Ein Koffer und viel Know-how

Braumeister Andreas Grieble startet heute ins Abenteuer Bierbrauen auf Guadeloupe

Wenn Andreas Grieble (27) heute um 9.40 Uhr in München an Bord von Flug AF 1423 geht, tut er dies mit einem sogenannten One-Way-Ticket. Über Paris geht’s per achteinhalbstündigem Inlands-Flug weiter nach Guadeloupe, eine Insel in der Karibik, etwas mehr als halb so groß wie Luxemburg. Was den Isenburger dorthin verschlägt: der Beruf, ein bisschen Abenteuer, ein Projekt. Mindestdauer: zwei Jahre, vielleicht mehr.

30.07.2016

Von Gerd Braun

Stolz auf seinen Schützling: Vom Hochdorfer-Braumeister Marcel Schmid (rechts) habe er, so bekundet der Isenburger Andreas Grieble, alles mögliche beigebracht bekommen. Grieble: „Da steckt viel dahinter, das ist eine ganze Wissenschaft.“Bilder: Kuball

Stolz auf seinen Schützling: Vom Hochdorfer-Braumeister Marcel Schmid (rechts) habe er, so bekundet der Isenburger Andreas Grieble, alles mögliche beigebracht bekommen. Grieble: „Da steckt viel dahinter, das ist eine ganze Wissenschaft.“Bilder: Kuball

Horb. „Ich wollte schon immer mal was im Ausland machen“, sagt Andreas Grieble, der in dieser Woche erst die abschließenden Prüfungen als Bierbrauer-Meister abgeschlossen und bestanden hat. Nach den Prüfungen ging vollends alles ganz schnell bis zu seinem Start ins karibische Abenteuer, und ganz schnell sei sowieso alles gegangen, diese Geschichte betreffend. Schon in den kommenden Tagen wird er Bier brauen in dem französischen Übersee-Departement.

Über den Schulleiter an seiner Münchner Braumeister-Schule sei der Kontakt nach Hamburg zustande gekommen. Dort sitzt die Firma, die in Guadeloupe für Griebles eigentlich künftigen Chef und Investor eine Brauerei aufgebaut hat. Ein Braumeister aus Österreich habe, erzählt Grieble, die Anlage in Betrieb genommen – sei aber schon nicht mehr da, wenn er auf der Insel eintreffen wird. Übergangsweise sei ein Braumeister aus Hamburg vor Ort, und mit dem verbringt der 27-Jährige die ersten zehn Tage. Danach ist der frisch gebackene Braumeister mit seinem Fachwissen und seinem Improvisationstalent sich selbst überlassen. Mit einer Fülle von Aufgaben.

„Vom Halm zum Glas“, fasst Andreas Grieble überbegrifflich das zusammen, was ihn auf „Gwada“ – so nennen die Einheimischen ihre Insel – erwartet. Also: Von der Beschaffung der Rohstoffe bis hin zum Wartungsdienst am Zapfhahn, um all das hat er sich zu kümmern. Gwada, ein gutes Stichwort: So heißt auch die Biersorte, die von dem Österreicher bereits gebraut wurde. Es sei ein leichtes Lager-Bier, so viel hat der Abenteurer schon herausgefunden.

Grieble darf, so wurde ihm signalisiert, durchaus kreativ sein und neue Biersorten brauen. Dem deutschen Reinheitsgebot unterliegt seine Braukunst 7250 Kilometer von der Heimat entfernt nicht. „Mal sehen, was ich mir da alles einfallen lasse“, sagt der Isenburger. Wissend, dass mikrobiologisch andere Gesetze gelten als in Mitteleuropa. Guadeloupe ist vor allem warm, und dies das ganze Jahr über. Das hat durchaus Auswirkungen auf den Prozess des Bierbrauens. Den Segen für neue Sorten – Grieble denkt zunächst an ein leichtes Weißbier – muss sein Chef, der sich selbst um das Marketing kümmert, natürlich schon geben. Der Isenburger denkt aber auch schon weiter, sinniert über Brauerei-Führungen, die er den Gästen anbieten möchte und anderes mehr.

