Horb · Landtagswahl-Kandidatur

Die junge Konservative

Katrin Schindele (CDU) möchte die Wirtschaft im Kreis stärken und Fortschritt mit Tradition verbinden.

05.02.2021

Von Dagmar Stepper

Katrin Schindeles Lieblingsfarbe ist Orange. Beim Pressetermin trägt sie ein grünes Oberteil. Ein Zeichen?Bild: Karl-Heinz Kuball

Katrin Schindeles Lieblingsfarbe ist Orange. Beim Pressetermin trägt sie ein grünes Oberteil. Ein Zeichen?Bild: Karl-Heinz Kuball

Gibt ein hiesiger altgedienter CDU-Abgeordneter bekannt, dass er nicht mehr kandidiert, schrillen bei ambitionierten Konservativen die Alarmglocken. Wer ihn beerbt, sitzt so sicher im Stuttgarter Landtag wie das Amen in der Kirche. Im Landkreis Freudenstadt hat es noch jeder Schwarze ins Parlament geschafft.

So wird es auch in vielen Hinterzimmern Thema gewesen sein, wer Norbert Beck beerben wird, als er im Dezember 2019 verkündete, dass es nun genug sei und er 2021 nicht mehr antrete. Katrin Schindele zögerte nicht lange. Kurz darauf warf sie ihren Hut in den Ring und setzte sie sich gegen zwei männliche Mitbewerber durch, obwohl sie gerade erst fünf Jahre CDU-Mitglied ist und kaum über politische Ämter und Erfahrungen verfügt. Daher stellt sich die Frage: Wer ist Katrin Schindele?

Zur richtigen Zeit Ja gesagt

Das Gespräch findet in der SÜDWEST PRESSE-Redaktion statt. Dick vermummt und mit Maske steht Schindele (33) vor der Tür, es regnet. Sie ist in den vergangenen Wochen viel unterwegs gewesen, ein Abstecher nach Horb macht der in Baiserbronn lebenden Frau nichts aus. Außerdem kennt sie Horb gut. Sie hat hier
an der Dualen Hochschule Maschinenbau studiert. Schindele lacht derzeit von vielen Plakaten, sie mag ihr Wahlplakat. „Aber
es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich überall
hängen sieht.“ Sie lacht. Die erste Frage dreht sich um ihre Kandidatur. „Man muss zur richtigen Zeit ‚Ja‘ sagen. Solche Chancen gibt es nicht immer“, sagt sie. Aber Schindele ist sich auch bewusst, dass sie um jede Stimme kämpfen muss. „Sicherheit? Das gibt es nicht.“

Die Politik war in ihrer Jugend kein Thema. „Die Zeit habe ich lieber auf dem Fußballplatz
verbracht.“ 20 Jahre hat sie für den SV Hopfau gekickt. Doch politische Diskussionen kennt sie
vom Elternhaus, ihr Vater war in Hopfau Ortschaftsrat, in Sulz für die Freien Wähler Gemeinderat. Über ihren Mann ist sie zur Jungen Union gestoßen, 2015 ist sie in die Partei eingetreten. Warum die CDU? „Es ist die Mischung aus konservativen, christlichen Werten und Fortschritt. Wenn man was verändern will, braucht man Technologie.“

Beim Thema Wirtschaft kommt Schindele in Fahrt. Eine starke Wirtschaft ist einer der drei Schwerpunkte, die sie sich für den Landkreis Freudenstadt wünscht. Der zweite ist die Infrastruktur – von Straßen über Breitband bis zum Wohnraum –, der dritte der gesellschaftliche Zusammenhalt. Für das Land hat sie ähnliche Prioritäten. „Baden-Württemberg ist für seine Wirtschaft in der ganzen Welt bekannt, das soll auch so bleiben.“ Dafür will sie einstehen.

Gerade klappert sie den Landkreis ab. Firmen, Gastronomen, Tourismus, Bildungseinrichtungen stehen auf ihrem Terminkalender. Die Ochsentour, die jeder Neuling in der Politik durchläuft. Aber coronabedingt finden etliche Veranstaltungen nun im Internet statt. Schindele bedauert das, sie mag lieber das persönliche Gespräch. Ähnlich ist es mit dem Wahlkampf. Der klassische Wahlkampf mit Podiumsdiskussionen mit Gegenkandidaten unter Publikum, Besuche auf dem Wochenmarkt, in den Dorfgasthäusern, Klinkenputzen, das fällt alles weg oder findet eben im virtuellen Raum statt. Schindele kann Letzterem aber auch etwas abgewinnen. „Es ist cool, neue Formate auszuprobieren.“ Facebook, Instagram, Twitter, Clubhouse. Podcast ist in Planung. „Man muss sich breit aufstellen, muss schauen, was nutzen die Menschen um einen rum.“ Aber es wird auch klassisch Flyer für jeden Haushalt geben. Schindele möchte so viele Leute wie möglich erreichen.

