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Schufa – Was ist das eigentlich?

95 Prozent aller Banken in Deutschland arbeiten mit der Schufa zusammen

05.02.2016

Bild: Vi5-a-Vi5 (CC0-Lizenz) © pixabay.com

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Allerdings: Um Auskünfte zu bekommen, muss der zu überprüfende Kunde einwilligen.

Wer in Deutschland etwas auf Raten bezahlen oder einen Kredit bekommen möchte, dessen Daten werden vorher von der Schufa durchleuchtet, ein gängiger Begriff – doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Namen?

Kaum jemand, der einen Fernseher per Finanzierung erwerben möchte, kommt um sie herum. Auch nicht der, der sich den Traum vom Haus erfüllen möchte und einen Kredit seiner Hausbank benötigt. Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, so lautet der Name hinter dem Kürzel Schufa. Dahinter verbirgt sich keine staatliche Institution, sondern ein privatwirtschaftliches Unternehmen: Die Schufa Holding AG.

Geschichte

Die Wurzeln der heutigen Schufa lassen sich in die 1920er Jahre zurückverfolgen: Damals hatte die Berliner Städtische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, BEWAG, neben Strom auch ratenfinanziere Haushaltsgeräte im Repertoire. Um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, koppelte die BEWAG die Zahlung solcher Raten an die Stromrechnung. Dadurch bekam sie nicht nur ihr Geld, sondern auch schnell einen Einblick in die Zahlungsmoral ihrer Kunden: Wer regelmäßig Strom zahlte, beglich auch automatisch Abtragungen.

Diese Daten nutzen einige Mitarbeiter, um sich 1927 mit der Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung selbstständig zu machen – die erste Auskunftei. Von dort aus entstanden Tochtergesellschaften in ganz Deutschland. Bis zum Jahr 2000 firmierte die Schufa als eingetragener Verein, dann wurde sie in die heutige Holding AG umgewandelt.

Rechtliches

Warum darf ein privates Unternehmen so tiefe Einblicke in meine privatesten Belange haben, fragen sich nun einige. Dies liegt an der Gesetzeslage in der Bundesrepublik: Grundsätzlich verbietet niemand sogenannten Auskunfteien, personenbezogene Daten zu sammeln. Die Schufa speichert allgemeine Angaben zu Personen wie Name, Geburtsdatum und Adresse, also Dinge, die auch jedem Einwohnermeldeamt bekannt sind. Daneben sammelt sie aber auch Daten zu finanziellen Dingen: Informationen zu Bank- und Handyverträgen finden sich dort ebenso wie laufende Ratenzahlungen, Kreditkarten und Bürgschaften. Legitimiert wird das durch die Schufa-Klausel, in die jeder vor einwilligen muss (eine der vielen Unterschriften, die unter einen Handyvertrag zu setzen sind). Allerdings: Ein Unternehmen oder eine Privatperson (etwa der Vermieter), die bei eine Auskunft einfordern, bekommen mitnichten alle Daten aufgezeigt, sondern nur das, was sie wissen müssen. Der Elektronikdiscounter erhält nur Auskunft über Negativmerkmale: Wer immer termingerecht seine Schulden zahlt, bei dem liegen keine Negativmerkmale vor.

Gemäß Bundesdatenschutzgesetz hat jeder in Deutschland das Recht, bei Auskunfteien Einblick in seine Daten zu bekommen. Bei der Schufa funktioniert das über deren Portal meineschufa.de – allerdings nicht umsonst: Drei „Pakete“ werden angeboten, zu 3,95 Euro, 4,95 und 6,95. Wer einfach nur wissen möchte, was die Schufa über ihn weiß, dem genügt das Basispaket.

Wer arbeitet mit der Schufa?

