zwischen Kurzarbeit und Ansteckungsrisiko

Horbs größter Arbeitgeber kämpft mit einem Konjunktureinbruch und vereinzelten Covid-19-Infektionen. Beim Thema Stellenentwicklung hält sich das Unternehmen bedeckt.

23.05.2020

Von Benjamin Breitmaier

Zwischen Kurzarbeit und Ansteckungsrisiko

Bosch Rexroth ist mit seinen etwa 1000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der Neckarstadt. Eigentlich wurde es ruhig um den Horber Standort an den Kelterwiesen. Ende 2018 schloss der Mutterkonzern das Millionen Euro schwere Sparprogramm ab. Horb kam mit einem blauen Auge davon: keine betriebsbedingten Kündigungen, aber ein Verlust von mehr als 100 Stellen. Dann begann die Pandemie. Anfang Mai trat die gesamte Belegschaft in die Kurzarbeit ein. Davor kämpfte das Werk mit einigen Covid-19-Infektionen unter den Mitarbeitern. Doch langsam scheint auch in den Horber Produktionshallen die „neue Normalität“ einzukehren.

Auf Anfrage gibt das Unternehmen Einblicke in sein Krisenmanagement. Dabei zeichneten sich bereits vor den Einschränkungen durch das Virus erste Dämpfer in der Konjunktur ab: „Die Auftragseingänge im Maschinenbau waren seit dem vierten Quartal vergangenen Jahres rückläufig“, erklärt eine Unternehmenssprecherin der SÜDWEST PRESSE, „jetzt kommt erschwerend hinzu, dass die Folgen der Covid-19-Pandemie auch in dieser Branche sehr deutlich zu spüren sind“.

Vor diesem Hintergrund passe auch Bosch Rexroth seine Produktionskapazität und Arbeitszeit an eine geringere Auslastung an.

Für den Horber Standort bedeutet das: „Für weite Bereiche der Produktion und der Verwaltung wurde ab Mai Kurzarbeit beantragt.“ Zunächst baue der Großteil der Mitarbeitenden in Horb jedoch noch Überstunden ab, ist also zurzeit noch nicht in Kurzarbeit“, führt die Sprecherin aus.

Die allgemeine Konjunkturschwäche und Covid-19-Pandemie trübten die Geschäftserwartung von Bosch Rexroth für 2020 ein. Zu einer Prognose ringt sich die Sprecherin nicht durch: „Die langfristigen Auswirkungen auf unseren Standort in Horb hängen stark von den weiteren Entwicklungen ab, die derzeit dynamisch sind. Es ist deshalb noch zu früh, sich dazu zu äußern.“ Gleiches gilt für die Frage, ob weitere Stellenstreichungen für den Horber Standort infrage kommen. Damit schließt die Sprecherin jedoch eine über das Sparprogramm hinausgehende Reduktion der Produktionskapazitäten nicht aus.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie beschränken sich im Horber Werk nicht nur auf wirtschaftliche Faktoren. Schon vor einigen Wochen wurden Stimmen aus der Belegschaft laut, dass die Werksleitung nicht angemessen auf mehrere Infektionen mit dem Coronavirus unter den Mitarbeitern reagierte.

Dieser Darstellung widerspricht der Betriebsratsvorsitzende des Horber Werks, Alexander Plaz: „Anfangs hatten wir bis zu neun Fälle gleichzeitig gehabt, das war für uns viel. Doch es gab keine Infektionsketten innerhalb des Betriebs, sondern nur Rückkehrer aus Skigebieten, zwei Betroffene waren dann aus dem familiären Umfeld.“ Das hätte zu Unsicherheit in der Belegschaft geführt, es gab vereinzelt Beschwerden.

Insgesamt lobt Plaz das Krisenmanagement ausdrücklich: „Wir als Betriebsrat wurden von Anfang an in die Planung der Maßnahmen einbezogen, für die Mitarbeiter gab es einen täglichen Newsletter.“ Es gebe volle Transparenz, so Plaz.

Dabei wurden beispielsweise separate Ein- und Ausgänge ins Werk definiert, um Kontakte zu minimieren, wie die Unternehmenssprecherin erläutert. Ansonsten unterstütze das Unternehmen eine verstärkte Nutzung von Homeoffice, wie auch Plaz bestätigt. Seit 14 Tagen werden die Mitarbeiter gebeten, wo es nötig ist, Masken zu tragen.

Bei Bekanntwerden der Ansteckungen im Werk wären nach den Vorgaben des Gesundheitsamts alle Kollegen ermittelt worden, bei denen durch Kontakt mit dem Betroffenen ein Infektionsrisiko bestand. „Diese Mitarbeiter haben wir dann bis Ablauf der 14-Tage-Inkubationszeit unverzüglich bezahlt freigestellt oder, wo möglich, aufgefordert, in diesem Zeitraum von zu Hause aus zu arbeiten“, erklärt die Unternehmenssprecherin.

Ein Team aus Werkleitung, Betriebsrat, Werksarzt und weiteren relevanten Abteilungsleitern zu notwendigen Schutzmaßnahmen – zu dem auch Plaz oder einer seiner Stellvertreter gehört – würde sich täglich abstimmen. Bisher sei es gelungen, Infektionsketten im Betrieb zu vermeiden.

Bosch Rexroth Horbs größter Arbeitgeber kämpft mit einem Umsatzeinbruch und vereinzelten Covid-19-Infektionen. Beim Thema Stellenentwicklung hält sich das Unternehmen bedeckt. Zwischen Kurzarbeit und Ansteckungsrisiko