VfB Stuttgart

Zwischen zwei Extremen

Dank eines Mario Gomez in Galaform ist der Abstiegskampf nach dem 2:1 in Freiburg fast schon abgehakt und nun sogar die Qualifikation für die Europa League möglich.

19.03.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Umarmung unter Gewinnern neben den bedröppelten Freiburgern: Dennis Aogo gratuliert Mario Gomez (hinten links) nach dessenTreffer zum 2:1 in der 75. Spielminute, mit dem das Südwestderby für die Gäste aus Stuttgart entschieden war. Foto: dpa

Umarmung unter Gewinnern neben den bedröppelten Freiburgern: Dennis Aogo gratuliert Mario Gomez (hinten links) nach dessenTreffer zum 2:1 in der 75. Spielminute, mit dem das Südwestderby für die Gäste aus Stuttgart entschieden war. Foto: dpa

Freiburg/Stuttgart. Wahnsinn! Mario Gomez meinte damit nicht seine Treffer in der vierten und 75. Minute, durch die der VfB das Derby beim SC Freiburg mit 2:1 entschieden hat. „Wahnsinn, dass wir mit dem neuen Trainer so eine Serie geschafft haben!“ Seit sieben Spielen sind die Stuttgarter ungeschlagen, haben 17 Punkte geholt und sind damit die Abstiegssorgen so gut wie los.

Als „Übergangslösung“ hatte sich Armin Veh vom damaligen Aufsichtsratsboss Dieter Hundt bezeichnen lassen müssen. Auch Tayfun Korkut war Ende Januar allenfalls zweite Wahl. Veh hat den VfB 2007 bekanntlich zur Meisterschaft geführt. Und nun beeindruckt Korkut mit einer grandiosen sportlichen Wende: Aus der in Stuttgart schon gewohnten Rolle des Abstiegskandidaten ist fast blitzartig die eines Europa-League-Asprianten geworden.

Vor allem auch wegen Nationalstürmer Gomez, der just am Freitag, wenige Stunden vor dem Anstoß im Schwarzwaldstadion für die anstehende Länderspielreise nominiert worden war. Alle sechs Treffer in vier Auswärtsspielen seit Korkuts Amtsantritt am 29. Januar hat der Torjäger selbst erzielt. Er spürt nicht nur persönlich das große Vertrauen des Trainers, sondern auch dessen positiven Einfluss auf die Kollegen: „Die Ruhe und Gelassenheit, die Tayfun Korkut von Anfang an ausstrahlt, die hat sich auf die Mannschaft übertragen.“

Gratulation für ein Traumtor

Von Beginn an dominierte der VfB in Freiburg. Dem frühen Kopfballtreffer folgte eigentlich nach einer guten halben Stunde das 2:0. Dennis Aogos Freistoß senkte sich hinter Alexander Schwolow ins Tor. Doch der Schiedsrichters pfiff und winkte ab, weil er ein Foul von Gomez an Robin Koch erkannt haben wollte. Das verhinderte eine komfortablere Führung.

Damit nicht genug: Nach dem Traumtor von Nils Petersen (53.), der den Ball aus spitzem Winkel über Ron-Robert Zieler in die Maschen chippte, schöpften die Gastgeber kurz Hoffnung. Doch Gomez machte bei einem seiner Lieblingsgegner den Unterschied: In den elf Duellen seiner Karriere mit den Freiburgern sind ihm nun schon zehn Treffer gelungen.

Bis zur WM-Nominierung hat der Bundestrainer noch Zeit, Gomez freilich hat sich in absoluter Länderspielform präsentiert. Ansprüche meldet er keine an, sagte aber durchaus selbstbewusst: „Wenn wir und ich genau so weitermachen, dann bringe ich mich für die WM in eine gute Position.“ Nicht nur der VfB hat „einen Lauf“, wie Gomez anmerkte – es ist auch sein Lauf. Da kann Sandro Wagner, der für Bayern München gestern und zuvor in der Champions League traf, noch so oft sagen, dass er der beste Stürmer der Liga sei. Und Nils Petersen kann als treffsicherster deutscher Bundesliga-Torschütze (13 Treffer) noch so erfolgreich sein. Mario Gomez gönnte ihm den sehenswerten Ausgleichstreffer übrigens von Herzen: „Nils hat für mich ein Tor des Jahres erzielt, ich nur das Tor des Tages.“ Es war jedoch das eindeutig wertvollere.

Die Stuttgarter stehen damit als Tabellen-Achter dicht vor den Europa-League-Plätzen. Sogar ein siebter Rang könnte dafür möglicherweise reichen. Doch dieser Punkt bleibt tabu. „Unser Ziel sind die 40 Zähler“, betonte Gomez. Sie gelten als Marke für den Klassenerhalt und könnten gleich nach der Länderspielpause gegen Abstiegskandidat Hamburger SV eingefahren werden.

„Die Europa League ist kein Thema für uns“, sagte VfB-Sportvorstand Michael Reschke. Trainer Korkut möchte rechnerisch ebenfalls erst alles perfekt machen: „Auch wenn die Lage jetzt entspannter ist: Vorher wird bei uns keiner an etwas anderes denken.“ Das könnte sich eventuell an Karsamstag ändern – nach einem weiteren „Dreier“ gegen den neuen Tabellenletzten HSV.