Da die Schufa ein Unternehmen ist, verdient sie an der Auskunft. Das bedeutet, ihre Geschäftspartner zahlen für jede einzelne Anfrage einen bestimmten Betrag an die Schufa. Doch auch die Geschäftspartner erhalten unterschiedliche Angaben:

Gemäß dieser Unterteilung würde etwa ein Privatmann, der ein Haus zu vermieten hat, als B-Vertragspartner gelten. Ihm sagt die Schufa nur, ob seine zukünftigen Mieter bis dato negativ auffielen.

Gibt es Umwege?

Auch wenn die Schufa laut Eigenangabe 95 Prozent der Banken als Kunden hat, so gibt es natürlich auch Unternehmen, die weder mit dieser Auskunftei noch der Konkurrenz zusammenarbeiten. Das bedeutet: Auch wer in der Vergangenheit aus irgendwelchen Gründen nicht durch hohe Kreditwürdigkeit auffiel, ist nicht bei allen Banken Persona non grata. Während solche Unternehmen früher einen Ruf als „Kredithaie“ mit hohen Zinsen hatten, existieren heute auch Firmen, die ohne Wucherzinsen seriös arbeiten: Hier findet sich eine Liste von Vermittlern für schufafreie Kredite. Allerdings: Auch solche Firmen geben nicht jedem einen Kredit: Ein Nachweis eines festen Einkommens ist ebenso ein Muss wie Sicherheiten, falls das Gehalt nicht für die Abtragung ausreichen würde.

Was tut die Schufa noch?

Neben allgemeinen Angaben bietet die Schufa auch Vorhersagen über Wahrscheinlichkeiten an. Das sogenannte Scoring. Darin werden anhand vorangegangener Ereignisse Aussagen über die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Dinge getätigt. Oder einfach erklärt: Ein Unternehmen, etwa eine Bank, möchte von der Schufa wissen, wie wahrscheinlich es ist, dass der angehende Selbstständige, der einen Kredit zum Aufbau seiner Firma will, auch seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt. Die Schufa ermittelt dann einen Score zwischen 0 und 100 basierend auf logischen Berechnungen. Bekommt der Antragssteller einen Score von 95, wird er seine Kredite mit hoher Wahrscheinlichkeit sauber bedienen können. Bei einem Score von 23 hingegen eher nicht.

Allerdings: Der Score unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen: Bei Banken verteilt sich die Berechnungsgrundlage anders als etwa bei einem Mobilfunkanbieter. Zudem kann jeder schriftlich gegen dieses Scoring Widerspruch einlegen – wird dann allerdings etwaige Nachteile bei künftigen Finanzierungsanfragen tragen müssen.

Wie lange behält die Schufa die Daten?

Wer durch Arbeitslosigkeit einmal bei der Bank in Misskredit fiel, muss sich keine Sorgen machen, dass dies auch noch in 15 Jahren Auswirkungen haben wird: Sofern Kredite und andere Forderungen vollständig getilgt sind, löscht die Schufa die Daten spätestens drei Jahre später – die Person hat dann in der Auskunft wieder eine „weiße Weste“. Lag die Kreditsumme unter 2000 Euro, löscht die Schufa die Dateien auch sofort nach Erledigung der Angelegenheit. Das bedeutet, selbst wenn ein negativer Eintrag vorliegt, ist er in jedem Fall immer spätestens drei Jahre nach Rückzahlung der Summe erledigt.

Fazit:

Die Schufa ist verständlicherweise vielen Datenschützern ein Dorn im Auge. Umgekehrt ist sie aber auch ein zwingend notwendiges Instrument, damit das heutige System von Ratenkauf und Krediten laufen kann. Ohne die Schufa müssten Banken ihre Kredite blind vergeben – zu deutlich höheren Zinsen, um das Risiko abzusichern. Gleichsam wüsste auch kein Vermieter, ob das nette Pärchen, dem er seine Wohnung anvertrauen will, nicht bereits drei andere Vermieter um ihr Geld betrogen hat.

Bild: ed_davad (CC0-Lizenz) © pixabay.com

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Erstellt:
05.02.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 01sec
zuletzt aktualisiert: 05.02.2016, 06:00 Uhr

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