Drang zur Macht

CDU-Kandidat Norbert Beck möchte noch einmal Politik gestalten

Norbert Beck (61) sitzt entspannt am heimischen Esstisch, als er aus dem Gespräch heraus eine Lebensweisheit auspackt: „Du kannst gar net so blöd denken, wie‘s tatsächlich kommt.“ Und wär‘s nicht so gekommen, betrüge Becks Fahrstrecke zur Arbeit wohl immer noch wenige hundert Meter, und es wäre nicht die von Baiersbronn nach Stuttgart.

17.02.2016

Von Gerd Braun

Die zurückliegenden fünf Jahre in der Opposition waren für Norbert Beck nicht ganz so befriedigend: „Es ist schwierig, an Informationen zu kommen“, sagt der Baiersbronner, der noch einmal Akzente setzen möchte. Bild: Kuball

Die zurückliegenden fünf Jahre in der Opposition waren für Norbert Beck nicht ganz so befriedigend: „Es ist schwierig, an Informationen zu kommen“, sagt der Baiersbronner, der noch einmal Akzente setzen möchte. Bild: Kuball

Baiersbronn. Anders gekommen ist es im Jahr 2007. Damals war Carmina Brenner zur Leiterin des Statistischen Landesamtes ernannt worden. In dieser Funktion an der Spitze einer Oberbehörde in der Exekutive musste die Altheimerin ihren Sitz im Landtag räumen; und damit machte der Weg des damaligen Baiersbronner Bürgermeisters Norbert Beck unverhofft einen ziemlichen Bogen, denn als Zweitkandidat rückte er für Carmina Brenner am 19. September 2007 nach.

Seine Wurzeln leugnet Norbert Beck aber nicht: „Ich bin halt ein Kommunaler“, sagt er und bekennt sich mit dieser Aussage zu seiner Vergangenheit als Bürgermeister und anderen Ämtern auf kommunaler Ebene. Und dennoch stellt er sich als Landtagsabgeordneter den Herausforderungen, die dieses Amt mit sich bringt. Unter anderem war seine bisherige Arbeit als stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses prägend für ihn.

Am 13. März strebt der 61-Jährige zum zweiten Mal als Erstkandidat der CDU in den baden-württembergischen Landtag. Und dabei hat er ein ganz klares Ziel: Er möchte wieder als Mitglied der Regierung wirken. Und zwar nicht irgendwie, sondern „wir müssen so stark werden, dass gegen uns keiner regieren kann“. Selbstbewusste Aussagen eines Politikers, der sich in seinem Wahlkreis der Wählergunst relativ sicher sein kann. Dennoch, fügt Beck hinzu, gelte es um Stimmenanteile zu kämpfen – und zwar landesweit.

Der zweifache Familienvater, der vor kurzem zum ersten Mal Opa geworden ist, denkt sich indes schon ein wenig in die Verantwortung eines Regierungsmitgliedes und nennt drei Schwerpunkte, die ihm in der kommenden Legislaturperiode besonders am Herzen liegen: Infrastruktur, Bildung und Sicherheit.

Beim Thema Infrastruktur sieht Norbert Beck nicht nur im Straßennetz Nachholbedarf, sondern auch im Datennetz: Gerade in ländlichen Regionen komme dem schnellen Internet eine stetig wachsende Bedeutung zu.

Beim Bildungsthema nachbessern würde Norbert Beck gerne im Bereich der Gemeinschaftsschulen, die der CDU-Mann bevorteilt sieht. „Ziel ist es, diese Bevorzugung abzuschaffen“, lautet die klare Aussage Becks dazu.

