Kreis Freudenstadt/Region · Wirtschaft

Konjunkturbericht der IHK: Aufschwung lässt auf sich warten

Nur 16 Prozent der Unternehmen im Nordschwarzwald berichten von positiven Geschäftsaussichten. Das geht aus der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK hervor. Vor allem in der Industrie ist die Lage kritisch.

10.05.2024

Von NC

Grafik: IHK Nordschwarzwald

Grafik: IHK Nordschwarzwald

Die deutsche Wirtschaft schwächelt seit einem Jahr. Obwohl das Statistische Bundesamt nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent für das erste Quartal 2024 ein Mini-Wachstum des BIPs von 0,2 Prozent verzeichnete, bleibt die Lage in der Industrie kritisch. Dies geht aus der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK Nordschwarzwald unter rund 250 regionalen Unternehmen hervor.

Nur 16 Prozent dieser Unternehmen berichten von positiven Geschäftsaussichten, verglichen mit 31 Prozent zu Jahresbeginn und 37 Prozent vor einem Jahr. Der Anteil der Unternehmen, die von einer befriedigenden Geschäftslage sprechen, hat sich auf 61 Prozent erhöht, während 23 Prozent eine schlechte Geschäftslage wahrnehmen. Zu Jahresbeginn waren es 19 Prozent, vor einem Jahr nur 5 Prozent. IHK-Präsidentin Claudia Gläser und IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub appellieren für eine starke Beteiligung an der EU-Wahl und fordern bessere Rahmenbedingungen mit weniger Bürokratie und Verbesserungen beim Kurzarbeitergeld.

Besserung zum Jahreswechsel?

„Aktuell gibt es bei den Konjunkturdaten nur geringe Anzeichen für Verbesserungen bei den Früh-Indikatoren ‚Auftragseingänge‘ und ,Geschäftserwartungen‘, aber wir sind zuversichtlich, dass wir für den Jahreswechsel 2024/2025 einen spürbaren Aufschwung erwarten können“, sagt Gläser. Verbuchten vor einigen Monaten nur 6,5 Prozent steigende Auftragseingänge, sind es nun 11 Prozent, rund 48 Prozent sprechen weiter von einer gleichbleibenden Auftragslage, 41 Prozent stellen einen fallenden Auftragseingang fest. Etwas über 20 Prozent erwarten, dass sich die Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten verbessert. Das ist ein Anstieg zum Jahresbeginn um 5 Prozentpunkte. Der Anteil an Unternehmen, der von steigenden Umsätzen ausgeht, ist um 7 auf gut 28 Prozent gestiegen. Der Anteil, der steigende Exporte erwartet, liegt bei knapp 38 Prozent (Jahresbeginn: 30,5).

„Die Region Nordschwarzwald ist eine produktionsstarke Wirtschaftsregion, und deshalb trifft uns diese Konjunkturflaute besonders hart. Die Beurteilung der Geschäftslage liegt daher leicht unter dem Landesschnitt“, so Traub. „Gleichwohl sind die Erwartungen in der regionalen Industrie etwas höher als im Branchenschnitt.

In der regionalen Industrie herrscht weiter getrübte Stimmung. 14 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften – das sind nochmals 10 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn – und 50 Prozent sprechen von einer befriedigenden Situation. Knapp 36 Prozent bezeichnen die Geschäftslage als schlecht. Das sind 26 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Damit einher geht die Bewertung der aktuellen Ertragslage: 48 Prozent geben sie als „schlecht“ an (Frühjahr 2023: knapp 30), 38 Prozent bezeichnen sie als „befriedigend“ und nur 13,5 als „gut“ (Frühjahr 2023: 31). Seit einem Jahr zeigt die Kapazitätsauslastung einen Rückgang von 87 Prozent auf 75 Prozent. Trotzdem erwarten über 25 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Im Frühjahr 2023 waren das nur 18 Prozent.

Im Tourismusgewerbe der Region herrscht weiterhin eine recht stabile Lage: 50 Prozent bewerten die Geschäftslage als positiv (Vorjahr: 53), 37,5 Prozent sehen sie als befriedigend (Frühjahr 2023: 47), 12,5 Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Doch nur 14 Prozent stellen wachsende Umsatzzahlen fest (Jahresbeginn 2024: 44 Prozent), immerhin 57 Prozent geben gleichbleibende Umsätze an.

Und auch die Unternehmen im Bereich Handel und Dienstleistungen zeichnen ein etwas besseres Bild von der wirtschaftlichen Lage als das produzierende Gewerbe: Zwar geben nur etwas über 17 Prozent an, die Geschäftslage sei „gut“ (Frühjahr 2023: 35), doch bezeichnen sie immerhin 72 Prozent als „befriedigend“ (Frühjahr 2023: 65) und nur 10 Prozent als schlecht. Für die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen dieser Branchen werden Energie- und Rohstoffpreise sowie Arbeitskosten und Fachkräftemangel als stärkste Risiken gesehen.

Wo Unternehmen die größten Risiken sehen

In der regionalen Konjunkturbefragung der IHK Nordschwarzwald wurden in der verhaltenen Inlandsnachfrage (76 Prozent), in gestiegenen Arbeitskosten (61 Prozent), bei den Energie- und Rohstoffpreisen (56 Prozent) und – trotz der konjunkturellen Situation immer noch auf Rang vier – der Fachkräftemangel als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens benannt.

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Erstellt:
10.05.2024, 17:53 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 49sec
zuletzt aktualisiert: 10.05.2024, 17:53 Uhr

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