Die Lieferung von Zutaten sei grundsätzlich schon geregelt. Hopfen und Malz kommen, erzählt Andreas Grieble, aus Deutschland. Und das Wasser auf Guadeloupe sei durchaus gut zu gebrauchen – ein weiches Regenwasser, das eigentlich gute Grundlage für einen guten Gerstensaft bilden sollte. Einführen möchte Grieble Fassbier auf der Karibik-Insel, die auch ein beliebtes Urlaubsziel ist – wenn dann die Hurricane-Saison, in die der Isenburger prompt hinein startet, einmal vorüber ist.

Und, wie fühlt man sich, wenn man einmal für so lange Zeit so weit weg ist von zuhause? Besonders nervös, meint Grieble, sei er nicht. Die Arbeit werde ihn schon auf Trab halten, und auch die französische Sprache, die ihm bislang noch fremd ist, werde er sich schon aneignen. Reisen wird der 27-Jährige übrigens nur mit einem Koffer, und zwar einer Leihgabe der Großmutter. Will heißen: Junge, komm’ auch wieder. Drinnen im wesentlichen ein paar Klamotten, Geräte zur digitalen Kommunikation und ein gutes Küchenmesser. Es sei sogar noch ein wenig Platz übrig, erklärt er.

Neben der Großmutter wird ihn vor allem Schwester Anja vermissen, Die beiden haben ein sehr gutes Verhältnis, und die kleine Schwester meinte schon Wochen vor dem Start von Flug AF 1423: „Furchtbar, ganz schrecklich. Ich könnte jetzt schon heulen.“ Die andere Schwester Alexandra sieht’s etwas entspannter, da ist es eher Neffe Elias, der bereits vorab monierte, dass der Onkel dann ja nicht bei seiner Einschulung dabei sein werde… Aber auf jeden Fall sind seitens der Familie Besuche geplant auf Guadeloupe, und im Gegenzug plant Andreas Grieble gelegentliche Aufenthalte in der Heimat.

Und dennoch: „Es gab niemanden, der gesagt hat: Nee, mach’ das nicht“, sagt Andreas Grieble, der nun auch auf sein komplettes Wissen im Zuge seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer bei der Hochdorfer Kronenbrauerei zurückgreifen wird müssen. „Für den Job war die Ausbildung bei Hochdorfer genial“, sagt Grieble, der dort nach seiner Ausbildung noch zwei Gesellenjahre verbracht hatte, ehe er sich in die Braumeister-Ausbildung stürzte.

Sein Ausbilder Marcel Schmid nennt es ein „Mords-Projekt“, in das sich sein Schützling heute stürzt und gibt zu: „Als Lehrmeister bin ich da auch stolz darauf.“ Andererseits gibt er zu: „I het mich des net getraut.“ Das nötige Rüstzeug, das Abenteuer Guadeloupe zu bestehen, attestiert Schmid seinem einstigen Schützling aber allemal: „Er hat alles mitgekriegt, was alles passieren kann; da lernt man, zu improvisieren.“

Geschwister im Hopfengarten: Während Schwester Anja (links) schon Wochen vor dem Abschied traurig über die lange Abwesenheit von Andreas Grieble war, sieht‘s Schwester Alexandra eher entspannt. Allerdings bedauert Neffe Elias (vorne), dass der Onkel bei seiner Einschulung fehlen wird.

Geschwister im Hopfengarten: Während Schwester Anja (links) schon Wochen vor dem Abschied traurig über die lange Abwesenheit von Andreas Grieble war, sieht‘s Schwester Alexandra eher entspannt. Allerdings bedauert Neffe Elias (vorne), dass der Onkel bei seiner Einschulung fehlen wird.

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Erstellt:
30.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 23sec
zuletzt aktualisiert: 30.07.2016, 01:00 Uhr

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