Schwimmtag

Abschied vom Startblock

Rund 4000 Grundschüler sind über die Jahre unter ihrer Gesamtverantwortung ins Wasser gesprungen. Jetzt naht Birgit Kipps letzter Horber Schulschwimmtag.

28.03.2017

Von Gerd Braun

Noch einmal wird Birgit Kipp am Freitag die Horber Grundschüler im Neckarbad auf die Startblöcke bitten, danach ist für sie Schluss. Bild: Braun

Noch einmal wird Birgit Kipp am Freitag die Horber Grundschüler im Neckarbad auf die Startblöcke bitten, danach ist für sie Schluss. Bild: Braun

Am 27. November 1992 war es das erste Mal, dass sich Einzelstarter und Mannschaften aller Horber Grundschulen zum Wettkampf ins 25-Meter-Becken des Neckarbades gestürzt haben. Brust, Freistil, sechs mal 25 Meter Kleiderstaffel und vier mal 25 Meter Rückenflossenstaffel. Das waren damals die Disziplinen, und im Kern ist der Schwimm-Vormittag heute wie damals der selbe. Seit knapp 25 Jahren sind so hochgerechnet rund 4000 Schüler aus Horb, Empfingen und Eutingen mit- und gegeneinander angetreten. So werden sie es auch diesen Freitag tun, wenn im Neckarbad wieder Schulschwimmtag ist.

Birgit Kipp, inzwischen pensionierte Lehrerin und seit jeher die Macherin des Horber Schulschwimmtages, erzählt, wie die Idee seinerzeit entstanden ist. Von einer Schulleiter-Tagung sei damals Schulleiter Peter Veith zurückgekommen mit der von Schulleiter-Kollege Josef Straub gemachten Ansage: „Man muss was fürs Horber Hallenbad tun.“ Und so fing Birgit Kipp an, sich gemeinsam mit Gerd Wachs Gedanken zu machen, was genau man denn tun könnte. So entstand der Horber Schulschwimmtag. Am Freitag ist es der Letzte für Birgit Kipp, und dass es zum Abschied kein Jubiläum ist, liegt an der Schließung des Bades vergangenes Jahr für dessen Modernisierung. Da fiel der Schwimmtag ein Mal aus.

Dankbar für Renovierung

Birgit Kipp ist aber auch gar nicht traurig, dass es für sie „nur“ 24 Schulschwimmtage werden – vielmehr ist sie der Stadt Horb überaus dankbar, dass das Bad zukunftsfähig gemacht wurde. „Das war eine super Investition“, sagt die 62-Jährige, für die das Schwimmen in der Beliebtheit gleich nach dem Tennis kommt. Birgit Kipp weiß das Angebot des Horber Neckarbades voll und ganz zu schätzen. Sie hat als Kind das Schwimmen im Neckar gelernt, Schwimmbäder gab es zu jener Zeit nur wenige.

Ihre zwei Töchter ließen sich in Sachen Schwimmen indes nicht von ihrer Mutter unterrichten. Da aber immer wieder auch Urlaube ans Wasser führten, war dies durchaus wichtig. So wandte Birgit Kipp hier jeweils einen Motivationstrick an. Als Kathrin, die Ältere, einmal von einem aufblasbaren Krokodil geschwärmt habe, das sie unbedingt haben wollte, wurde dieses umgehend gekauft – und auf den Schrank gelegt. Verbunden mit der Zusicherung, sie bekomme es, sobald sie schwimmen könne. Daraufhin habe sich die Tochter eifrig ans Üben gemacht, bis sie schließlich schwimmen konnte. Ähnlich war es bei der zweiten Tochter Carmen.

Die Bewegung im Wasser ist für Birgit Kipp schlicht „die ideale Sportart, und das egal, in welchem Alter“. Freude machen der Pensionärin nach wie vor ihre Trainingsstunden mit der Altheimer DRK-Wassergymnastikgruppe, außerdem leitet sie Aqua-Jogging-Stunden. „Ich liebe das Wasser“, sagt die Horberin kurz und knapp. Sie bedauert aber, dass das Schwimmen im Schulsport immer schwieriger umzusetzen ist.

Heutzutage seien als Lehrer für den Schwimmunterricht methodisch-didaktische Qualifikationen ebenso eine Grundvoraussetzung wie Kurse zum Thema Rettung. Viele Grundschullehrer hätten aber kein Sportstudium absolviert, und so sei es vielerorts schwierig, geeignetes Lehrpersonal für die Schwimmstunden vorzuhalten. Dabei hält Birgit Kipp gerade den Schwimmunterricht, wenigstens im dritten und vierten Schuljahr, für sehr wichtig.

Weil sie nach fast 40 Jahren im Lehramt weiß, dass solche Extra-Veranstaltungen wie der Horber Schulschwimmtag auch für die Schulen mit personellem Extra-Aufwand verbunden sind, dankt sie vorab den Schulleitern und begleiterenden Lehrern für die Bereitschaft, ihren Schülern am Freitag die Teilnahme zu ermöglichen. So werden wie in jedem Jahr auch die eher kleinen Schulen aus Rexingen oder Bittelbronn mobil machen, um eine Mannschaft zu stellen. Neun werden es insgesamt sein.

Wichtiges Gruppenerlebnis

Es gibt immer noch Schüler, die sich drauf freuen“, weiß Birgit Kipp, die solchen Erlebnissen in der Schulzeit einen hohen Stellenwert einräumt. „So ein Gruppenerlebnis ist heute wichtiger denn je“, sagt sie. Dabei lerne man, gemeinsam zu gewinnen oder auch zu verlieren – und ganz ehrlich: „Daran erinnert man sich später mehr als an so manche Mathearbeit.“

Wie es nach dem Abschied von Birgit Kipp mit dem Schwimmsporttag der Horber Grundschulen weitergeht, ist ungewiss. Gewaltig sei der organisatorische Aufwand nicht, sagt die Horberin, aber es brauche halt jemanden, der‘s in die Hand nimmt.

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Erstellt:
28.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 28.03.2017, 01:00 Uhr

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