Tobias Zug über die Rottenburger Volleyball-Bundesliga-Saison

So lange Uli Hoeneß nicht auf andere Gedanken kommt

In der vergangenen Saison hatten die Bundesliga-Volleyballer des TV Rottenburg gerade mal drei Spiele gewonnen. Dafür aber 14 in Serie verloren. Und waren trotzdem schon vor dem letzten Spieltag gerettet, da die VSG Coburg/Grub sich abgemeldet hat. Und es daher keinen sportlichen Absteiger gab. Für die Verlierer der Pre-Playoff-Spiele – unter anderem der TVR – war die Saison einfach vorzeitig beendet.

25.03.2017

Von Tobias Zug

In dieser Runde haben die Rottenburger sechs Spiele in der Hauptrunde gewonnen, die sie als Drittletzter abgeschlossen haben. Und können morgen trotzdem sportlich absteigen. Weil sie als Verlierer der insgesamt drei Pre-Playoff-Spiele – von denen sie auch eins gewonnen haben – in die Abstiegsspiele mussten, und es nach 1:1 in zwei Spielen gegen Solingen zum Entscheidungsspiel kommt. Ist alles etwas kurios und verzwickt – aber so läuft es nun mal oft in den höchsten Ligen in Deutschland, wenn die Sportart nicht gerade Fußball ist. Denn dort fließt das Geld wie das Bier am Oktoberfest, während im Volleyball beispielsweise fast jeder Klub betteln und hausieren muss, um den Sport auf höchstem Niveau betreiben zu können. Deshalb steigen zwischendurch Teams aus der Liga aus, weil Sponsoren plötzlich abspringen oder wollen erst gar nicht rein, weil sie nicht genug Geld haben.

Und so tummeln sich trotz (oder wegen) eines Liga-Masterplans, der die Liga attraktiver machen soll, selten mehr, oft weniger als elf Teams in der höchsten deutschen Volleyball-Liga. Dann steigt vielleicht mal einer ab, aber selten. So lange kein Uli Hoeneß auf den Gedanken kommt, Bayern München auch im Volleyball zu einer Marke zu machen, wird sich daran auf Dauer wohl nicht viel ändern.

Immerhin hat es der TV Rottenburg geschafft, sich durch stete und umsichtige Entwicklung in dieser Bundesliga zu etablieren. Und zwar auf Kosten des Sports, so komisch das klingen mag: Die Bundesliga-Volleyballer haben schon über zehn Jahren eine GmbH gegründet mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer (damals Jörg Papenheim), obwohl das damals noch gar nicht zwingend notwendig war. Gespart haben sie dafür stets an der Mannschaft: Fast nie wurden Spieler als Vollprofis eingestellt; entweder jobb(t)en sie noch bei Sponsoren, mach(t)en gar Ausbildungen dort oder studier(t)en zum Großteil an der Universität in Tübingen, mit der die Rottenburger kooperieren. Und der Trainer würde den Job sowieso wohl auch ganz umsonst machen, wenn der Zeitaufwand nicht so groß wäre: Hans Peter Müller-Angstenberger ist ein Urgestein des Klubs, kommt aus der Stadt, arbeitet als Lehrer in der Stadt. Manch Jüngerer aus dem Klub fragt sich sicherlich, ob’s Volleyball in Rottenburg schon vor Müller-Angstenberger gab.

Der könnte zwar mit seinem Team theoretisch morgen nach zehn Jahren Zugehörigkeit aus der ersten Liga absteigen. Nur: Dank der jahrelangen Vorarbeit des Klubs, der die strukturellen Rahmenbedingungen für Volleyball auf höchstem Niveau geschaffen hat, wird’s dazu wohl auch bei einer Niederlage nicht kommen (siehe Artikel „Vor der Entscheidung“). Die Saison zeigte zwar wieder mal, dass der TVR immer noch weit davon entfernt ist, mit den Top 6 dauerhaft mithalten zu können. Was bei der Kadergestaltung aber auch nicht zu erwarten ist. Junge, unerfahrene Spieler dürfen und machen Fehler wie der 22-jährige Libero Johannes Elsäßer beispielsweise. Elsäßer war die Jahre zuvor praktisch „Lehrling“ an der Seite des langjährigen Liberos Willy Belizer lernen. Nach dessen Abgang setzte das Trainerteam allein auf den jungen Elsäßer als Libero – mutig, aber an Elsäßers guter Entwicklung zeigt sich, dass es sich lohnte.

Offensichtlich ist, dass die Spieler hauptsächlich in der heimischen Paul-Horn-Halle, im selbsternannten „Tollhaus der Liga“, an ihre Leistungsgrenze und darüber hinaus gehen können. Zwar redeten sie sich ein, die Bedingungen in anderen Hallen hätten keinen Einfluss auf ihr Spiel – aber tatsächlich spielten sie auswärts (zu) oft apathisch und konfus. Aber morgen spielen sie ja daheim. Und bleiben deshalb drin. Egal wie.

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Erstellt:
25.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 25.03.2017, 01:00 Uhr

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