Volleyball-Bundesliga

Tränen der Erleichterung

Vor 2000 Fans sichert der TV Rottenburg den Ligaverbleib. 3:1 (25:22, 21:25, 28:26, 25:19) besiegt er die Solingen Volleys im letzten Playdown-Spiel.

26.03.2017

Von Tobias Zug

Geschafft: Sven Metzger, Friederich Nagel, Moritz Karlitzek und Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (von links) nach dem Playdown-Sieg. Bild: Ulmer

Geschafft: Sven Metzger, Friederich Nagel, Moritz Karlitzek und Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (von links) nach dem Playdown-Sieg. Bild: Ulmer

Als Sven Metzger den Ball gegen den Solinger Block haut und von dort der Ball ins Aus geht, ist es kurz nach 19 Uhr. Und Metzger fällt auf den Boden, sein Teamkollege Johannes Elsäßer ebenso wie Moritz Karlitzek. Beide fassen sich ins Gesicht – und weinen. Hemmungslos. Womöglich läuteten ein paar Kilometer weiter in der Heimatstadt des TVR die Glocken im Dom; jedenfalls würde dies passen zur Freude und Erleichterung des Teams und der Fans über den sportlichen Klassenverbleib des TV Rottenburg, der damit in seine elfte Bundesliga-Saison gehen darf.

„Wir sind einfach froh, dass wir gewonnen haben“, sagte TVR-Zuspieler Federico Cipollone, „wir sind jeden Tag vier Stunden in der Halle, rackern uns ab, dann spielen wir gegen ein Team, das nur zwei Spiele gewonnen hat, gegen den Abstieg – gottseidank haben wir es geschafft.“ Seine Eltern hatten auf der Tribüne mitgebibbert in einem Spiel, bei dem die Rottenburger La Paloma auf den Nerven seiner Anhänger spielten.

Schon im ersten Satz ließ der TVR die Solinger nach 22:16-Führung auf 22:24 wieder herankommen, ehe ein Ausball von Solingens Christoph Marks den Rottenburger Satzsieg bescherte. Im zweiten Satz lagen die Rottenburger gar permanent in Rückstand. TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger wechselte unter anderem die Zuspieler (Cipollone für Philipp Jankowski). Doch bis auf zwei Punkte kam der TVR nie näher heran.

Im dritten Satz führte Rottenburg 20:13. Hallensprecher Uwe Schröder zählte schon runter, dass der TVR noch „füüünf, vier, drei, zwei, eins“ Punkte brauchte. Er zählte noch lange. Denn nach drei TVR-Auswechslungen, Patzern und Solinger Blocks stand’s 22:22. Vereinzelt pfiffen Rottenburgs Anhänger, die 30 Solinger Fans standen wieder auf und johlten. Als Trenkler zum 24:23 punktete, hatte der TVR Satzball. Das hatte er noch weitere drei Mal. Bis Trenkler nach Zuspiel von Friederich Nagel tatsächlich den Satzgewinn sicherte. „So eine Führung darf man aber nicht mehr so aus der Hand geben“, sagte Rottenburgs Außenangreifer Tim Grozer.

Bis zum 15:15 war auch der vierte Satz ausgeglichen. Dann schlugen die Minuten des Moritz Karlitzek. Nachdem Nagel zuvor vier Mal geblockt hatte, wummerte Karlitzek die Kugel zum 16:15 ins Feld, was die Hallenlautstärke wieder um ein paar gute Dezibel nach oben trieb. Erst recht, als er gnadenlos das 17:15 von Außen schlug. Solingen nahm die Auszeit. Doch Karlitzek war in Fahrt gekommen, machte das 18:15. Seine Aufschläge drosch er mit Karacho auf die Solinger, die mit Mühe danach ihre Angriffe starteten. Falls der Ball zurück kam, wusste Cipollone, wem er die Bälle kurz servieren musste – Karlitzek, dem Matchwinner. „Ich bin heilfroh, dass wir es geschafft haben“, sagte Karlitzek, „die ganze Woche hat einen so mitgenommen.“ Und ihn selbst das Spiel, der Schluss, der Sieg. Müller-Angstenberger nahm Karlitzek lange in den Arm. „Wir hatten mehr zu verlieren als Solingen“, sagte der Trainer, „unser Vorteil war, dass heute alle da waren in der Halle, die Zuschauer waren wie elektrisiert. Jeder hat kapiert, dass wir sportlich nicht absteigen wollten. „ Und auch nicht werden.

Berlin-Spiele als negativer Wendepunkt

Die Saison ist zu Ende für den TV Rottenburg. Eine „eigentlich geile Saison, die wir spielten“, wie Zuspieler Federico Cipollone sagte, „bis zum Berlin-Wochenende – dann bricht so vieles ein.“ In Berlin verlor der TVR erst gegen die Volleys, danach überraschend gegen das Junioren-Nationalteam des VCO. „Dieses Spiel, wie wir verloren haben, hat uns bis zum Schluss verfolgt“, sagte TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger. Noch heute ärgere er sich über die „Fehler, die ich da als Trainer gemacht habe“. Gestern jedenfalls waren alle nur erleichtert, dass der Super-GAU, der sportliche Abstieg, verhindert wurde. „Ich hoffe, der Kasten Bier ist schon in der Kabine“, sagte Cipollone. Für ihn steht demnächst eine Knie-Operation an am Knorpel: „Die Saison hat Spuren hinterlassen.“

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Erstellt:
26.03.2017, 23:13 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 26.03.2017, 23:13 Uhr

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