Das Thema Nummer drei, die Sicherheit, hat dieser Tage grundsätzlich eine besondere Bedeutung erlangt. „Ich glaube, dass gerade die innere Sicherheit das wichtigste Thema ist – das ist ein Teil der Lebensqualität“, betont Beck nicht nur aufgrund der Vorkommnisse von Köln in der Silvesternacht. Der Nachbesserung bedarf es speziell auch in seinem eigenen Wahlkreis bei der von Grün-Rot umgesetzten Polizeireform, deren grundsätzliche Notwendigkeit er überhaupt nicht infrage stellt. Aber: „Die zwölf Präsidien können nicht in Stein gemeißelt sein“, sagt Beck, der die polizeiliche Führung für den Nordschwarzwald in Pforzheim wesentlich sinnvoller angesiedelt sähe als in Tuttlingen.

Und noch ein Thema schneidet der CDU-Kreisvorsitzende an, auf das er regelmäßig kommt, wenn er aus dem Fenster seines halbhoch im Baiersbronner Oberdorf gelegenen Architekten-Hauses schaut: den Nationalpark. „Ich bin keineswegs ein Gegner“, stellt Norbert Beck zu diesem in Baiersbronn lange und heftig umstrittenen Projekt klar. Aber das Wie der Umsetzung durch die amtierende Landesregierung hat ihm dabei missfallen. Er selbst hätte zwar ein Biosphärengebiet favorisiert, doch gründend auf der bereits vollzogenen Umsetzung des Parks würde Norbert Beck dahingehend Veränderungen anregen, dass der zweigeteilte Nationalpark zu einem, dafür aber grundsätzlich über einer Meereshöhe von 900 Metern liegen würde. Dies hätte, so Beck, den Vorteil, dass die tiefer gelegenen Flächen wieder forstwirtschaftlich nutzbar wären.

Norbert Beck ist entspannt. „Ich habe alles schon mal durchgemacht“, weiß Beck – und dabei kommt unweigerlich der 8. Mai 2015 zur Sprache: der Tag seiner Nominierung. Das, räumt der gebürtige Renninger ein, sei der „schwierigste Teil der Geschichte“ gewesen. Aus Horb war ja Thomas Kreidler als Gegenkandidat angetreten. Die Mobilisierung habe dann aber doch funktioniert, blickt Beck auf die rund 100 Stimmen Vorsprung, mit denen er diese Wahl gewonnen hat, zurück.

Das Verhältnis zwischen ihm und Kreidler habe, versichert Beck, darunter nicht gelitten. „Ich bin kein Typ, der nach hinten schaut“, sagt Beck, der vielmehr die Zusammenarbeit mit Kreidler lobt. „Es steht nichts zwischen uns; wäre das nicht so, würde es mich belasten“, räumt Familienmensch Norbert Beck ein. In den kommenden Wochen wird ihn der Wahlkampf noch schwer fordern; ab dem 13. März aber hofft der stolze, junge Großvater, mit seiner Frau Marianne öfter mal seine auswärts lebende Tochter und das Enkelkind besuchen zu können.

Norbert Becks Biografie

Geboren wurde Norbert Beck am 26. Juli 1954 in Renningen (Kreis Böblingen). Er machte Abitur am Johannes-Kepler-Gymnasium in Leonberg. Von 1974 bis ’78 absolvierte er eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) bei der Stadt Leonberg, der Gemeinde Renningen und an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Stuttgart. Im Anschluss arbeitete er bis 1983 als Leiter des Ordnungs-, Kultur- und Sportamtes und von da an bis 1988 als Leiter des Hauptamtes in Renningen. Von 1989 bis 31. August 2011 war Norbert Beck Bürgermeister von Baiersbronn. In die Landespolitik kam er am 19. September 2007 als Nachrücker für die ausgeschiedene Carmina Brenner. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses. Seit 1991 ist er Mitglied der CDU und seit 2014 Kreisvorsitzender. Norbert Beck ist seit 1975 mit seiner Frau Marianne verheiratet. Er hat zwei erwachsene Töchter, Miriam und Fiona, und seit kurzem ist er erstmals Großvater.

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Erstellt:
17.02.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 17.02.2016, 01:00 Uhr

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