Ihr ist ein Überraschungscoup gelungen: Sie zog an Gerhard Fassnacht vorbei, dem Kreisbauernvorsitzenden mit einem großen Netzwerk. Bei der Nominierungsveranstaltung haben ihm etliche die bessere Rede attestiert. Schindele wirkt wie die nette Frau von nebenan, die ungern Position bezieht. Über den Nationalpark – einst gehasst von der CDU, nun geben selbst die Konservativen zu, dass er gar nicht so schlecht ist – sagt sie: „Wenn er ein Leuchtturmprojekt ist, muss er auch von der Bevölkerung mitgetragen werden.“ Welchen Koalitionspartner kann sich Schindele vorstellen? „Mal schauen, was politisch möglich ist.“ Auf jeden Fall wünscht sie sich, dass die CDU wieder stärkste Kraft in Baden-Württemberg wird. Den Spruch „Feind, Todfeind, Parteifreund“, kennt sie, doch am eigenen Leib habe sie ihn noch nicht erlebt. Nach ihrem Laster gefragt, gibt sie zu, dass sie gerne Schokolade isst. Zur Frauenquote: „Als Entwicklerin bin ich im Männerbereich tätig. Frauenförderung ist wichtig, eine Quote muss aber nicht sein.“ Was sie in ihrer Freizeit liebt? Wandern, Fahrradfahren und Essen gehen. Aber vielleicht ist das gerade ihr Geheimnis. Und Juliane Vees als Zweitkandidatin schadet garantiert nicht.

12 Fragen an Katrin Schindele

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

„Zukunft? China! Wie die neue Supermacht unser Leben, unsere Politik, unsere Wirtschaft verändert“ von Frank Sieren.

Welche Musik, Podcasts oder Hörbücher hören Sie, wenn Sie unterwegs sind?

Den Podcast „Sallys Welt“.

Wer ist Ihr politisches Vorbild?

Ein politisches Vorbild habe ich nicht direkt, aber mein Vater hat in mir die politische Basis gelegt.

Welches Getränk macht Ihnen gute Laune?

Leitungswasser gemischt mit spritzigem Mineralwasser und dazu Holunderblütensirup. Das ist für mich der Inbegriff des Sommers.

Wie entspannen Sie sich am liebsten?

Mein Mann und ich haben Katzen. Wenn alles blöd ist, ist es schön, wenn man Tiere hat.

Wo auf der Welt –

außerhalb des Landkreises Freudenstadt – gefällt es Ihnen besonders gut?

In Hopfau, da bin ich aufgewachsen und verbinde damit schöne Erinnerungen.

Was ist Ihr wichtigster persönlicher Wunsch für sich selbst?

Gerade bin ich aufgrund der Pandemie mit wenig zufrieden. Ich freue mich aber darauf, mit Freunden und der Familie mal wieder essen zu gehen.

Was wünschen Sie dem Landkreis?

Dass Menschen sich entscheiden, hierher zu ziehen. Weil es einfach so schön ist hier.

Welche Fähigkeit hat Ihnen im zurückliegenden Jahr besonders geholfen?

Meine positive und optimistische Grundeinstellung, auch wenn es zwischendurch schwierig war. Und dass ich gut zuhören und mich austauschen kann. Empathie fällt mir noch ein.

Was möchten Sie noch unbedingt dazulernen – außerhalb der Politik?

Ich finde technische Sachen superspannend. Filme richtig professionell schneiden, das würde mir gefallen.

Woran erkennen Sie, dass sich eine Diskussion nicht weiter lohnt?

Wenn man merkt, dass der andere nicht an einer Lösung interessiert ist und nicht über die Sache diskutiert, sondern über andere Dinge.

Würden Sie lieber in die Vergangenheit reisen oder in die Zukunft – und warum?

In die Zukunft. Da kann man sehen, ob die Entscheidungen, die man getroffen hat, die richtigen waren.

Katrin Schindele, 1987 in Freudenstadt geboren, wuchs in Hopfau (Landkreis Rottweil) auf. Sie ist verheiratet und wohnt in Baiersbronn. Schindele hat fast 20 Jahre beim SV Hopfau Frauenfußball gespielt, dort ist sie immer noch Mitglied, wie auch in ihrem Wohnort Baiersbronn bei der Trachtenkapelle Mitteltal, dem Trachten- und Blasorchester Baiersbronn und den Kleintierzüchtern Mitteltal und der Fahrradgruppe-Turnverein Baiersbronn.

Nach ihrem Abitur in Sulz hat Schindele von 2007 bis 2010 Maschinenbau an der DHBW Stuttgart studiert. Seit 2010 arbeitet sie als Entwicklungsingenieurin und Projektleiterin bei einem Automobilzulieferer in Stuttgart. Sie ist Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Freudenstadt und des Gemeindeverbands Baiersbronn, engagiert sich sich in der Frauen-Union, der Jungen Union und der Mittelstandsunion.

Vorstellungen der Landtagskandidaten des Wahlkreises Freudenstadt in der NECKAR-CHRONIK: Viviana Weschenmoser (SPD)Winfried Asprion (Grüne)Dr. Timm Kern (FDP)Katrin Schindele (CDU)Dr. Uwe Hellstern (AfD)Niko Kulisch (Die Linke)